16.09.2014, 17.27 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Nach „Schwergewicht“ jetzt Krimi „auf dem CronenBerg”

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Autor Hermann Schulz (li.) mit CronenBerg-Organisatorin Sibyl Quinke und Olaf Hensel von Foto-Media Hensel.

Bei der 8. Lesung in der Reihe „Literatur auf dem CronenBerg“ konnten die Hausherren Gerd und Olaf Hensel (Foto-Media Hensel) sowie die Autorin Sibyl Quinke als Leiterin der Literatur-Reihe ein literarisches „Schwergewicht“ aus Wuppertal begrüßen: Kosmopolit Hermann Schulz, ehemaliger Chef des Peter-Hammer-Verlages, las in dem Dörper Foto-Studio vor zahlreichen Gästen aus seinem neuesten Roman „Die Nacht von Dar es Salaam“.

Hermann Schulz, in Afrika geboren, am Niederrhein aufgewachsen und mit vielen Preisen ausgezeichnet, schrieb an diesem Buch, welches Ende August erschien, fünf Jahre. Wochenlang recherchierte der 75-Jährige dazu in Archiven im fernen Ostafrika. „Die Nacht von Dar es Salaam“, vom Autor mit realem Hintergrund frei gestaltet, spielt im Jahr 1938, in welchem der Missionars-Sohn im heutigen Tansania zur Welt kam. Ein heruntergekommener deutscher Missionar versucht darin an seinem letzten Tag in Afrika sein Gewehr zu verkaufen. Als Preis möchte er drei Sack Rohkaffee. Der Mann wird von seinem früheren „Boy“ Ndasenga Sebalili, den es wirklich gab, begleitet, doch alle Verkaufsversuche scheitern.

Der Roman spiegelt die letzten 24 Stunden des Missionars in Afrika sowie die Gespräche mit Sebalili wider. Diese münden in unglaublich dramatischen und auch unterhaltsamen Erlebnissen der beiden Gefährten, sind aber ebenso eine Lebensbeichte des „weißen Mannes“. „Vieles in der Erzählung wäre mir selbst so nie eingefallen“, erklärte Schulz die authentischen Inhalte einzelner Kapitel. Doch der Schulz-Roman stellt auch Fragen: Ist die Abreise des Freundes für seinen „Ex-Boy“ eine Befreiung? Kann ein aufrechter Weißer im Unrechtssystem der Kolonialzeit schuldlos bleiben? Warum haben ihn die britischen Kolonialherren wegen einer langen Liste von Verfehlungen nicht verhaftet? Und wer lieferte vor der Abreise drei Sack Kaffee am Schiff ab, mit dem der Missionar schließlich die Rückreise antritt?

Hermann Schulz las aus seinem Roman locker und lebendig wie ein Hörspiel und zog die Zuhörer in seinen Bann. Die Cronenberger Literaturfreunde erlebten Kostproben einer spannenden Geschichte, man fühlte sich schnell zurückversetzt in ein fernes Land und in eine andere Zeit. „Die Nacht von Dar es Salaam“ hat 200 Seiten und ist unter ISBN  978-3-95558-064-3 im Buchhandel erhältlich.

Nächste Lesung „auf dem CronenBerg“

Gibt es Hexen in Wuppertal? Oder war es doch nur ein Unfall auf der Autobahn 46? Dieser Frage geht am kommednden Samstag, 20. September 2014, die Autorin Sibyl Quinke bei der nächsten Ausgabe von „Literatur auf dem CronenBerg“ nach. Bei Foto-Media Hensel an der Hauptstraße 1 liest Quinke aus ihrem Buch „Tod am Elisenturm“. Mit von der Partie ist ab 17 Uhr auch wieder der Cellist Max Maxelon. Der Eintritt ist frei.