06.04.2013, 10.05 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Loch im Görresweg ist durch einen alten Bunker entstanden
Nicht viele, aber dafür einige sehr eindrucksvolle Schilderungen erreichten die CW, nachdem wir in der vergangenen Woche um Hinweise baten, weshalb sich in einem Garten am Görresweg ein rund fünf Meter tiefes Loch gebildet hatte. Die Besitzer des Gartens waren hier ebenso ratlos wie die Stadt, welche die Einsturzstelle untersuchte – aber einige ältere Hahnerberger erinnern sich noch heute sehr gut.
Im Zweiten Weltkrieg einen Bunker mit zwei Eingängen gebaut
„Das Loch im Görresweg ist nichts Verwunderliches“, weiß zum Beispiel Edwin Markert zu berichten. Er kann sich noch genau daran erinnern, wie sich in den Wirren des Zweiten Weltkrieges aus unterschiedlichen Familien vom Hahnerberg die Männer zusammen taten, um einen Bunker mit zwei Eingängen zu bauen: „Mit allen Kräften wurde gearbeitet, tagtäglich, bis der Tunnel im Halbkreis gestoßen war.“ Auch eine andere Hahnerbergerin, die früher am Görresweg wohnte und namentlich nicht genannt werden möchte, bestätigt diese Erzählungen: „Es war ein Schutzraum, zu dem man von den Häusern über einen Trampelpfad am Rande des Waldes kam.“
Wieso der Bunker gerade hier gebaut wurde? „Hier war eine Kippe, wo Erde vom Bau der Hahnerberger Straße abgeladen wurde“, erzählt Edwin Markert. „Hier war das Erdreich noch relativ locker, an anderer Stelle wäre man wohl auf Stein gestoßen.“ Man sei auch davon ausgegangen, dass an dieser Stelle keine Häuser errichtet würden, in den 1950er Jahren habe die Stadt aber Genehmigungen erteilt. „Die Häuser sind aber sicher“, erklärt Markert. „Der Schutzraum hat nicht weit in den Hang rein gereicht“, ergänzt die andere Hahnerberger Zeitzeugin. Wohl genau bis dort hin, wo sich jetzt vor den Osterfeiertagen das Loch im Garten auftat.
Stützende Baumstämme sind nach 70 Jahren wohl morsch geworden
Ein weiterer Vorteil des Baus an dieser Stelle: Das alte Hahnerberger Feuerwehrhaus war nicht weit entfernt, im Notfall wurde man ja durch die Sirene dort gewarnt. Im Inneren war der Hohlraum des Bunkers mit dicken Baumstämmen abgestützt worden, die im nahegelegenen Wald gesammelt wurden. Und die sind nun wohl morsch geworden und konnten die Last nicht mehr tragen: „70 Jahre sind auch schon eine lange Zeit“, vermutet Markert. Vor den beiden Eingängen waren zwei Plateaus mit der Erde aus dem Wall errichtet worden, die noch heute erkannt werden können, obwohl sich die Natur das Terrain inzwischen zurück erobert hat.
„Der Bunker hat noch lange Zeit leer gestanden, bis er von den jeweiligen Erbauern geschlossen wurde“, weiß Edwin Markert zu berichten. Für ihn ist das Erdloch nun eine Reise zurück in die Vergangenheit, als er noch ein kleines Kind war: „Nach 70 Jahren wird die Erinnerung wieder sehr deutlich vor Augen gebracht. Als Kind weiß ich noch genau, dass die Angst nicht so groß war, mehr aber die der Erwachsenen. Die Angst vor einer Verschüttung haben aber auch wir wahrgenommen.“ Die Familien hätten den Bunker nur für den eigenen Schutz gebaut, ohne notwendige Genehmigung und dass irgendwer anderes jemals davon wusste.