01.03.2013, 11.04 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Trompetenpastor“ Paul Gerhard Chee feierte runden Geburtstag

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"Seine" reformierte Kirche im Hintergrund: "Trompetenpastor" Paul Gerhard Chee mit Ehefrau Ingeborg.

Auch wenn diese Bezeichnung womöglich zu weltlich ist, sie gibt vielleicht ein Gefühl für den Jubilar, der am Sonntag seinen 80. Geburtstag beging: Paul Gerhard Chee war „Mister Reformierte Gemeinde“. Und zwar nicht nur wegen der manchmal eleganten, manchmal kuriosen Hüte, die sein Markenzeichen waren und ihn stets zu einem „Hingucker“ im „Dorf-Bild“ machten. Vielmehr war Paul Gerhard Chee jahrzehntelang das Gesicht der früheren Gemeinde: Von 1969 bis zu seinem Wechsel in den Ruhestand, 1996, war Chee der Pfarrer der Gemeinde, die im Jahre 2004 mit der Evangelischen Gemeinde Cronenberg fusionierte.

Der ebenso unvergessene Pastor Martin-Ulrich Reuter „lotste“ den gebürtigen Saarländer nach Cronenberg: Nachdem er zuvor über zehn Jahre Seelsorger der Hugenottengemeinde in Bayreuth gewesen war, folgte die Familie Chee gerne dem Reuter-Ruf nach Cronenberg: Nach dem weitläufigen Pfarrbezirk in und um die Wagner-Stadt war eine „Dorf-Gemeinde“ mal was anderes, zumal das damalige Pfarrhaus in der Rathausstraße genügend Platz für Ingeborg und Paul Gerhard Chee sowie die fünf Kinder bot…

Der Zeit voraus: „Mutter hat frei“-Angebot ins Leben gerufen

Wuppertal war indes keine Unbekannte für den Theologen: Sein Studium an den verschiedensten Universitäten führte Paul Gerhard Chee im ersten und letzten Semester an die Kirchliche Hochschule auf der Hardt. Mit Cronenberg hatte der später passionierte Hut-Träger damals aber nichts am Hut; als Pfarrer der reformierten Gemeinde wurde Chee aber zum leidenschaftlichen Dörper. Ob im Altenheim oder im Kindergarten – Chee wirkte generationsübergreifend engagiert in der Seelsorge, ging mit der Gemeindejugend ebenso auf Freizeiten wie mit den Senioren. Besonderes Anliegen war die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit „em Dorpe“: Zumal die „Chemie“ mit dem katholischen Amtsbruder Josef Klein stimmte, war Paul Gerhard Chee engagierter Förderer der Ökumene.

Auch mit einem besonderen Angebot war Chee der Zeit voraus: Als von „U 3-Betreuung“ noch keine Rede war, rief der Dörper Pastor die Initiative „Mutter hat frei“ ins Leben: Mütter von Kleinkindern konnten ihre Sprösslinge täglich für ein paar Stunden im Calvin-Haus „abgeben“, wo sie zum Beispiel von „Tante“ Martha Schild betreut wurden – so hatte Mutti ein paar Stunden Zeit für sich…

Dörper Institution begründet: 1977 zum ersten Mal vom Kirchturm geblasen

Markenzeichen des Theologen waren nicht nur die bis zu 40 Hüte vom marokkanischen Fez bis zum eleganten spanischen Bolero; Paul Gerhard Chee war auch „der Mann mit der Trompete“: Ob vom Dach des Altenheims, auf Gemeindefahrten oder bei Geburtstagen – Chee hatte sein Blasinstrument stets dabei – nicht umsonst wurde er der „Trompetenpastor“ genannt. Auch wenn er seine Trompete aus Alters- und Krankheitsgründen längst zur Seite legen musste, eine seiner musikalischen Initiativen ist sogar zu einer Dörper Institution geworden: Das Turmblasen an den Adventssonntagen von der Reformierten Kirche rief Paul Gerhard Chee 1977 ganz allein ins Leben – am vierten Advent 2002 erklomm der Trompetenpastor letztmals den Kirchturm.

Apropos, Reformierte Kirche: In die Amtszeit von Paul Gerhard Chee fiel auch die Renovierung „seiner“ Reformierten Kirche, dem Wahrzeichen Cronenbergs und der Hauptkirche der heutigen evangelischen Gemeinde. Mit dem Büchlein „Der lachende Posaunen-engel“ sowie einer Jubiläumsschrift zum 400-jährigen Bestehen der reformierten Gemeinde setzte Paul Gerhard Chee dem ehrwürdigen Gotteshaus und der damaligen Gemeinde in geschriebener Form eine bleibende Erinnerung.

Übrigens: Vom Balkon seines Zimmers im Städtischen Altenheim Cronenberg aus kann Paul Gerhard Chee den Turm der Emmauskirche und der Reformierten Kirche sehen – „Evangelisch-Cronenberg“ ist also im Blick…