14.03.2013, 17.31 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Statt „Winterurlaub“: Hilfseinsatz im afrikanischen Salikenni

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Klaus Deiss bei der Einrichtung des Computer-Labs in Salikenni.

Viele zog es im Winter in den Urlaub – ob in den Schnee oder in die Sonne. So kehrte auch Klaus Deiss dem CW-Land den Rücken; für ihn ging es indes nicht in ein Winterwunderland oder an einen Strand, der Hahnerberger reiste vielmehr nach Salikenni in Gambia. Ein exotisches Ziel, der Hintergrund der Reise war indes nicht Erholung, sondern Engagement: Klaus Deiss ist Mitglied des Vereins „Zukunft in Salikenni“; die nur etwa 20 Mitglieder zählende Hilfsorgansation unterstützt in dem gambischen Städtchen Salikenni eine Dorfschule.

Die Mischung aus Kindergarten und Grundschule bietet derzeit rund 180 Kindern, des etwa 70 Kilometer östlich der Hauptstadt Banjul gelegenen Städtchens, eine Bildungsmöglichkeit – die nächste Schule ist stolze 25 Kilometer entfernt. Der Verein, berichtet Klaus Deiss, gründete sich bereits Ende der 1980er Jahre und wurde beim Bau des Salikenni-Zentrums auch durch das Land NRW unterstützt – nach einem Militärputsch in dem westafrikanischen Land, 1996, schlief die Hilfsarbeit jedoch ein. Nach Ende der Militär-Herrschaft belebte die Rechtsanwältin Dorothea von Renesse den Verein im Jahre 2008 neu.

Da der Verein auch die Einrichtung eines Computer-Labors plante, sprach die Kundin der Hahnerberger IT-Firma Klaus Deiss 2011 an, ob er an dem Hilfsprojekt mitwirken würde. Deiss war bislang vor allem in Lateinamerika unterwegs; obwohl er nach eigenen Worten „keinen Dunst von Afrika“ hatte, trat der 53-Jährige dem Verein bei, um an der „Zukunft in Salikenni“ mitzubauen. Am 28. Dezember 2012 landete Klaus Deiss in Gambias Hauptstadt Banjul, per Fähre gelangte er anschließend über den Nationalstrom „Gambia“ nach Salikenni.

„Diese Armut lässt sich nicht einfach wegstecken…“

Von seinen Gambia-Eindrücken zeigt sich der Hahnerberger auch noch Wochen nach seiner Rückkehr tief beeindruckt: Traumstrände stehen im Gegensatz zu alptraumhaften Lebensverhältnissen, Salikenni sei „völlig unterentwickelt“: „Es fehlt an allem, es ist dreckig, es gibt kaum medizinische Versorgung, Armut und Misswirtschaft sind hoch, aber jeder hat ein Handy – das ist eine verrückte Mischung aus Moderne und Dritter Welt“, blickt Klaus Deiss zurück. Auch zum Beispiel in Brasilien, berichtet der Hahnerberger, habe er viel Armut gesehen, „aber diese durchgängige Armut und dieser wahnsinnige Dreck – da konnte ich nicht einfach so durchgehen und das wegstecken, das beschäftigt mich noch immer“.

Internet im Baum

Klaus Deiss‘ Mission: Ein Computer-Labor mit Internet-Zugang in dem Schul-Zentrum einzurichten und den Salikenni-Schülern so eine Teilhabe an der Welt-Kommunikation zu ermöglichen. Das Problem: Salikenni muss täglich bis zu 14 Stunden ohne Strom auskommen. Um das geplante Computer-Lab auch während der stromlosen Zeit mit Elektrizität zu versorgen, richtete Klaus Deiss also eine Solaranlage ein. Wie der Hahnerberger das Zentrum dann ins Internet brachte, klingt überaus erfindungsreich: Klaus Deiss schnitt einen Benzinkanister auf, installierte darin einen Router und hängte das „Konstrukt“ in einen Baum – mit GRPS-Geschwindigkeit ist die Dorfschule seit dem „online“: Das ist zwar so langsam wie  einst im Modem-Zeitalter, aber immerhin sind E-Mail, Facebook oder auch googeln möglich – „es dauert ewig, aber es funktioniert“, berichtet Klaus Deiss: „Da merkt man erst wie verwöhnt wir hier sind.“

Durchfall als unheilbare Krankheit

Die Internet-Rückständigkeit ist es aber nicht, die Klaus Deiss erschütterte; was dem Hahnerberger nachhaltig zu schaffen macht, sind die Lebensumstände in Salikenni: Dass es keine Müllabfuhr gibt, keine Versorgung mit sauberem Wasser, dass die Hygiene-Standards minimal sind. Dass das Baby einer Lehrerin an einer Durchfallerkrankung sterben musste, weil es nur eine Krankenschwester im Dorf gibt, will Klauss Deiss nicht in den Kopf: „Man trifft ein Kind und wenig später stirbt es an einer so simplen Sache. Ein paar Tropfen Medizin hätten schon geholfen.“ Dieser traurige Fall zeigt dramatisch auf: „Es fehlen viele kleine Dinge, die einfach zu bewältigen wären – wenn ich könnte, würde ich eine Müllabfuhr einrichten und, und, und“.

Wenn die Regenzeit vorüber ist, wird Klaus Deiss wieder nach Gambia fliegen. „Ordentliche“ Toiletten für das Schul-Zentrum sind bereits in Bau, im Rahmen des nächsten „Work-Camps“ will der Verein „Zukunft in Salikenni“ Duschen einrichten, ein fünftes Klassenzimmer eröffnen und zudem soll auch die Solaranlage vergrößert werden – damit dann auch eine Wasserpumpe damit betrieben werden kann. Zudem soll der Spielplatz der Dorfschule erneuert werden.

Zukunft in Salikenni e.V.

Im Hinblick auf das nächste „Work-Camp“ ist Klaus Deiss für Spenden dankbar; auch Werkzeug-Sachspenden, die bei den anstehenden Arbeiten zum Einsatz kommen könnten, sind sehr willkommen. Wer helfen möchte, kann sich im Internet unter www.salikenni.de, via www.facebook.com/Future.in.Salikenni oder auch bei Klaus Deiss unter Telefon 0202-756 07 06 informieren. Spenden sind auf das Konto 841 3791 bei der Sparkasse Bochum (BLZ: 430 500 01) erbeten. Übrigens: Auch kleine Beträge helfen, denn schon mit geringen Summen wird in Salikenni einiges bewegt. So betrug das Budget des letzten Jahres nur 7.500 Euro. Mit solchen Jahresbeträgen wurde nicht nur die Vorschule mit vier Klassenzimmern gebaut, sondern auch Bücher, Schuluniformen und eine tägliche Speisung für die Kinder finanziert.

Kevin Kretzler/Meinhard Koke

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