14.09.2013, 12.21 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Bundestagswahl 2013: Im CW-Land konnte Merkel „landen“…
„Sie muss ja irgendwo landen – von mir aus kann sie das“, zeigte Brigitte Hagemeyer volles Verständnis dafür, dass sie am gestrigen Freitagabend, 13. September 2013, nicht ihre Laufrunden auf der Bezirkssportanlage Freudenberg drehen konnte. Der Grund war sozusagen „höhere Gewalt“: Bundeskanzlerin Angela Merkel, die am Abend einen Wahlkampfauftritt in der Historischen Stadthalle bestritt, nutzte den Südstädter Sportplatz als Landeplatz.
Ob Fußball oder Laufen, an Sport war nicht zu denken, als die CDU-Vorsitzende in Wuppertal einschwebte: Die Polizei sicherte den Naturrasenplatz, Beamte des Bundeskriminalamtes erwarteten den hohen Besuch mit drei schweren, gepanzerten Limousinen und auch die Freiwillige Feuerwehr Hahnerberg bezog Stellung – für alle Fälle… Obwohl angeblich weder bei der Stadt noch bei der Wuppertaler CDU bekannt war, wo Merkel ins Tal einschweben würde, hatten einige Südstädter „Wind“ davon bekommen, dass der Freudenberg der Kanzlerin-Landeplatz sein würde – eine ganze Reihe Zaungäste, darunter vor allem Eltern mit ihren Kindern, fanden sich jedenfalls mit Handys und Kameras auf dem Sportplatz ein.
Bundeskanzlerin zum Anfassen und für ein Gruppenfoto
Um 18.50 Uhr löste sich die „frohe Erwartung“ in Aufgeregtheit auf: Hubschrauber-Geräusche kündigten das Eintreffen der Kanzlerin an, Polizei, Feuerwehr und Bundeskriminalamt bezogen Aufstellung – so oder so… -, die „Zaungäste“ mussten hinter die Absperrung zur Laufbahn. Obwohl sie um 19 Uhr zur Eintragung ins Goldene Buch der Stadt am Johannisberg erwartet wurde, nahm sich Angela Merkel Zeit für ein „Bad“ im kleinen Südstädter „Begrüßungskommitee“: Nachdem sie dem Hubschrauber der Bundespolizei entstiegen war, ging die Bundeskanzlerin schnurstracks auf die Wartenden zu und zeigte sich volksnah: Nicht nur, dass sie Autogramme schrieb, Merkel bat die Wartenden auch hinter der Absperrung zum Gruppenfoto für die CW hervor.
Bevor sich die Kanzlerin dann zur Stadthalle kutschieren zu ließ, schritt sie zu den Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr Hahnerberg: Jedem einzelnen Feuerwehrmann schüttelte sie die Hand, auch die Zeit für ein Gruppenfoto war noch drin – mit einem anerkennenden „Oh“ quittierte Angela Merkel, dass die FFH-Kräfte bei der Hochwasser-Katastrophe in Magdeburg im Einsatz gewesen waren. Im schnellen Schritt ging’s für die CDU-Vorsitzende dann aber über die Freudenberg-Laufbahn zu den wartenden Limousinen des BKA – schwupps, war der hohe Besuch auch schon weg…
„Das gehört dazu, wenn man einen Wahlkampf gewinnen will…“
Auch wenn das ganze Spektakel nur wenige Minuten gedauert hatte, insbesondere die jungen Zaungäste zeigten sich begeistert: Luise hatte stolz ein Merkel-Autogramm ergattert und auch Leonhard zeigte sich angetan: Merkel habe sich kinderfreundlich gezeigt, attestierte der erst 14-Jährige schon ziemlich analytisch: „Aber das gehört auch dazu, wenn man einen Wahlkampf gewinnen will.“ Besonders positiv hob der junge Südstädter hervor, dass Merkel seiner Schwester Johanna noch eine Unterschrift gegeben habe, nachdem sie ihre „Autogrammstunde“ als beendet erklärt hatte: „Das finde ich gut“, befand Leonhard.
Als der Merkel-Tross weg war, wurde der Hubschrauber der Bundespolizei zum Star: Intensiv nutzten die Schaulustigen die (seltene) Gelegenheit, den Hubschrauber aus der Nähe unter die Lupe zu nehmen und die Piloten zu befragen. So war zu erfahren, dass die Kanzlerin von einer Wahlkampfveranstaltung in Osnabrück gekommen war, der Flug 35 Minuten gedauert hatte, die VIP-Ausstattung des Hubschraubers sechs Plätze biete und Merkel noch am Abend von Düsseldorf aus per Flugzeug zurück nach Berlin kehren werde – da sei der Hubschrauber im Vergleich zu langsam…
Weitere „Neben-Erkenntnisse“: Der Hubschrauber-Flug, so war zu hören, werde von der CDU bezahlt und auf dem gerade erneuerten Kunstrasenplatz sei der Merkel-Hubschrauber nicht gelandet, weil die Zaungäste dann vom Granulat gesandstrahlt worden wären – und dann hätte Friedhelm Bursian, Geschäftsführer des SSV Gemania 1900, sicherlich auch nicht ganz so viel Freude an dem Besuch aus der Polit-Bundesliga gehabt…
Fotos: Odette Karbach/Meinhard Koke