22.11.2016, 19.33 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Seilbahn-Bürgergutachten: Viel Lob, aber auch Mahnungen

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Oberbürgermeister Andreas Mucke mit einigen der Seilbahn-Experten bei der Bürgergutachten-Übergabe im Barmer Rathaus.

Durch die Bank positiv wurde die offizielle Vorstellung des „Bürgergutachtens zum möglichen Bau einer Seilbahn in Wuppertal“, so der Titel des 67-seitigen Votums der Laiengutachter, aufgenommen. Prof. Dr. Hans-Liudger Dienel, der Geschäftsführer des Berliner nexus Instituts, welches die Planungszellen durchführte, erinnert in seinem Vorwort daran, dass sein Vater Peter Dienel das Bürgerbeteiligungsmodell zwar vor rund 40 Jahren an der Wuppertaler Universität entwickelt hatte.

Dass die Planungszelle erst jetzt erstmals in Wuppertal angewandt wurde, erinnert Hans-Liudger Dienel an den Propheten, der nichts im eigenen Land gilt – wäre Johannes Rau, ein Freund seines Vaters, „länger Wuppertaler Oberbürgermeister geblieben, hätte es sicher schon in den 1970er Jahren Planungszellen“ gegeben, zeigt sich der Dienel-Sohn in seinem Vorwort überzeugt. Warum der Prophet zu Lebzeiten nichts im eigenen Land galt und Wuppertal 40 Jahre ein weißer Fleck auf der Planungszellen-Landkarte blieb, ist umso mehr nach der Resonanz der Wuppertal-Premiere die Frage.

OB Mucke: „Sie sind jetzt die wahren Seilbahn-Experten…“

„Wir haben Geschichte geschrieben“, freute sich der zuständige Dezernent für Bürgerbeteiligung, Panagiotis Paschalis, über die erfolgreiche Durchführung der ersten Planungszellen im Tal; „es ist phänomenal, was geleistet wurde“, dankte auch Oberbürgermeister Andreas Mucke den Bürgergutachtern für ihre viertägige Mitarbeit: „Dass Sie das mitgemacht haben zeigt, dass wir das öfters machen sollten – Sie sind jetzt die wahren Experten zur Seilbahn.“

Wie berichtet, sprachen sich die insgesamt 48 Bürgergutachter mit 37:12-Stimmen dafür aus, dass die Seilbahn-Idee von der Stadt weiter geprüft werden sollte. OB Mucke unterstrich, dass dieses Votum nur eines von insgesamt drei Grundlagen (Rechtsgutachten und Wirtschaftlichkeitsprüfung) sei, anhand der Rat seine Grundsatzentscheidung fällen werde. Mucke betonte aber auch, dass das einhellig positive Votum der Laiengutachter zu ihrer Tätigkeit noch mehr Mut mache, das Bürgerbeteiligungsmodell „Made in Wuppertal“ nochmals anzuwenden.

Bürgergutachter mahnen: „Die Ergebniss ernst nehmen!“

In der Tat: Auch wenn sich ein Viertel der Laiengutachter gegen eine Weiterprüfung der Seilbahn aussprachen, in einem waren sich alle 48 Gutachter einig: Die Durchführung von Plaungszellen zur Bürgerbeteiligung war ein Erfolg – den Ablauf der vier Planungszellen-Tage fanden über 90 Prozent der Teilnehmer gut bis sehr gut, ebenfalls über 90 Prozent zeigten sich mit dem Ergebnis zufrieden und sogar alle Gutachter würden Bekannten empfehlen, an Planungszellen teilzunehmen.

Allerdings schrieben die Bürgergutachter der Stadt bei den weiteren Seilbahn-Planungen eine ganze Reihe von Anliegen ins Gebetbuch: So appellieren sie an Politik und Planer, die Ergebnisse des Bürgergutachtens ernst zu nehmen. Konkret fordern sie vor allem, dass die möglichen Kosten des Seilbahn-Projektes genauer benannt werden. Gleichzeitig befürchten die Bürgergutachter, dass das ÖPNV-Angebot für die Anwohner im Bereich der Seilbahntrasse ausgedünnt werden könnte – dazu dürfe es nicht kommen, lautet die Empfehlung der Gutachter.

„Ich bin begeistert, dass man Bürgern Verantwortung übertragen hat“, sagte Teilnehmer Sebastian Hopstein bei der Übergabe des Bürgergutachtens im Lichthof des Rathauses Barmen: „Ich bin gespannt, wie Sie jetzt damit umgehen.“ Erst daran wird sich bemessen, ob das Bürgergutachten tatsächlich ein Erfolg war…