18.05.2011, 08.04 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Himmlische TiC-Nonnen – verteufelt gut!

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Sie tanzen, sie singen, sie schauspielern, sie können Bauchreden und Ballett tanzen, sie steppen und sie haben viel Wortwitz – diese fünf Damen sind reich mit Talenten gesegnet. Kein Wunder, es handelt sich ja schließlich um Nonnen, die im Mittelpunkt der Musical-Komödie stehen: Im TiC-Atelier Unterkirchen feierte der Welterfolg „Non(n)sens“ Premiere. Die Zuschauer gaben der Inszenierung von Raik Knorscheidt ihren Segen: Ohne Zugaben entließen sie die TiC-Schwestern nicht von der Bühne – nach dem Off-Broadway setzt „Non(n)sens“ dazu an, die Off-Borner Straße zu erobern!

Die Musical-Komödie von Dan Goggin, unter anderem als „Bestes Off-Broadway-Musical“ ausgezeichnet, missionierte nach New York die Theaterbühnen der Welt: „Non(n)sens“ wurde in 26 Sprachen übersetzt und begeisterte bislang ein Millionen-Publikum. Der Stoff ist ja auch alles andere als klösterlich-streng: Eine missratene Fischsuppe hat fast alle Schwestern des Ordens „Kleine Schwestern von Hoboken“ dahingerafft. Bis auf fünf Schwestern, die sich zum heißgeliebten Bingospielen aus dem Kloster gestohlen hatten. Beim Bingo hatten sie Pech, zum Glück aber haben sie überlebt.

Von Glück kann allerdings zunächst nicht die Rede sein, denn das Geld reicht nur, um 48 der toten Schwestern ordnungsgemäß unter die Erde zu bringen. Die übrigen vier Schwestern müssen in der klösterlichen Tiefkühltruhe „auf Eis gelegt“ werden, bis Oberin Maria Regina und ihr Rest-Orden wieder „flüssig“ sind. Woher aber Geld bekommen? Die fünf Schwestern beschließen eine Benefizshow auf die Beine zu stellen. Was sie in den folgenden zweieinhalb Stunden in der Kulisse von „Grease“ (Bühne: Sandra Beckmann), das aktuell in der Klosterschule aufgeführt wird, auf die Beine stellen, hat das Zeug, die Beerdigungskosten locker einzuspielen. Die frommen Schwestern beweisen zu der von Stefan Hüfner arrangierten und selbst eingespielten Musik ausgeprägtes Show-Talent.

Und nehmen dabei schon direkt zu Beginn das Publikum mit ins Boot: Im lockeren Plausch mit den Zuschauern tritt das Nonnen-Quintett ins Rampenlicht: „Na, haben sie schon ihr Kleingeld in Scheine gewechselt?“, lautet hier die Frage – „Sie sind doch der aus der Beichte?“, heißt es zum Spaß der überraschten Premierenbesucher an einem anderen Atelier-Tisch. Dann ein gellender Pfiff aus der Trillerpfeife und Mutter Oberin Maria Regina hat ihre Schwestern voll „im Griff“.

Aus diesem festen Griff entgleiten die Schwestern zur Freude des Publikums aber immer wieder: Novizinnen-Chefin Maria Hubert kann ihre Lebenslust nicht immer im Zaume halten; Schwester Maria Amnesia hat – nachdem ihr ein Kruzifix auf den Kopf gefallen ist – nicht nur ihr Gedächtnis verloren, sondern auch ein stückweit ihren Verstand, und nicht zuletzt trägt ein geheimnisvoller Rauschtrank sein Übriges zu dem grotesk-komischen „Klostical“ bei. Nonnen und Nonsens – Sabine Henke (Mutter Oberin), Karolin Hummerich (Schwester Maria Hubert), Natascha Neugebauer (Schwester Robert Anne), Jana Konietzki (Maria Amnesia) und Mira Wissmann (Maria Leo) meistern den Spagat unisono: Wie sie in Schwesterntracht (Kostüme: Wiebke Fichte) über die Atelier-Bühne wirbeln – „da tanzt der Benni (Benedict) im Kettenhemd“, wie es in dem Stück heißt.

Alle der fünf der ungleichen TiC-Nonnen liefern einen gleich brillanten Job ab! Singen, Tanzen (Choreographie: Dana Großmann),… – die kleinen (TiC-)Schwestern von Hoboken sind ganz groß, „Sister Act“ anders, aber gut! Himmlisch, wie die sonst so „gefasste“ Sabine Henke „im Rausch“ zum Vamp „Marke Marilyn“ mutiert; erstklassig die Stimme von Natascha Neugebauer, in der Benefiz-Show nur die Zweitbesetzung; wunderbar, wie Mira Wissmann im Tutu einen Spitzentanz a la „Nonnensee“ hinlegt und göttlich Komik und Gesangsleistung von Karolin Hummerich.

Etwas aus dem Rahmen fällt Jana Konietzki: Die junge TiC-Schauspielerin erlebt als Schwester Maria Amnesia eine Sternstunde: Konietzkis Mimik, Konietzki als Bauchrednerin mit Handpuppe, Konietzki als Countrysängerin oder Konietzki als Sopranistin in einem Mozart-Intermezzo – Kompliment für diese großartige Leistung.

Während das himmlische Quintett am Schluss mit einem „Happy End” aus heiterem Himmel belohnt wird, erhörte auch das Publikum den Spendenaufruf der TiC-Schwestern: Es spendete reichlich, und zwar Applaus! Karten für Non(n)sens gibt’s unter Telefon 47 22 11 oder online unter tic-theater.de.