10.05.2013, 14.05 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

TiC-Premiere: „Der nackte Wahnsinn“ bescherte Dauerlachen

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Treiben sich selbst und den TiC-Zuschauer an den Rand des Wahnsinns: das Ensemble der neuen, erfolgreichen Komödie des "Theaters in Cronenberg". Foto: Martin Mazur

Am vergangenen Freitag, 3. Mai 2013, feierte ein „Stück im Stück“ im „Theater in Cronenberg“ (TiC) Premiere: „Der nackte Wahnsinn“ von Michael Frayn. Die verrückte Komödie brachte (scheinbar) nicht nur die Darsteller, sondern auch die TiC-Zuschauer an den Rand des Wahnsinns – vor Lachen! Die Inszenierung gestaltete einmal mehr ein Komödien-Spezialist: Thomas Gimbel. Das ehemalige Ensemble-Mitglied der Wuppertaler Bühnen, seit 1998 als freier Darsteller bei Film, Fernsehen und Theater zu erleben, sitzt damit einmal mehr bei einem TiC-Spaß auf dem Regiestuhl.

Zur Handlung: Die Schauspieltruppe um Regisseur Lloyd Dallas (Andreas Mucke) steht kurz vor der Premiere der Komödie „Nackte Tatsachen“. Doch richtig rund läuft das Stück noch nicht. So ist die Generalprobe von zahlreichen Unterbrechungen gekennzeichnet – obwohl am nächsten Tag Premiere ist, herrscht „der nackte Wahnsinn“: „Wir wissen überhaupt nicht, wo’s lang geht!“ Auch das Bühnenbild ist noch nicht voll funktionsfähig. Die Truppe muss mit acht Türen und einem Fenster zurecht kommen, zudem mit Taschen, Kartons und dem Text, natürlich! Außerdem spielen allein im ersten Akt vier Teller Sardinen eine Rolle, welche Dotty Otley (Martina Anhang), die alternde Hausangestellte, ständig sucht.

Inspizient Tim Allgood (Alexander Klein) wird hektisch; der alternde Schauspieler Selsdon Mowbray (Hartwig Kolbe) wirkt zuweilen hilflos. Obendrein belasten private Beziehungsprobleme die Proben – die Handlung des (eigentlichen) Stückes bleibt dabei undurchsichtig. Irgendwie aber schafft man die Probe und der TiC-Zuschauer kann nun in der Pause verschnaufen. Aber das ist nur die Ruhe vor dem Sturm – in der „zweiten Halbzeit“ wird die Handlung erst richtig bizarr: Der Zuschauer blickt nun hinter die Bühne. Die Vorstellung scheint auszufallen, einzelne Darsteller wollen nicht auftreten, Dotty ist verstockt, Liebesbeziehungen und Feindschaften der Protagonisten machen das Geschehen zunehmend zur Farce – während im Hintergrund das Stück läuft, spielen sich lustig-pantomimische Dramen ab. Regisseur Lloyd hat ein Verhältnis mit Brooke Ashton (Hannah Klein), einem leicht bekleideten Blondchen; Regie-Assistentin Poppy Norton (Margarete Rosenbohm), ein Dummchen mit riesiger Brille, verzweifelt – alles droht zu kippen.

Im dritten Akt wird wieder im Bühnenbild gespielt: Bekannte Szenen werden völlig verdreht dargestellt, es entsteht ein Chaos ohne Ende, bis plötzlich auch noch drei Einbrecher auftauchen… Die Zuschauer wissen zwar schon lange nicht mehr, wo es lang geht, aber man lacht und lacht und lacht über diese bizarre Farce – irre Typen und eine Handlung, die eigentlich keine ist, machen den Wahnsinn sehenswert. Der Besucher fühlt sich im kleinen TiC-Theater mitten im Geschehen; auch dank des genialen Bühnenbilds von Iljas Enkaschew wird der gesamte Raum zur Bühne. Den „wahnsinnigen“ Premierenerfolg runden Kostüme von Thomas Pfau und die Maske von Heike Kehrwisch ab.

Unter den Premierengästen war auch Ingeborg Wolff: Die Grande Dame des Wuppertaler Schauspiels hatte in Cronenberg viel Spaß an der Farce von Michael Frayn. Derweil betonten die TiC-Chefs Stefan Hüfner und Ralf Budde schmunzelnd, dass man Chaos während der Proben auch im TiC kennt; was im Stück insbesondere nach der Pause passiert, gehöre jedoch auch an der Borner Straße ins Reich der Fantasie. Wie sagte Dotty zu Beginn: „Kaum hat man es sich gemütlich gemacht, bricht die Hölle los!“ So war das im Übrigen auch im TiC, nachdem der Premieren-Vorhang gefallen war: Mit einer nicht enden wollenden „Applaus-Hölle“ feierten die Zuschauer die gelungene Gimbel-Inszenierung einer herrlich verdrehten Handlung sowie beeindruckende TiC-Schauspieler, die agieren, als ginge es um ihr Leben.

Langweilig wird es in keiner Minute, der Zuschauer verbringt zwei Stunden in „einem Käfig voller Narren“ – „der nackte Wahnsinn“, eben! Theaterkritiker Frank Rich schrieb einst: „Der nackte Wahnsinn ist das lustigste Theaterstück, dass ich je gesehen habe“ – so ist das auch in Cronenberg! Karten für die TiC-Farce gibt’s unter Telefon 47 22 11 oder online unter www.tic-theater.de.