19.01.2017, 16.48 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Kreuzungsausbau im Visier? Die Stadt bietet für das „Haus Mees“

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Das traditionsreiche „Haus Mees“ steht zum Verkauf – bislang interessierte sich aber niemand für das Cronenfelder Fachwerkhaus, das vermutlich bereits im 18. Jahrhundert errichtet wurde. -Foto: Matthias Müller

„Ich wollte schon immer mal eine Versteigerung miterleben“, sagte eine Frau am 10. Januar 2017 auf dem Flur  des Wuppertaler Amtsgerichts. Da war gerade die Zwangsversteigerung des traditionsreichen Cronenfelder Gaststätten-Gebäudes „Haus Mees“ beendet und besagte Dame war dabei nicht die einzige „Schaulustige“: Der Gerichtssaal präsentierte sich um 11.10 Uhr zwar gut gefüllt, ein Gebot für das Cronenberger Schieferhaus wurde aber keines abgegeben.

Zunächst nicht, denn nach 20 Minuten meldete sich doch noch ein Bieter: 10.000 Euro warf der Mann in den Ring – das blieb das einzige Gebot für das „Haus Mees“. Der Bieter war ein Vertreter der Stadt und sein Angebot zulässig, dennoch erhielt die Stadt nicht den Zuschlag: Bei einem Verkehrswert von rund 190.000 Euro für das 725 Quadratmeter große, historische Gebäude war das Gebot schlicht zu niedrig. Konsequenz: In etwa sechs Monaten wird es nun einen neuerlichen Versteigerungstermin für das „Haus Mees“ geben.

Martina Eckermann: „Wir wollen uns alle Optionen offen halten“

Eben das war auch der Hintergrund, warum die Stadt als Bieter auftrat. Man habe das „Haus Mees“ keineswegs ersteigern wollen, unterstreicht Stadt-Sprecherin Martina Eckermann. Daher habe die Stadt auch eine nicht-zuschlagsfähige Summe geboten: „Das Gebot hat nur dazu gedient, alle Optionen offen zu halten.“ Ob die Stadt bei einem zweiten Termin wieder für das Denkmal bieten werde, sei völlig offen, betont Eckermann weiter: Mit dem ersten Gebot habe man nur Zeit gewinnen wollen, um das weitere Vorgehen prüfen zu können.

Das städtische Taktieren deutet wohl nicht darauf hin, dass sie das Haus an der Hahnerberger Straße 303 als gastronomische Adresse für Cronenberg erhalten will. Ebenso darf unterstellt werden, dass die Stadt das verschieferte Fachwerkhaus, das seit 30 Jahren unter Denkmalschutz steht, nicht unbedingt für das Cronenfelder Ortsbild erhalten will.

Fördermittel für Kreuzungsausbau waren schon bewilligt

Grund für das überraschende Interesse an dem seit 2015 geschlossenen und seit Monaten zum Verkauf stehenden Haus dürften vielmehr verkehrliche Erwägungen sein. Dabei geht es um den Ausbau der Kreuzung Cronenfeld. Diese ist das Nadelöhr auf dem Weg nach Cronenberg: Besonders im nachmittäglichen Berufsverkehr staut es sich nicht selten bis über den „Neuenhauser Knapp“ hinaus, da sich die Hahnerberger Straße an der Kreuzung auf eine Fahrspur nach Cronenberg verengt.

Insofern ist ein Ausbau des Nadelöhrs auch schon vor Eröffnung des Burgholztunnels und der Zunahme des Verkehrs in Richtung L418 ein Thema bei der Stadt. Ende der 1990er Jahre/Anfang des neuen Jahrtausends hatte das Land sogar Fördermittel dafür bewilligt. Um die Kreuzung verändern zu können, kaufte die Stadt zudem das Grundstück der ehemaligen Metzgerei Vohwinkel an, die zuletzt als „weißes Haus“ („Sylter Stuben“) in Cronenberg Furore gemacht hatte. Dann wurde der Kreuzungsausbau aber wieder zu den Akten gelegt.

Hannelore Reichl hält Veränderungen an der Kreuzung zwar für notwendig. Vor dem Hintergrund der Haushaltslage und der Priorisierung anderer Projekte sei dies aber aktuell kein Thema: „Das ist alles zurückgestellt“, so die Leiterin des Ressorts „Straßen und Verkehr“: „Wir würden vieles gerne tun“, betont Reichl,  die Kreuzung stehe aber auf keiner Agenda.

Auch für den nächsten Doppelhaushalt 2018/19 sieht Ressortchefin Hannelore Reichl keine Chancen. Ob ab 2020 „ein Wurf“ in Cronenfeld möglich sei, hänge auch davon ab, wie sich die Förderprogramme des Landes entwickelten – bei der Dörper Ein- beziehungsweise Ausfallstraße handelt es sich um einen Abschnitt der Landesstraße 427…