18.04.2012, 12.02 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Tankwartin bewahrt Seniorin vor Ukash-Betrug

Eines muss man Betrügern lassen: Ihrer Phantasie, wie sie an das Geld ihrer Opfer kommen, ist scheinbar keine Grenze gesetzt! Einer relativ neuen Betrugsmasche wäre am Dienstag, 17. April 2012, beinahe eine Cronenbergerin auf den Leim gegangen: Am Vormittag erhielt Ingrid Sauer einen Anruf – die freudige Nachricht der vermeintlichen Mitarbeiterin einer Verbraucherhilfe in Berlin für die 73-Jährige: Aufgrund einer Änderung bei der Gewinnausschüttung von Preisausschreiben stünden ihr stolze 5.800 Euro Preisgeld aus Gewinnspiel-Teilnahmen in den vergangenen Jahren zu.
Das klang in den Ohren der Berghausenerin bestens, zumal sie vor Jahren tatsächlich regelmäßig an Gewinnspielen teilgenommen, aber nie etwas gewonnen hatte. Zumal sich die „Glücksbotin“ als Verbraucherhilfe-Mitarbeiterin ausgegeben hatte, sah Ingrid Sauer keinen Anlass zu Misstrauen, als ihr die Voraussetzung für die Geldauszahlung benannt wurde: Als Gebühr beziehungsweise Steuer, so die Anruferin, seien sogenannte „Ukash“-Gutscheine im Werte von insgesamt 400 Euro fällig. Das sei kein Problem – die Gutscheine für den Einkauf im Internet gebe es an jeder Tankstelle, bei vielen Supermärkten und Lotto-Geschäften, erklärte die Betrügerin; der Gewinn-Bote der Landesbank würde die Ukash-Gutscheine bei der Gewinnübergabe annehmen.
Dass sie den Betrügern nicht auf den Leim ging, hatte Ingrid Sauer dem Umstand zu verdanken, dass sie die Ukash-Gutscheine an der Aral-Tankstelle Berghauser Straße kaufen wollte: Inhaberin Sandra Schürbusch schöpfte sofort Verdacht, als die ihr bekannte Kundin für 400 Euro Ukash-Gutscheine kaufen wollte. Sie schickte die Seniorin zur Polizeidienststelle Cronenberg – damit bewahrte die aufmerksame Tankstellen-Inhaberin die arglose Berghausenerin vor dem Verlust der 400 Euro. Als sich am Mittag erneut die „Verbraucherhilfe-Mitarbeiterin“ bei Ingrid Sauer meldete, um die angebliche Gewinn-Übergabe mit dem „Landesbank-Mitarbeiter“ zu vereinbaren, wurde klar, nach welcher Masche die Ukash-Betrüger arbeiten: Ingrid Temme sollte die PIN-Nummern ihrer Ukash-Scheine nennen – damit hätten die Betrüger die 400 Euro „im Sack“ gehabt.
Als Ingrid Temme erklärte, dass sie die Gutscheine noch nicht gekauft habe, machte die angebliche Verbraucherhilfe-Mitarbeiterin Druck: Wenn sie ihren 5.800-Euro-Gewinn haben wolle, müsse sie die Ukash-Gutscheine umgehend kaufen – der Landesbank-Bote könne nur bis 17 Uhr vorbeikommen. Andernfalls, so die Betrügerin weiter, verfalle ihr Gewinn und werde gespendet. Ingrid Sauer, gewarnt durch Sandra Schürbusch und die Cronenberger Polizei, entschied sich fürs „Spenden“: Ihre 5.800 Euro, so eröffnete ihr die Anruferin aus Berlin, gingen nun an eine Hilfsorganisation in Somalia – wer’s glaubt…
Während der Polizei Cronenberg zuvor noch kein derartiger Betrugsfall mit Ukash-Gutscheinen bekannt geworden war, erfuhr Tankstellen-Inhaberin Sandra Schürbusch auf Nachfrage bei ihrer E-Loading-Hotline, dass die Masche bekannt sei – in einem Fall sei ein älterer Mann um Ukash-Gutscheine in Höhe von insgesamt 1.000 Euro gebracht worden. Dass sich Betrüger als Mitarbeiter von Verbraucherzentralen oder Verbraucherschützer ausgeben, ist für Marlene Pfeiffer nichts Neues: „Unter dem Siegel ‚Verbraucherschutz‘ wird versucht, Vertrauen zu erwecken“, berichtet die Leiterin der Wuppertaler Verbraucherzentrale: „Unsere Mitarbeiter betreiben niemals am Telefon irgendwelche Akquisition“, stellt Marlene Pfeiffer klar.
Hinweise zu Betrügereien mit der Ukash-Masche nimmt die Polizei unter Telefon 0202/247 13 90 (Cronenberg) oder unter 0202/284-0 (Präsidium) entgegen.