19.05.2014, 12.54 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Zwei Drittel Leerstand: „Millionen-Grab“ Belzer-Gelände

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Gähnende Leere herrscht seit 2004 weitestgehend in den Räumlichkeiten des ehemaligen Belzer-Geländes an der Hastener Straße. - Foto: Archiv

15 Jahre ist es her, dass die damalige Wuppertal GmbH der Stadt das Belzer-Gelände kaufte. Rund neun Millionen D-Mark gab die Stadt-Tochter 1999 aus, um die Sandvik Belzer GmbH mit ihren Hunderten Mitarbeitern an der Hastener Straße zu halten. Vergeblich: Bereits 2004 wurde der 10-jährige Mietvertrag aufgelöst – Sandvik Belzer machte seinen Cronenberger Standort dicht.

Seitdem sitzt die Stadt auf dem rund 35.000 Quadratmeter großen Areal wie auf sprichwörtlichem „sauer Bier“ – wurden die Belzer-Millionen in den Sand gesetzt? Was aus dem Belzer-Gelände wird, will jedenfalls Grünen-Ratsherr Peter Vorsteher wissen: „Nach 15 Jahren wird es doch langsam Zeit, dass der Gewerbepark entwickelt wird“, sagt der Cronenberger Stadtverordnete, der Sprecher der Grünen-Fraktion im Rat ist: „Bevor neue Gewerbegebiete ausgewiesen werden, sollte doch besser das vermarktet werden, was da ist.“

Grünen-Kritik: „Warum passiert da nichts?“

Seit über einem Jahr hake er im Finanzausschuss des Rates zum Thema „Belzer-Gewerbepark“ nach, berichtet Vorsteher – ohne Ergebnis: „Warum passiert da nichts“, fragt sich der Cronenberger Grünen-Politiker. Zumal das Areal auch noch ordentlich Kosten verursacht. Ein paar Zahlen: Bereits im Jahre 2001 ergab eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für das Belzer-Gelände ein Minus von rund 117.000 Mark. 2008 tätigte die Delphin Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG, der Nachfolger der Wuppertal GmbH, für geplante Abrisse an der Hastener Straße eine Sonderabschreibung von rund 682.000 Euro. Ein Jahr später plante die Delphin für das Jahr 2009 zudem Baumaßnahmen in Höhe von rund 230.000 Euro auf dem Belzer-Gelände.

Stadt will seit 2010 Nutzungen vorstellen

„Die Leerstände sollen durch Verkäufe beziehungsweise Entwicklung des Grundstückes behoben werden”, hieß es Mitte Januar 2010 im Wirtschaftsplan der Delphin: Der gesamte Standort Hastener Straße solle überplant werden, da die Gebäude zum Großteil „als nicht vermietungsfähig betrachtet werden“. Drei Monate später, im April 2010, ließ das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal (GMW) die Bezirksvertretung Cronenberg wissen, dass die Gebäude abgerissen werden sollen: „Für die Kostenberechnung und für die auszulotenden Verwendungsalternativen der Produktionsgebäude wurde ein externes Unternehmen beauftragt“, heißt es in dem GMW-Schreiben an die BV – die Ergebnisse würden Anfang Mai 2010 vorliegen und die Nachfolgenutzungen sodann der Cronenberger Politik vorgestellt.

Das Gespräch mag stattgefunden haben, eine Nachfolgenutzung für das Belzer-Gelände hat sich indes in den letzten vier Jahren nicht ergeben: Die Ansiedlung der Studienseminare für die Lehrer-Ausbildung Solingen/Wuppertal scheiterte ebenso, wie eine zwischenzeitlich geplante übergangsweise Unterbringung der Kfz-Zulassungsstelle an der Hastener Straße. Auch Interessenten, die es aus dem Einzelhandelsbereich gab, erhielten einen Korb – Vollsortiment-Supermärkte wie zum Beispiel ein Edeka-Markt seien an der Hastener Straße nicht zulässig, erläutert die Stadt.

Stadt: „Keine schnelle Lösung ist möglich“

Fazit: 15 Jahre nach dem Ankauf des Belzer-Geländes und vier Jahre nach den angekündigten Gesprächen zu Nachfolgenutzungen hat sich an der Hastener Straße kaum etwas getan. Der Leerstand liegt nach Angaben von GMW-Produktmanagerin Andrea Nickel bei satten 66 Prozent – „der Gewerbepark beschäftigt uns ständig“, versichert Nickel: „Wir haben einiges unternommen, aber es müssen ständig Steine aus dem Weg geräumt werden.“

Zwar gibt es seit Jahren Verkaufsverhandlungen mit einem Unternehmen in der Nachbarschaft, das Flächen des Gewerbeparks erwerben möchte. Bei der Vermarktung rächt sich aber, dass die Stadt zuvor kleine Teilflächen des Gewerbeparks verkaufte: „Dadurch ist das Gelände schwierig zu entwickeln“, erläutert Andrea Nickel. Und beinahe resigniert fügt die GMW-Managerin hinzu: „Es scheint keine schnelle Lösung möglich.“