11.06.2013, 14.53 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Bundesfreiwilligendienst: Drei „Bufdi“-Pioniere am Schulzentrum

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"Jederzeit wieder!": Steffi Gottschalk, Sebastian de Vries und Katrin Garbela (v.l.) machten aus ihrer "Ausbildungs-Not" eine Tugend und wurden "Bufdis" an den Schulen im Schulzentrum Süd. Links im Bild Sozialberater Till Willscheid, der die drei Freiwilligendienstler für den Internationalen Bund begleitet.

Katrin Garbela und Steffi Gottschalk sowie Sebastian de Vries sind Pioniere: Die drei jungen Wuppertaler im Alter von 20 beziehungsweise 21 Jahren leisten derzeit ihren Bundesfreiwilligendienst (BFD) an den beiden Schulen im Schulzentrum Süd – sie sind damit die ersten „Bufdis“ in Wuppertal, die anweiterführenden Schulen ihren Freiwilligendienst absolvieren.

Der BFD wurde im Mitte 2011 ins Leben gerufen, nachdem der Bund mit der Wehrpflicht auch den Zivildienst aussetzte. Die Dauer des Freiwilligendienstes kann zwischen sechs und 24 Monaten betragen, üblicherweise wird ein zwölfmonatiger BFD geleistet. Dienststellen sind im Grunde alle Stellen, wo zuvor auch Zivildienst geleistet wurde, aber neuerdings zum Beispiel auch bei den Fördervereinen der Schulen im Schulzentrum, die jeweils zwei Bufdi-Stellen über den Internationalen Bund (IB) anbieten.

Bundesfreiwilligendienst als sinnvoller „Füller“ der Ausbildungslücke

Die Gründe, warum Steffi Gottschalk und Katrin Garbela nach dem Abitur im vergangenen Jahr den Freiwilligendienst aufnahmen, sind nahezu identisch: Bei Katrin Garbela klappte es nicht mit dem Studienplatz für „Soziale Arbeit“; die 1,6er-Abiturientin Steffi Gottschalk schaffte nicht den 1,5er-Numerus clausus für das Studienfach „Psychologie“ und musste also in die „Warteschleife“. Auch bei Sebastian de Vries (21) war eine Ausbildungslücke ausschlaggebend: Nachdem der 21-Jährige eine Ausbildung zum Fußballtrainer absolviert hatte, klappte es nicht direkt mit der Ausbildungsstelle zum Sport-Fitness-Kaufmann – der Bundesfreiwilligendienst an der sportbetonten Friedrich-Bayer-Realschule (FBR) lag da nicht nur nahe, sondern passt sogar in den beruflichen Werdegang.

„Ich wollte in der Zeit bis zum Studium nicht nur an der ‚Tanke‘ arbeiten, das bringt ja nichts für den Lebenslauf“, erklärt Steffi Gottschalk ihre Entscheidung für den BFD und ebenso wie Katrin Garbela fügt die 20-Jährige an: „Ich wollte die Pause sinnvoll nutzen.“ Steffi Gottschalk steht als Bufdi nun nicht nur Fuhlrott-Gymnasiasten der Klassen 5 bis 7 bei den Hausaufgaben sowie einem Kind im Unterricht zur Seite; zweimal in der Woche „paukt“ sie auch bei einer jungen Schülerin des CFG, die an Leukämie erkrankt ist und daher derzeit nicht die Schule besuchen kann. „Die Eltern haben mir gesagt, dass sie unglaublich froh sind, dass ich da bin“, freut sich Steffi Gottschalk über ihren sinnvollen „Pausenfüller“.

Ähnlich läuft es bei Katrin Garbela und Sebastian de Vries: Sie sind in der Ganztagsbetreuung, dem Förderunterricht in den 5. und 6. Klassen und der Hausaufgabenhilfe sowie Sebastian de Vries auch in den Sport-AGs der Friedrich-Bayer-Realschule tätig. Zu Beginn ihres Freiwilligendienstes hatten alle drei Bufdis ihre Schwierigkeiten, sich Respekt zu verschaffen: Sebastian de Vries legte seine Arbeit mit den Schülern zunächst auf „Kumpel-Basis“ an; Steffi Gottschalk war mit den CFG-Schülern wenige Woche zuvor ja noch gemeinsam zur Schule gegangen – schwierig… „Am Anfang war ich ein bisschen hilflos und die Kinder sind mir auf der Nase herumgetanzt“, blickt Katrin Garbela auf ihren BFD-Start an der Bayer-Realschule im September 2012 zurück: „Jetzt habe ich das ganz gut hingekriegt.“ Auch Sebastian de Vries bekam zunächst „die Quittung“ für seinen „kumpelhaften“ Betreuungsansatz, jetzt ist aber im Mathe-Förderunterricht Disziplin bei dem 21-Jährigen angesagt: „Alle haben sich in ihren Noten verbessert – das macht mich schon so’n bisschen stolz!“, freut sich der Realschul-Bufdi.

Bundesfreiwilligendienst: „Eine Super-Erfahrung!“

Unisono bilanzieren alle drei BFD-Pioniere im Schulzentrum Süd, dass der „Lückenfüller“ ihnen etwas gebracht habe: „Ich bin viel reifer geworden“, lautet die Zwischenbilanz von Katrin Garbela; der Blick hinter die Kulissen, die Zusammenarbeit mit den Schulleitern Hartmut Eulner (FBR) und Karl W. Schröder (CFG) – „das sind Super-Erfahrungen, das kann ich jedem weiter empfehlen“. Als „Bereicherung“ sieht auch Sebastian de Vries seinen Dienst an der Bayer-Realschule: Der Perspektivwechsel, das Organisieren, das Erarbeiten von Autorität („Das war eine gewaltige Aufgabe“) – „das hilft mir auch bei meinem weiteren Berufswunsch“, ist der 21-Jährige überzeugt.

Sie habe sich erst einmal in den Rhythmus der Arbeitswelt einfinden müssen, sei die ersten zwei/drei Wochen müde um 19 Uhr ins Bett gefallen, schmunzelt Steffi Gottschalk – „ein Jahr rein ins Berufsleben, das hat mich in allem weitergebracht“. Allein die Betreuung des leukämiekranken Schulkindes, „das ist eine Erfahrung, die hätte ich sonst nie gemacht“: „Ich spüre, wie dankbar sie ist“, unterstreicht Steffi Gottschalk: „Das ist eine echt wertvolle Erfahrung – ich würde das jederzeit wieder machen!“ Kein Wunder also, dass Steffi Gottschalks Schwester, die aktuell ihr Abi am CFG macht, vom „Bufdi-Virus“ angesteckt ist und im Herbst ebenfalls den Freiwilligendienst leisten möchte, bevor sie ein Studium aufnimmt.

Bundesfreiwilligendienst beim IB: Infos und Kontakt

Mehr Infos zum Bundesfreiwilligendienst gibt es zum Beispiel beim Internationalen Bund (IB) Solingen, der die BFD-Einsatzstellen des IB in der Region koordiniert, online unter http://internationaler-bund.de/index.php?id=9345. Ansprechpartner ist Till Willscheid, der als Diplom-Sozialarbeiter die Bufdis des IB in den Einsatzstellen an Schulen, Krankenhäusern, Altenheimen oder auch in Kultur und Sport betreut, unter Telefon 0212-244 21 28.