30.10.2012, 19.07 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Ab 2013 gibt es eine Fußball-Klasse an der Bayer-Realschule

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Stehen hinter dem Fußball-Klasse-Projekt der Bayer-Realschule: Tobias Gebert, Hans-Günter Bruns und Dirk Zilles vom WSV sowie Ronald Berkenberg (SF Dönberg) und FBR-Lehrer Michael Bergenthal (v.l.n.r.)

Alljährlich ein Top-Abschneiden bei den Wuppertaler Schulsport-Meisterschaften, auch international erfolgreiche Schwimmer, landesweite Erfolge im Fußball sowie Ambitionen in der Leichtathletik – die Friedrich-Bayer-Realschule (FBR) wird ihrer Zertifizierung als einzige „sportbetonte Realschule“ Wuppertals gerecht. In Sachen Fußball will FBR-Leiter Hartmut Eulner das Sportprofil der Cronenberger Realschule nun noch weiter schärfen: Zum Schuljahresbeginn 2013 wird die Friedrich-Bayer-Realschule – neben ihren bereits üblichen Sportklassen – eine reine Fußball-Klasse anbieten.

Nach einem ersten Sondierungsgespräch vor den Herbstferien kam es daher am Montagabend, 29. Oktober 2012, zu einem weiteren Treffen mit Wuppertaler Fußballvereinen im Schulzentrum Süd. Die Zahl der erschienenen Vereine blieb überschaubar: Während der Cronenberger SC und der TSV Ronsdorf sich entschuldigen ließen, nahmen aber Vertreter des SSV Germania 1900, des SSV Sudberg, der SF Dönberg sowie des Fußballkreises an dem runden Tisch zum Thema Fußball-Klasse Platz. Prominent und gleich dreifach zeigte Wuppertals klassenhöchster Verein, der Wuppertaler SV Borussia, Flagge: An der Seite von Cheftrainer Hans-Günter Bruns kamen WSV-Manager Tobias Gebert und PR-Leiter Dirk Zilles ins Schulzentrum.

„Wuppertal wird von den großen Vereinen abgegrast“

FBR-Leiter Hartmut Eulner skizzierte den bereits vorhandenen Bedarf: Von den zuletzt 120 Bewerbungen für die Sportklasse der Bayer-Realschule hatten über 80 Kinder einen Fußball-Hintergrund, berichtete Eulner – insgesamt konnte die Küllenhahner Realschule aber nur 30 Bewerber in die Sportklasse aufnehmen. Mit der Fußball-Klasse will die FBR aber nicht nur der Nachfrage besser gerecht werden; der Fußball-Standort Bergisches Land soll insgesamt profitieren: „Wuppertal wird von großen Vereinen wie Bayer Leverkusen abgegrast“, berichtete FBR-Leiter Eulner, dass bereits Sechstklässler nach Dortmund, Bochum oder auch nach Mönchengladbach geholt würden. Mit Hilfe der Fußball-Klasse, also der Kombination von guter Schul- und Fußball-Ausbildung, soll dieser Sogwirkung der Bundesliga-Vereine entgegen gewirkt werden: „Der Bedarf ist gegeben“, appellierte Hartmut Eulner an die anwesenden Vereinsvertreter mit an dem Strang zu ziehen: „Wir müssen in Wuppertal die Strukturen schaffen.“

Bei den Vertretern des WSV stieß die Fußball-Klasse auf volle Unterstützung – kein Wunder: Schließlich sollen die „Fußball-Realschüler“ unter der Regie des WSV sportlich betreut werden. Hans-Günter Bruns und Tobias Gebert unterstrichen allerdings auch mit ihren Erfahrungen aus früheren Wirkungsstätten in Oberhausen beziehungsweise Sandhausen, dass an derartigen Kooperationen zur Nachwuchsförderung kaum ein Weg vorbei geht. „Es gibt hier sehr viele Talente und ein großes Einzugsgebiet im Bergischen“, sagte der WSV-Cheftrainer: „Ich finde es nicht gut, wenn die Jugendlichen zu früh zu großen Vereinen wechseln.“ Damit, gab Bruns auch allen Eltern zu bedenken, sei meist auch der Verlust des bisherigen Freundeskreises und eines Großteils der Freizeit verbunden; „und etliche Kinder werden dort auch verbrannt, trauen sich dann nicht mehr in ihre alten Vereine zurück und hören mit dem Fußball auf“, ergänzte FBR-Leiter Eulner.

„Talente verstecken zu können, ist eine Illusion“

Die Resonanz der Vereinsvertreter war zwar grundsätzlich positiv, allerdings wurde auch die Befürchtung laut, der WSV könnte die Fußball-Klasse dazu nutzen, Talente aus den verschiedenen Wuppertaler Vereinen abzuwerben. Dem traten die WSV-Vertreter allerdings ebenso entgegen wie FBR-Leiter Eulner: Vielversprechende Spieler vor den Spähern großer Vereine „verstecken“ zu können, sei doch eine Illusion: „Wenn ein Zwölfjähriger gut ist, dann kennen ihn die Vereine schon!“ Das bestätigte auch Ulrich Stenzel, Geschäftsführer des Kreisjugendausschusses des Fußballverbandes Niederrhein: Schon ab der Bambini-Jahrgänge seien Talentsichter unterwegs – „die Angst, Talente zu verlieren, haben alle – nur jetzt verlieren wir sie an Leverkusen, Gladbach oder Dortmund“, appellierte Stenzel zum Mitmachen bei dem FBR-Projekt. Der Jugendtrainer der SF Dönberg stimmte zu: „Wenn ich so einen Job gut mache, muss ich damit rechnen, dass gute Spieler angesprochen werden – und dann bin ich auch irgendwo stolz!“

Eignungstests für die Fußball-Klasse bereits im November an der FBR

Nachdem alle Wuppertaler Grundschulen angeschrieben wurden, werden nun bereits am 21. November 2012 an der Bayer-Realschule Eignungstests für die an der Fußball-Klasse interessierten Schüler durchgeführt.