09.10.2013, 10.13 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Martha Fenge: Bei ihrer Geburt war das „Dorf“ noch eine Stadt

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96 Lebensjahre liegen zwischen ihnen beiden: Martha Fenge und Urenkel Julius (4), der zum 100. Geburtstag seiner Ur-Großmutter unübersehbar herzlich gratulierte.

Martha Fenge ist eine Ur Cronenbergerin, wie sie selbst von sich sagt – „ur“ trifft dabei allein schon auf ihr Lebensalter zu: Die Jubilarin vollendete am vergangenen Freitag, 4. Oktober 2013, ihr 100stes Lebensjahr. Man stelle sich vor, wie die Welt aussah, als Martha Fenge sie 1913 erblickte: Deutschland war noch Kaiserreich und Cronenberg selbstständige Stadt, das Telefon war zwar erfunden und das Fernsehen machte seine ersten Gehversuche, aber an Handy, Computer, Internet war noch keinerlei Gedanke; Autos wurden gerade erst in Serie gefertigt, in Cronenberg nahm man den Zug, die Straßenbahn oder ging zu Fuß, weil man sich die Fahrkarte für die Burgholzbahn oder die Tram in die „Stadt“, sprich nach Elberfeld, nicht leisten konnte oder wollte… Kurzum: Als Martha Fenge geboren wurde, sah die (Cronenberger) Welt noch ganz anders aus.

Insofern: Viel hat Martha Fenge erlebt und überlebt – zwei Weltkriege, Weimarer Republik und Nazi-Zeit, den Wiederaufbau, Wirtschaftskrisen und Wirtschaftswunder, die Gründung der Stadt Wuppertal und die Abschaffung von Samba oder Straßenbahn und, und, und. Ebenso (leider) hat die Jubilarin auch ihren Ehemann Karl-Heinz nicht mehr: Im Jahre 2000 zog sie mit ihm gemeinsam ins Städtische Altenheim Cronenberg, mit fast 90 Jahren starb er vor acht Jahren. In ihren gemeinsamen Jahrzehnten gingen beide auf viele Reisen, vor allem in die Schweiz und in den Schwarzwald, wo sie in den 1970er Jahren auch einige Zeit wohnten. Aus dem Süden Deutschlands zog es das Ehepaar jedoch wieder in den Süden Wuppertals, nach Cronenberg, zurück.

Dem Dorf ist Martha Fenge auch treu geblieben, obwohl der Großteil ihrer Familie – zwei Kinder, vier Enkel und fünf Urenkel – mittlerweile am Bodensee zu Hause ist – die Cronenbergerin wollte lieber in der Heimat bleiben. Im städtischen Heim, gegenüber dem Ehrenmal, das übrigens ihr Schwiegervater einst mit plante, beschäftigt sich die 100-Jährige gerne mit Lesen, was Martha Fengen nach einer Augenoperation wieder viel Freude bereitet. „Meine Mutter hat von allen Familienmitgliedern bisher das höchste Alter erreicht“, berichtete Wolfgang Fenge bei der Familienfeier zum großen, runden Geburtstag und schmunzelte – der Sohn will sich fit halten, um den „Altersrekord“ seiner Mutter irgendwann zu toppen.

Aber wie schafft man es denn überhaupt, einhundert Jahre alt zu werden? „Mit gesunder Ernährung und Gottvertrauen“, verriet Martha Fenge ihr „Geheimrezept“ und Sohnemann Wolfgang sowie ihre Familie hörten sicherlich aufmerksam zu…