14.05.2013, 15.19 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Mitten im „Dorf“: „Ottos Häuschen“ wird zur Kulturschmiede

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Architekt und Vereinsvorsitzender Friedrich Figge vor "Ottos Häuschen" (im Hintergrund), das bis zum Ende des Jahres in eine "Kulturschmiede" umgebaut werden soll.

In Cronenberger Schmieden wird auch heute noch bestes Werkzeug geschmiedet; aber nicht nur: In der historischen „Alte Schmiede“ der Firma Knipex, längst zur schmucken Kantine des Zangen-Weltmeisters umgenutzt, wird seit einigen Jahren (auch) an der kulturellen Vielfalt in Cronenberg geschmiedet. Bestes Beispiel für diese „Umnutzung“ ist das jüngste Benefizkonzert „Cronenberg hilft!“, das am 20. April 2013 rund 1.300 Besucher an die Oberkamper Straße lockte; weitere Beispiele sind aber auch Kabarett-Abende, Konzerte oder auch der kommende Kurrende-Abend am 24. Mai 2013.

Nach der Knipex-Keimzelle schickt sich nun die nächste ehemalige Dörper Schmiede zur „Umnutzung“ an: Wie Friedrich Figge nun bekannt gab, soll eine frühere Schmiede in der Cronenberger „Altstadt“ zum „Kulturtreff“ werden. Um eine Verwechselungsgefahr mit der „Alten Knipex-Schmiede“ zu vermeiden, haben Friedrich Figge und seine Mitstreiter ihren zwischenzeitlich gegründeten Verein „Kulturschmiede e.V. an der Hütte 3“ genannt. Mit dem bekannten Cronenberger Architekten schmieden derzeit neun weitere Gründungsmitglieder an dem Projekt – allesamt aus der Nachbarschaft der zukünftigen Kulturschmiede im Herzen Cronenbergs.

Ex-Besitzer Otto Geihsl war ein Cronenberger Original

Als Anwohner mussten sie in den letzten rund zehn Jahren täglich mit ansehen, wie das in den 1820er Jahren nach einem verheerenden Brand in der Dörper Altstadt erbaute Schieferhaus „An der Hütte 3“ zunehmend verfiel. Erst recht, nachdem sich ein Käufer für das gegenüber liegende „rote Haus“ gefunden hatte, der den Altbau seit letztem Jahr zu einem Schmuckstück sanieren lässt, wurde „Ottos Häuschen“ immer mehr zu einem Schandfleck in der ansonsten schmucken „Altstadt“.

In dem denkmalgeschützten Schieferhaus lebte bis zu seinem Tode Otto Geihsl: Der Nietenpresser betrieb in einem kleinen Anbau auch eine Nagelschmiede – eine Esse, also eine offene Feuerstelle, zeugt noch davon. Otto Geihsl hatte „den Rang“ eines Cronenberger Originals: So wie der alte Schmied in den letzten Lebensjahren vor seinem kleinen Schieferhäuschen saß, in blauer Arbeitsjacke, mit Mütze und mit buntem Halstuch, mitunter Zither spielend, zählte Geihsl quasi zum romantischen Gesamtbild der „Hütte“. Nach seinem Tode verfiel die Romantik aber zusehends – die Erben fanden keinen Käufer für den (bescheidene) Komfort mit Toilette unter der steilen Treppe und Dusche in der Küche.

Kreative Nachbarschaft als Initiatoren der Kulturschmiede

Mit einem Sponsor aus den Reihen der Nachbarschaft im Rücken, der namentlich nicht genannt sein möchte, wurde „Ottos Häuschen“ zwischenzeitlich erworben, um im Laufe der nächsten Monate zur „Kulturschmiede an der Hütte“ umgebaut zu werden. Mit im Boot des Trägervereins sind bekannte Cronenberger Namen, so zum Beispiel Barbara Held, Inhaberin der Cronenberger Malschule, Ex-Wuppertal-Institut-Leiter Prof. Dr. Peter Hennicke, Jürgen Breucking, Inhaber der früheren „galerie im reihenhaus“, oder auch Diakonie-Chef Dr. Martin Hamburger. Architekt Friedrich Figge zeichnete die Sanierungs- und Umbaupläne, die zwischenzeitlich von der Stadt genehmigt wurden.

Demnach wird das Untergeschoss mit Hilfe eines Durchbruchs zur früheren Nagelschmiede auf circa 70 Quadratmeter erweitert. Um zur Schmiede für Lesungen, kleine Live-Konzerte oder Liederabende zu werden, sehen die Figge-Pläne an der Rückseite von „Ottos Häuschen“ den Anbau eines Wintergartens vor; auf etwa 80 Quadratmetern wird dann Platz für Kultur sein. In der oberen Etage will der Verein eine kleine Wohnung einrichten; die Hoffnung von Friedrich Figge und seinen Mitstreitern ist, dass hier jemand einzieht, der sich auch um den Veranstaltungsort kümmert.

Erste Aktion des Kulturschmiede-Vereins bereits zur Werkzeugkiste

Eines betont der Gründungsvorsitzende des Kulturschmiede-Vereins: Der zukünftige Kulturort im Herzen Cronenbergs soll in erster Linie ein Ort der Begegnung für die nächste Umgebung werden. „Das wird ein Nachbarschaftstreff mit Kultur“, stellt Friedrich Figge klar. Gewisse Erfahrung bringt der bekannte Cronenberger Architekt mit: Zu seinen Projekten, viele davon auch in Berlin, zählen nicht nur das aurego-Autohaus an der Steinbecker Meile, das Nelle-Haus, die Reihenhäuser an der Hütter Straße oder auch die Alfred-Henckels-Halle an der Ringstraße. Friedrich Figge zählte auch zu den Initiatoren des Kulturzentrums Borner Schule, die nach seinen Plänen umgebaut wurde und heute die Musikschule „Notabene“, die Stadtteilbibliothek und das TiC-Theater beheimatet.

Übrigens: Bereits im Rahmen der Werkzeugkiste am 13. Juli 2013 plant der Verein „Kulturschmiede an der Hütte 3“ eine Beteiligung, für den Spätherbst 2013 peilen Friedrich Figge und seine Mitstreiter die Einweihung des neuen Kulturtreffs an.

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