08.04.2013, 17.51 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Tierische „Vandalen“ auf Cronenberger Friedhöfen
„Unsere Pflegekräfte sind schon seit drei Stunden dabei nachzupflanzen“, berichtet Reinhard Biehl, Verwalter der evangelischen Friedhöfe in Cronenberg: „Wir wissen uns keinen Rat mehr.“ Grund für die Ratlosigkeit des erfahrenen Verwalters sind allerdings keine Verwüstungen von Vandalen, sondern vielmehr ungebetene Besucher aus der Natur: Vermutlich hungrige Rehe statten bereits seit vergangener Woche zunächst dem evangelischen Friedhof an der Solinger Straße und nun auch dem Gottesacker an der Hauptstraße „ungebetene Besuche“ ab.
Die „Hinterlassenschaften“ der Paarhufer beschäftigten Reinhard Biehl und seine Mitarbeiterinnen einen Großteil des heutigen Montag, 8. April 2013: An so gut wie jeder Grabstelle auf dem sogenannten „alten Friedhof“ an der Hauptstraße, die frisch bepflanzt war, präsentierten sich die Pflanzen herausgerupft und die Blüten abgefressen; auch vor Blumensträußen oder Kränzen machte der Hunger der nächtlichen Gäste nicht Halt – besonders mundeten offenbar Stiefmütterchen, Hornveilchen und Tulpen den tierischen Besuchern: „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, zeigt sich Reinhard Biehl entsetzt und das will schon etwas heißen – seit immerhin 42 Jahren kümmert sich Biehl schließlich bereits um die evangelischen Gottesacker „em Dorpe“.
Rehfraß mitten „em Dorpe“: „Woher kommen die nur?“
Ihren Anfang nahmen die Schäden vergangene Woche an der Solinger Straße – mit Hilfe von Baustahlmatten versuchten Reinhard Biehl und seine Mitarbeiter den Friedhof für die gefräßigen „Paarhufer“ „dicht“ zu machen – der Erfolg hielt sich in Grenzen, die nur durch einen Jägerzaun umzäunte städtische Gedenkstätte an der Schorfer Straße könnte ein Schlupfloch für die Rehe sein, vermutet Friedhofsverwalter Biehl. Dass nun auch der Friedhof an der Hauptstraße, der ja nicht in direkter Nachbarschaft eines Waldes liegt, heimgesucht wurde, lässt Reinhard Biehl und sein Pflegeteam rätseln: „Woher sind die nur gekommen?“
Hoffnung, dass der Frühling die Natur endlich ausschlagen lässt
Klar scheint indes, dass es Rehe sind – eine Hinterlassenschaft (Losung) an einem Grab mit einem abgefressenen Strauß Tulpen deutet auf ihre „Täterschaft“ hin. Kaum ein Rätsel ist auch, warum sich die Rehe an den Grabbepflanzungen „vergehen“: Der überlange Winter, der die Natur um mindestens einen Monat in Rückstand sein lässt, sorgt dafür, dass Wald und Flur noch kaum Nahrung für Rehe & Co. bieten, vermutet Reinhard Biehl: „Die Tiere finden ja noch nichts und eine Wildfütterung gibt’s ja nicht mehr.“ Insofern hofft der Friedhofsverwalter, dass sich nun endlich der Frühling durchsetzt und Mutter Natur den „Reh-Tisch“ wieder ausreichend deckt – wenn auch aus eigennützigen Gründen, sprich Hunger nach Sonne und Wärme, drücken die allermeisten von uns Reinhard Biehl dabei mit die Daumen.
Bis es grünt und blüht werden Reinhard Biehl und seine Pflegekräfte aber vielleicht noch so manches Grab „restaurieren“ müssen – „wir bemühen uns, alles wieder möglichst schnell in Ordnung zu bringen“, verspricht der Friedhofsverwalter allen Geschädigten.