08.11.2012, 16.53 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Ehrenmal-Klau: Bezirksvertreter als Bettler vors Rathaus?

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Die Kosten für den Ersatz der Namenstafeln am Ehrenmal Cronenberg will sich die Bezirksvertretung Cronenberg nicht (voll) von der Stadt "aufs Auge drücken" lassen. Wie es mit dem Ehrenmal weiter geht, wird daher bis zur Gedenkfeier am Volkstrauertag, dem 18. November 2012, auf keinen Fall geklärt sein...

Cronenberger Bezirksvertreter im Bettlergewand vor dem Rathaus? – Geht es nach Bezirksbürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky, dann ist eine derartige Cronenberger Demonstration nach dem Vorbild einer Aktion der bergischen Stadtchefs vor dem Berliner Reichstag denkbar. Grund für den Gedanken des Dörper Bürgermeisters ist aber nicht die extreme Kürzung des Etats der Bezirksvertretung in den letzten Jahren; Michael-Georg von Wenczowsky sagte den Bettler-Satz vielmehr zu einer Mitteilung der Stadt zum Ersatz der gestohlenen Namenstafeln am Ehrenmal Cronenberg. Wie in der letzten CW-Printausgabe berichtet, schätzt die Stadt die Kosten für die neuen Bronzetafeln nunmehr auf 65.000 Euro, nach dem dreisten Metall-Diebstahl am 5. Juni 2012 war zunächst von rund 3o.000 Euro ausgegangen worden.

Nicht aber die Verdopplung der Ersatzkosten allein sorgte am Mittwochabend, 7. November 2012, für Verärgerung im Stadtteilparlament; sauer stieß den Bezirksvertretern auch auf, wie sich die Stadt die Finanzierung der neuen Tafeln vorstellt: Da im Haushalt dafür kein geld da sei, regt die Verwaltung einen Spendenaufruf und eine Sponsorenaktion in Cronenberg an – „ortsansässige Cronenberger Firmen seien gegebenenfalls bereit, sich finanziell zu beteiligen“, heißt es in dem Stadt-Schreiben. Und weiter: „Möglicherweise führt ein solches Vorgehen sogar zu einer Art von Wettbewerb, insbesondere wenn an geeigneter Stelle (z. B. durch eine Informationstafel) die Spender namentlich erwähnt werden.“

Sponsoren-Schriftzug unter den Namen gefallener? „Das kann es nicht sein!“

Michael-Georg von Wenczowsky spitzte die Stadt-Idee zu: Dass an Tafeln, auf denen die Namen Cronenberger Gefallener des 1. oder 2. Weltkrieges genannt sind, ein Sponsor genannt werden könnte, schien dem Bezirksbürgermeister ebenso unvorstellbar wie die offensichtliche Verdoppelung der Kosten für den Ersatz der geklauten Tafeln: „Das kann es nicht sein – so geht das nicht!“ Wie könnte es statt dessen gehen? Indem sich die Stadt zu Zweidritteln an den Ersatzkosten beteiligt, „über den Rest hätte man sich dann unterhalten können“, forderte der Dörper Bürgermeister eine Beteiligung der Stadt ein. Eines steht für von Wenczowsky und das Dörper Parlament offensichtlich außer Frage:“Dass das wieder hergestellt werden muss, ist unstreitig.“

Die Bezirksvertretung beschloss einstimmig, dass die Stadt die Kosten-Verdoppelung auf 65.000 Euro erläutern möge; dass man die Stadt ohne Kosten-Beteiligung „davon kommen“ lässt, scheint undenkbar angesichts der BV-Kritik am Mittwochabend. Mal schauen, ob es zur Durchsetzung der BV-Forderung aber einer Bettleraktion auf dem Johannes-Rau-Platz bedarf…