27.11.2011, 14.41 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Weltkulturerbe für Müngstener Brücke als Rettungsanker

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Die Müngstener Brücke zählt zu den prominentesten Ausflugszielen im Bergischen Land – nun möchte auch die NRW-Landesregierung, dass sie zum Weltkulturerbe erklärt wird. | Foto: Meinhard Koke

Ende Oktober feierte sie ihren 114. Geburtstag, die Müngstener Brücke. Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke, 1897 erbaut, ist nicht mehr ganz rüstig, weshalb sie über Monate gesperrt war und auch jetzt nur mit einer Gewichtsbeschränkung befahren werden darf. Doch dem Bergischen Eiffelturm, wie das 107 Meter hohe Stahlbau-Wunderwerk auch genannt wird, könnte eine Renaissance bevor stehen: die Müngstener Brücke soll UNESCO-Weltkulturerbe werden.

Nachdem eine Delegation aus dem Bergischen sowie der DB Netz AG als  Eigentümer Ende Oktober dazu die offizielle Bewerbung beim NRW-Bauministerium einreichte, berät nun eine unabhängige Jury mit Experten aus anderen Bundesländern darüber, welche zwei Bewerber aus NRW für die bundesdeutsche Welterbe-Vorschlagsliste nominiert werden sollen. Wie die Landesregierung vergangene Woche auf eine Kleine Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Arne Moritz mitteilte, hat es die Müngstener Brücke in die Liste der insgesamt acht NRW-Kandidaten geschafft.

Welche zwei NRW-Vorschläge den Zuschlag erhalten, wird die Landesregierung anhand des Votums der Experten-Jury nun bis Ende Februar/Anfang März 2012 entscheiden. Der weitere Fahrplan sieht so aus: Zum 1. August 2012 wird sich dann die Kultusministerkonferenz der Länder mit den Vorschlägen aus den einzelnen Bundesländern befassen und die deutschen Kandidaten für die Welterbeliste der UNESCO benennen.

In ihrer Antwort auf die Anfrage lässt die Landesregierung durchblicken, dass „zusätzliche Fördermittel unabdingbar“ sind, um den Erhalt der Müngstener Brücke zu sichern. Zwar könne die dringend notwendige Sanierung des Brücken-Denkmals grundsätzlich aus dem Fördertopf des Landes bezuschusst werden – da das NRW-Denkmalförderprogramm jedoch mehrfach überzeichnet sei, hält das Land die Förderchancen aus eigenen Mitteln jedoch für gering. In der Welterbeliste sieht das Land offenbar einen Ausweg aus dem Finanz-Dilemma; wörtlich heißt es in der abgestimmten Antwort der drei Ministerien für Verkehr, Finanzen sowie Kultur dazu: Es gelte die Müngstener Brücke in die UNESCO-Liste „aufzunehmen, um es in der jetzigen Form nachhaltig für weitere Generationen als Denkmal von kultureller Bedeutung zu erhalten“.

Hintergrund: Im Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt verpflichten sich die Teilnehmerstaaten, also auch Deutschland, für den Schutz und Erhalt ihrer jeweiligen Welterbe-Stätten Sorge zu tragen. Der Bund stellt hierfür rund 220 Millionen Euro zur Verfügung. Im Juli 2011 umfasste die UNESCO-Welterbe-Liste 936 Denkmäler in 153 Ländern. In Deutschland gibt es 36 Welterbe-Stätten, in NRW sind es der Kölner und der Aachener Dom, das Schloss Augustusburg bei Brühl, die Zeche Zollverein in Essen und das Fagus-Werk in Alfeld.

Folgende Kandidaten in Nordrhein-Westfalen bewerben sich neben der Müngstener Brücke darum, NRW-Vorschlag für die deutsche Welterbe-Nominierungsliste zu werden:
Astropeiler Stockert (Bad Münstereifel), Zollverein und Industrieelle Kulturlandschaft Ruhrgebiet (Dortmund), Schloss und Park Benrath (Düsseldorf), Krefelder Bauten Mies van der Rohe (Krefeld), Fundort Neanderthal (Mettmann), Prinzipalmarkt (Münster), Urbane Wasserlandschaft Paderborn (Paderborn).