23.06.2014, 17.23 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Oh Schreck“? Zum Ummelden aufs Einwohnermeldeamt

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Nur mal eben aufs Cronenberger Bürgerbüro war nicht, aber auch der Einwohnermeldeamt-Besuch verlief für sie "glimpflich": Grünen-Politikerin Regina Orth machte ungewollt den "Warteschlangen-Selbsttest".

Zum Glück angesichts der Warteschlangen vor dem Einwohnermeldeamt: Einen neuen Pass brauchte Regina Orth nicht. Allerdings musste sich die Cronenbergerin ummelden, weil sie mit ihrer Familie von Herichhausen nach Küllenhahn umgezogen war. Das Pech der Dörperin: Seit 16. Juni sind die Bürgerbüros in Wuppertal wegen der chaotischen Zustände auf dem Amt in Barmen geschlossen – statt zum Rathausplatz musste Regina Orth also doch aufs Einwohnermeldeamt.

Innerhalb einer Woche nach einem Umzug müsse man sich ummelden, berichtet Regina Orth, das Problem dabei: Bei dem Versuch, via Internet einen Termin zu reservieren, wurde der Neu-Küllenhahnerin angezeigt, dass der nächste Termin erst am 6. August frei wäre. Bis dahin hätte Regina Orth auch glatt gewartet und sogar ein mögliches Ordnungsgeld wegen verspäteter Ummeldung in Kauf genommen. Der Haken: Damit sie ihren Telefon- und Internet-Anschluss wechseln konnte, musste sie den Umzug nachweisen.

Einwohnermeldeamt: „Nimm das Zelt mit – samt Kochgeschirr“

Also musste sich Regina Orth doch in die Warteschlange vor dem Amt am Steinweg einreihen und fragte auf ihrer Facebook-Seite um Rat nach: „Wann muss ich denn mit meinem Campingstuhl vor der Tür des Amtes sitzen, um für den gleichen Tag eine Ummeldung zu erreichen?“ Resultat war eine rege Diskussion: „Stell dich spontan an und warte in der Schlange“, riet eine FB-Freundin: „Das ist dann so wie frueher nach Bananen und Apfelsinen anstehen.“ Ein FB-Freund zeigte sich skeptischer: „Nimm lieber direkt das ganze Zelt mit. Samt Kochgeschirr“, riet der Mann. Ein Rat, der nicht ganz einer Grundlage entbehrte, wie eine weiterer Kommentar zeigte: „Eine Bekannte war letzte Woche um 6.40 Uhr da. Hat dann die Nr. 43 bekommen und ab Öffnung 5,5 Stunden gewartet.“

„Das Amt muss zumutbar erreichbar sein“, kommentierte dies ein weiterer FB-Nutzer und ein anderer Diskussionsteilnehmer befand: „Hier ist doch dringend Handlungsbedarf, kann ja nicht jeder ’ne Woche Urlaub nehmen, um die Amtsgänge zu erledigen.“ Ein weiterer Kommentator kündigte Konsequenzen an: „Ich glaub‘, ich überleg‘ mir das noch mit der Wohnungssuche noch mal.“ Regina Orth und ihre Familie überlegten es sich mit dem Umzug nicht mehr, die Cronenbergerin packte auch kein Zelt ein; vielmehr nur mit etwas zu trinken stellte sich Regina Orth am heutigen Montag, 23. Juni 2014, am Steinweg an.

Nur zweieinhalb Stunden gewartet: „Das war relativ entspannt“

Als sie sich um 6.15 Uhr einreihte, standen bereits 25 Wartende vor ihr, nachdem sich um 7.30 Uhr die Türen zum Amt geöffnet hatten, verlief die Wartezeit aus der Sicht der Cronenbergerin jedoch „relativ entspannt“: Zumal der Amtsleiter die Wartenden an der Eingangstür nur in Gruppen einließ und sie – je nach jeweiligem Anliegen – direkt zu den zuständigen Sachbearbeitern lotste, erlebte Regina Orth keine tumultartigen Szenen, die in der Vorwoche sogar zu Polizeieinsätzen am Steinweg führten. Im Gegenteil: Bereits um 8.55 Uhr hatte Orth die Ummeldung in der Tasche – also nach gerade einmal zweieinhalb Stunden.

„Ist das nicht schön“, freute sich Regina Orth auf CW-Nachfrage über ihre „glimpfliche“ Amt-Erfahrung: „Ich habe mich in der Schlange nett unterhalten.“ Allerdings sei die Stimmung insgesamt schon „angespannt“ gewesen, den Mitarbeitern könne jedoch keinerlei Vorwurf gemacht werden: „Das Personal tut sein Bestes – die sind sehr bemüht“, findet Regina Orth. Ursache für das Chaos sei vielmehr der Personalabbau in der Verwaltung. Dieser führe zur Überlastung der Mitarbeiter und sei damit auch Grund für den hohen Krankenstand beim Einwohnermeldeamt: „Dieser Personalabbau ist absolut mitarbeiter- und bürgerunfreundlich.“

Auch wenn sie nun „glücklich umgemeldet“ ist, auf politischer Ebene ist das Thema für Regina Orth noch nicht erledigt – die Cronenbergerin, die Geschäftsführerin der Grünen in Wuppertal ist und für ihre Partei im Stadtrat und in der Bezirksvertretung sitzt, kann nun praktische Erfahrungen in die Diskussion zum Einwohnermeldeamt einbringen…