10.05.2011, 11.45 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Piaf im TiC-Theater: Genießen wie Gott in Frankreich

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Mit ihrem Piaf-Abend "Nein, ich bereue nichts!" (Foto) feierte Julia Meier zuletzt Erfolge im CW-Land, jetzt begeisterte die ehemalige TiC-Sängerin auch die Jury von Europas renommiertesten Gesang-Wettbewerb.

Trotz aller Event-Dinners: Es soll ja Leute geben, die glauben, dass Theater und Essen nicht zusammen passen. Das beste Gegenbeispiel gibt es aktuell auf Schloss Lüntenbeck zu erleben: In Kooperation mit der dortigen Küchenmeisterei präsentiert das TiC hier den Abend „Edith Piaf: Nein, ich bereue nichts“ mit Julia Meier (die CW berichtete). Der Piaf-Abend ist eine wunderbar passende Verbindung von Kultur und Gaumenfreuden – ob auf der Bühne oder auf dem Teller: Was bei dem neuesten Streich des Teams von der Borner Straße geboten wird, ist Stil und Geschmack pur – und zugleich ein Fest für die Sinne.

In puncto Stil lässt schon die Örtlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wer sich selten in die Lüntenbeck verirrt, staunt, mit was für einem Kleinod der Elberfelder Westen glänzen kann. Im zweiten Stock des zartgelben Barockgebäudes ist der Saal mit drei langen, weiß eingedeckten Tischen eingedeckt – es wird fürstlich getafelt. Drängen diese Köstlichkeiten das Bühnenprogramm an den Rand? Nicht im Geringsten – wenn Julia Meier singt, denkt niemand ans Essen. Die junge TiC-Sängerin, die derzeit Musical an der exklusiven Folkwang-Hochschule in Essen studiert, weckt Hoffnungen, dass sie es Größen wie Christoph Maria Herbst oder Patrick Stanke nachtun könnte, die ihre bundesweiten Karrieren bekanntlich ebenfalls beim Dörper Theater starteten. Den Lüntenbecker Saal füllt sie als Edith Piaf ganz aus. „Nein, ich bereue nichts“ bringt die berühmten Chansons der Piaf, eingebettet in ihre Biografie – aber so, als wäre es Edith Piaf selbst, die sie erzählt.

Denn das Programm, von TiC-Geschäftsführer Ralf Budde verfasst, stellt Original-Aussagen der Chanson-Ikone zusammen; Julia Meier macht das großartig. Intensiv und voller Charme zeigt sie eine Piaf, die in ihrer Musik aufgeht. Sie wiegt sich übermütig im Takt, flirtet mädchenhaft mit dem Publikum, um im nächsten Moment theatralisch Positur einzunehmen – wie es das jeweilige Lied eben will. Und der Gesang: Die Stimme ist schön und stark – und bleibt es auch in hohen Tonlagen wie bei „Sous le ciel de Paris“ oder wenn es dramatisch wird…

Begleitet von Stefan Hüfner, musikalischer TiC-Leiter, und Eva Maria Mitter (Akkordeon) ist das Ganze ja auch ein Querschnitt durch das Leben der Piaf – und das rückt manchen bekannten Titel in ein anderes Licht: Wenn die ersten Töne von „L’accordeoniste“ erklingen, hat man gerade erfahren, dass ihre große Liebe Marcel Cerdan bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Wohl in Erinnerung an ihn schüttet Piaf einen Koffer voller Luftpostbriefe aus. Die bedecken am Ende den Bühnenboden zusammen mit zahllosen Rosen – ein Bild, das im Kopf bleibt: Die Liebe war Piafs großes Thema, musikalisch wie persönlich.

Auch die kulinarische Seite des Abends bleibt in äußerst angenehmer Erinnerung – Fazit: „Nein, ich bereue nichts“ auf Schloss Lüntenbeck gilt nicht nur musikalisch, sondern auch kulinarisch, auch wenn der Abend mit immerhin 85 Euro pro Person zu Buche schlägt. Für die nächsten Termine am 8.6., 10.7.) gibt es noch Karten! Reservierungen unter 511 99 51 oder 747 24 24. (Martin Hagemeyer)