30.10.2011, 11.00 Uhr | Marcus Müller | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
EM-Bronze für Rollhockey-Damen: „Hat richtig Spaß gemacht!“
„Es waren wunderbare Tage hier in Wuppertal“, lobte Carlos Graça nach dem letzten Spiel. Der Präsident des europäischen Rollhockey-Verbandes CERH zeigte sich dabei nicht nur von der Organisation der Rollhockey-Europameisterschaft der Damen in der Alfred-Henckels-Halle beeindruckt, die man seitens der RSC bereits im vergangenen Jahr bei den Wettkämpfen der Herren unter Beweis gestellt hatte. Sondern auch davon, was auf den Zuschauerrängen los war. Denn zuvor durfte Graça hautnah miterleben, wie Spanien ausgelassen den EM-Titel feierte und die deutschen Fans ihre Mannschaft zu Bronze antrieben. Der RSC und die Cronenberger Zuschauer sind eben ganz besonders EM-würdig.
Dass es letztlich für das deutsche Damenteam „nur“ zum dritten Platz reichte, dafür macht Trainer Mike Neubauer in erster Linie zwei Ereignisse aus: „Das zweite Tor von Spanien war eindeutig ein Körpertor, das nicht hätte zählen dürfen. Das habe ich auf Video!“ Die Partie, die am Ende 3:0 für Spanien ausging, hätte mit besserer Schiedsrichterleistung vielleicht eine andere Wendung genommen. Andererseits hadert Neubauer auch mit dem Portugal-Spiel, hier hatte man eine 3:1-Führung noch aus der Hand gegeben und sich letztlich mit einem Unentschieden begnügen müssen. „Das hat uns das Genick gebrochen“, ist sich der Coach sicher. Dass es letztlich nicht zum „Minimalziel Silber“ (Neubauer) reichte, lag an zwei Toren, die den Deutschen zum Gleichziehen in der Tabelle mit Portugal fehlten. Waren es die zwei Penaltys der Schweiz in der Auftaktpartie? Und das Körpertor der Spanierinnen? Es fehlte jedenfalls nur ein bisschen.
„Wir haben das Niveau, oben mitzuhalten“, ist sich Mike Neubauer allerdings sicher und gönnte sich nach dem EM-Bronze kein Sekt, kein Bier – sondern erst einmal ein großes Glas Fanta. Spanien sei zwar noch ein wenig entfernt, resümiert er, Deutschland im Damen-Rollhockey allerdings „eine der besten Mannschaften der Welt“. Entsprechend schwer fällt es dem Trainer, der von DRIV-Teamleiter Jacques Casez bei der Siegerehrung mit einem – mit Fanta und Schokolade – gefüllten Wander-Rucksack verabschiedet wurde, dieses Team nun zu verlassen: „Ich scheide mit vielen Tränen“, erklärt Neubauer seinen Rücktritt. Allerdings merke er, dass nach sechs erfolgreichen Jahren mit zwei Bronze-Medaillen, einem EM-Titel sowie einem vierten Platz bei der Weltmeisterschaft eine Veränderung für die entsprechende Weiterentwicklung notwendig sei. „Die nächsten fünf Jahre mache ich mir keine Sorgen“, zeigt sich Neubauer aber optimistisch und freut sich auf seine neue Aufgabe im Nachwuchsbereich. Dort will der bislang erfolgreichste Damen-Nationaltrainer die Grundlagen für eine glorreiche Zukunft legen.
Große Hoffnungen setzt Neubauer dabei unter anderem in Kelly Heesch, die erstmals bei einer EM im Seniorenbereich dabei war. „Das war schon eine neue Erfahrung“, zeigt sich die 19-Jährige durchaus beeindruckt. Auch wenn sie (noch) nicht zum Einsatz kam und die Enttäuschung über die Farbe der Medaille besonders bei der ehemaligen RSC-Spielerin Maren Wichardt deutlich sichtbar war, freut sich Heesch über Bronze und kommt zum Fazit: „Wir haben eine geile EM gespielt!“ Etwas sachlicher erklärt es hingegen „Oldie“ Beata Geismann, die extra für die Europameisterschaft in Cronenberg ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft „vergessen“ hatte: „Wir haben viele Spiele richtig gut gespielt und hätten Silber verdient gehabt“, ist sich Geismann sicher. Ob der Rücktritt auch weiterhin außer Kraft gesetzt ist, das lässt sich die Grundschullehrerin, die von ihren Schülern wieder lautstark angefeuert wurde, noch offen: „Man soll nie nie sagen, man wird es sehen.“ Die Emotionen auf der Spielfläche und bei den Zuschauern haben bei Beata Geismann während der EM aber auch wieder ein kleines Feuer entfacht: „Es hat richtig Spaß gemacht!“