28.05.2012, 13.21 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Dunja Voos: In der Luft oder im Wasser…

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Kehrte jüngst von den Deutschen Masters-Meisterschaften mit einem weiteren Titel ins Freibad Neuenhof zurück: Schwimm-Ass Dunja Voos.

Sie hat einen von vielen beneideten Job: Dunja Voos jettet als Chefstewardess der Lufthansa um die Welt. USA, Südafrika oder Tokio, die Solingerin ist vornehmlich auf Langstreckenflügen im Einsatz, ganz ähnlich verhält es sich in ihrer Freizeit: „Langstrecke“ macht Dunja Voos da allerdings nicht in der Luft, sondern vielmehr im Wasser: Die 45-Jährige ist seit Jahren die erfolgreichste Masters-Schwimmerin des SV Neuenhof (SVN), von den Deutschen Masters-Meisterschaften in Köln kehrte Dunja Voos nun mit dem Titel über 800 Meter Freistil in ihr Cronenberger Trainingsbad zurück.

Das Wasser ist bereits seit der Jugend das Element von Dunja Voos: Bis zum 18. Lebensjahr war die Solingerin eine erfolgreiche Leistungsschwimmerin, die bei diversen Deutschen Jahrgangsmeisterschaften über 100 und 200 Meter Delfin sowie ihrer Paradedisziplin, die 800 Meter Freistil, zahlreiche Treppchenplätze einschwamm. Dann ging Dunja Voos an Land, mit 30 Jahren packte sie erneut der Ehrgeiz –  nunmehr als Masters-Schwimmerin schlug sie bei den deutschen Titelkämpfen gleich in drei Disziplinen (200 m und 400 m Lagen sowie 100 m Delfin) als Erste an.

Anschließend folgte ein weiterer „Durchhänger“, mit „40“ griff Dunja Voos erneut zur Schwimmbrille. Der Zufall wollte es, dass Langstrecken-Trainer Daniel Unger auf sie aufmerksam wurde – unter seinen „Fittichen“ schwimmt Dunja Voos in ihren jeweiligen Altersklassen seit fünf Jahren von Erfolg zu Erfolg: Diverse Titel über 800 Meter sowie 2,5 und 5 Kilometer zieren mittlerweile die Sammlung von Dunja Voos, größter Erfolg war wohl der 5. Platz über 3 Kilometer bei der Freiwasser-WM 2010 in Göteborg. National kann ihr kaum eine Schwimmerin das Wasser reichen; einzig, dass sie beruflich um die Welt fliegt, kostet Dunja Voos manche Meisterschaftsteilnahme und damit manchen Titel.

Man ahnt es, der Erfolg der SVN-Schwimmerin kommt natürlich nicht von ungefähr: Bis zu sechsmal in der Woche streift Dunja Voos den Badeanzug über und zieht Bahnen; bis zu zehn Kilometer absolviert die 45-Jährige dabei pro Trainingseinheit. Dazu kommt Krafttraining, Laufen und Radfahren – „das macht natürlich nicht immer Spaß“, bekennt Dunja Voos: „Aber das Schwimmen ist für mich wie das tägliche Zähneputzen.“ Klar, dass Dunja Voos die Schwimmbrille auch dabei hat, wenn sie als Chefstewardess unterwegs ist – Tokio benennt sie dabei aus Schwimm-Sicht als ihr Lieblingsziel („Die haben die besten Schwimmbäder“), die indische Hauptstadt Neu-Dehli ist indes eher eine „No-go-Area“: „Dort gibt’s nur Hotel-Pools – da könnte ich das Wenden üben“, schmunzelt Dunja Voos.

Sportlich zu Hause fühlt sich die Masters-Meisterin im Freibad Neuenhof: „Ohne Unterstützung des SV Neuenhof wäre das alles nicht machbar“, zollt Dunja Voos dem SVN „ein ganz besonderes Lob“: „Auch das Winterschwimmen ist eine einmalige Gelegenheit.“ Trotz der – abgesehen von Neu-Dehli – optimalen Bedingungen spürt Voos, dass der Körper ihren Zielen zunehmend Grenzen setzt: „Es wird immer schwerer, die Kraft aufrecht zu erhalten – ich muss aufpassen, dass ich den Bogen nicht überspanne.“ Solange der „Spagat zwischen Spaß und Wahnsinn“ aber gelingt und der Rücken mitspielt, will Voos weiter ein „Wasservogel“ bleiben; das Freiwasser-Schwimmen, also Langstrecken-Wettkämpfe in offenen Gewässern, nimmt die SVN-Schwimmern verstärkt durch ihre Schwimmbrille ins Visier. Nächstes Ziel ist der Wettkampf „Swim & Run“, am 17. Juni 2012 in Köln – wenn es der Flugplan zulässt, wird Dunja Voos dann die 12 Kilometer im Fühlinger See angehen.

Und, gibt es jenseits von Luft und Wasser noch etwas, was Dunja Voos Spaß macht? „Ich lese total gerne“, antwortet die Solingerin, deren Favoriten Stieg Larsson, Henning Mankell oder Jussi Adler-Olsen sind: „Je grausamer, desto besser – aber die Filme kann ich mir nicht ansehen!“ Na ja, dazu bleibt wohl auch zu wenig Zeit, denn schließlich ruft irgendwann ja auch wieder das Wasser…