12.03.2014, 17.37 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

CDU-Aschermittwoch: Wenig Polemik, viel Wahlkampf

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Im Rahmen des Politischen Aschermittwochs ehrte die CDU Cronenberg auch ihre Mitglieder-Jubilare: Neben Günter Groß (re.) sowie Ursula Pearson und Karl-Heinz Müller war auch CDU-Chef Thomas Gaffkus-Müller (2.v.r.) unter den Jubilaren.

Mit der Anekdote, dass er 1988 beim Politischen Aschermittwoch in Passau durch Franz-Josef Strauß getauft wurde, indem er direkt unter dem Rednerpult sitzend die „feuchte Aussprache“ des legendären CSU-Vorsitzenden hautnah zu spüren bekam („Käse und Bier habe ich abgedeckt“), schoss Bundestgsabgeordneter Jürgen Hardt auf dem Politischen Aschermittwoch der Cronenberg schon „den launigen Vogel“ ab. Ansonsten ging es am vergangenen Mittwoch, 5. März 2014, im Lebenshilfe-Saal nämlich weniger politisch-deftig, sondern vielmehr (wahl-)kämpferisch zu – die Europa- und Kommunalwahl am 25. Mai 2014 ließen ganz vehement grüßen!

Immerhin: Mit Weizenbier (mit und ohne Alkohol) und Kölsch, Musik von Ex-Dorfsheriff Johannes Heimes sowie Frikadellen und Heringsstipp war der Rahmen des Polit-Abends wie immer verdaulich. CDU-Vorsitzender Thomas Gaffkus-Müller eröffnete den Reigen der kaum karnevalistisch-polemischen Reden. Unter der Überschrift „Lebensqualität-Landschaft-Wiege der Werkzeugindustrie“ zeichnete Gaffkus-Müller, der im Kommunal-Wahlkreis Cronenberg-Nord antritt, ein positives Bild von Cronenberg. „Wir werden die Cronenberger Interessen vertreten“, versprach der Dörper CDU-Chef, einen engagierten, fairen Wahlkampf zu führen.

Oberbürgermeister Peter Jung, der anschließend ans mit Luftschlangen geschmückte Rednerpult trat, stellt sich zwar erst im September 2015 zur Wahl. Wohl selten in Cronenberg hatte man den OB aber so kämpferisch erlebt – der Umbau Döppersberg, die Diskussionen um den 35-Millionen-Euro-„Nachschlag“ und die geplante Teilsperrung der B 7 sorgten dafür. Auch Cronenberger Firmen brächten ihre Kunden zum Hauptbahnhof, für den „Harnröhre“ noch die mildeste Bezeichnung sei, unterstrich Peter Jung die Notwendigkeit für das Leuchtturm-Projekt: „Wir brauchen diesen Döppersberg aber nicht als Prestige-Objekt, sondern auch damit der barierefrei wird.“ „Natürlich haben wir Fehler gemacht“, räumte der OB dann weiter ein, aber das Döppersberg-Projekt habe auch nicht zügig wie in der Industrie, sondern nur in einem langen Prozess angegangen werden können: „Nun müssen wir mehr Geld investieren, aber das ist gut investiertes Geld“, bekräftigte Jung: „In einigen Jahren werden wir stolz sein.“

OB Jung: „Rats-GroKo kann gerne bleiben – und ich mache auch weiter“

Im Anschluss kam der Oberbürgermeister auf die Ratskooperation von CDU und SPD zu sprechen: Schulen und Sporthallen saniert, die Abwanderungstendenz aus Wuppertal gestoppt, Arbeitsplätze gesichert – Jung zog eine positive Bilanz der „GroKo“ im Rat. Dass man den Stadt-Haushalt saniert habe, bezeichnete Jung als „ganz großes Wunder“, ohne den Stärkungspakt der rot-grünen Landesregierung zu vergessen: „Ohne das hätten wir es nicht geschafft.“ Aber auch die Rats-GroKo habe Außerordentliches geleistet: „Wir haben das nur geschafft, weil die zwei Großen an einem Strang gezogen haben.“ SPD/CDU hätten das parteipolitische Kalkül über Bord geworfen: „Wir haben unsere Chance genutzt – ich bin dankbar, für diese stabilen politischen Verhältnisse.“ Und daher könne das auch nach der Wahl so bleiben – „so lange die CDU stärkste Kraft ist“, so Jung. Die CDU Cronenberg, warb der OB, biete eine gute Mischung und ein gutes Team – „ich mache auch gerne weiter“, sagte Jung, der einst nur zehn Jahre lang Oberbürgermeister sein wollte.

Bericht aus Berlin: Krim-Krise in Cronenberg

Im Anschluss sorgte Bundestagsabgeordneter Jürgen Hardt nicht nur mit seiner Franz-Josef-Strauß-Anekdote für Polit-Aschermittwoch-Stimmung; auch sein Bekenntnis, dass er zwei Heringsstipp-Gutscheine erworben habe, sorgte für Heiterkeit im Lebenshilfe-Saal: „Hier ist der Stipp super.“ Anschließend aber sorgte Hardt mit seinem Bericht aus Berlin für Nachdenklichkeit: Seinen Ausführungen zur Krim-Krise folgten die Zuhörer konzentriert – ein Thema, das auch den Aschermittwoch-Abend in Cronenberg überschattete. „Gibt’s jetzt den Stipp?“, fragte Jürgen Hardt zum Abschluss – er musste noch warten, denn zunächst ehrte die Dörper CDU ihre Jubilare und danach verkündete Thomas Gaffkus-Müller: „Vor dem Stipp ist noch der Müller.“

Damit gemeint war Michael Müller: Der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtrat nahm die verbreitete Unzufriedenheit der Wuppertaler aufs Korn. Man könne doch stolz sein: Tolle Grünanlagen, toller Zoo, tolle Stadthalle, tolles Sinfonieorchester, die Schwebebahn für 600 Millionen Euro fit gemacht, die private Junior-Uni, Opernhaus für 23 Millionen Euro saniert, sechste Gesamtschule eingerichtet, tolle Universität, bester Rektor, Ikea-Ansiedlung – „darauf können wir stolz sein“, schrieb Müller allen Nörglern ins Gebetbuch: „Das ist nur möglich, wenn die großen Fraktionen zusammenarbeiten.“ Ebenso könne man auf das Projekt Döppersberg stolz sein; die B 7-Sperrung werde Probleme machen, „aber die Probleme werden wir in den Griff kriegen“. An die Adresse der Döppersberg-Kritiker fragte der CDU-Fraktionschef, ob diese denn glaubten, dass die Politiker der Ratskooperation morgens aufstünden und überlegten, wie sie dem Einzelhandel das Leben schwer machen könnten – Müller: „Manchmal macht es keinen Spaß, in dieser Stadt Neues umzusetzen.“

Spaß hatte dann auf jeden Fall Jürgen Hardt – Heringsstipp und Frikadellen lautete der nächste Programmpunkt des CDU-Aschermittwochs. Nach der leckeren Pause endete der Abend mit der Verleihung der CDU-Kanzler-Medaille an die Gemeinschaft Cronenberger Unternehmen (GCU), über welche die CW bereits berichtete. Zum Schluss drückte Ex-Bezirksbürgermeisterin Ingeborg Alker aufs „Stimmungs-Gas“ – ihre Anlalyse der Bundespolitik hatte Aschermittwoch-Kaliber, sodass die Zuhörer doch noch ihren Spaß hatten…

 

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