04.04.2014, 17.02 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Bandwebermuseum: Jubiläums-Tag zum 25-jährigen Bestehen

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Ziehen seit Jahrzehnten bereits ehrenamtlich „die Fäden“ im Bandwebermuseum der Friedrich-Bayer-Realschule: Irmlind Pesch (li.) und Margarete Kaiser. -Foto: Meinhard Koke

„Es war wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wurde und der dann immer mehr Kreise zog“, blicken Margarete Kaiser und Irmlind Pesch auf die Gründung des Bandwebermuseums der Friedrich-Bayer-Realschule (FBR) zurück. Der „Stein“ war ein ausgemusterter Bandwebstuhl, welcher der FBR angeboten wurde. Die damaligen Lehrerinnen Margarete Kaiser und Irmlind Pesch nahmen den Stein auf und retteten das Zeugnis der Wuppertaler Textilindustrie – der Grundstein für das Bandwebermuseum. Nun blicken Margarete Kaiser und Irmlind Pesch auf das 25-jährige Bestehen des Museums zurück. Und das tun die beiden ehrenamtlichen Museumsdirektorinnen und ihr Team mit einem großen Tag der offenen Tür: Am morgigen Samstag, 5. April 2014, lädt das FBR-Museum ins Schulzentrum Süd ein.

Dass Margarete Kaiser und Irmlind Pesch zu Museumsgründerinnen wurden, lag nahe: Die mittlerweile im Un-Ruhestand befindlichen Pädagoginnen unterrichteten als Lehrerinnen auch das Fach Textilgestaltung. Eines Morgens Ende 1987 kam eine Lehrerkollegin auf sie zu und berichtete, dass eine alteingesessene Hausbandweberei in Ronsdorf ihre alten Webstühle ausmustern wolle, darunter auch einen aus dem Jahre 1907. „Wir hatten keine Ahnung von der Bandweberei, wussten aber natürlich, dass sie Wuppertal zu Weltruhm verholfen hat – insofern wollten wir dieses kulturelle Zeugnis erhalten“, berichten Margarete Kaiser und Irmlind Pesch. Sie sprachen den damaligen FBR-Leiter Walter Hardt an – er stimmte der Übernahme des Webstuhls ebenso zu wie später die Schulkonferenz.

Fürs Museum noch einmal „die Schulbank“ gedrückt

Eines war für die Lehrerinnen schnell klar: Der Webstuhl sollte nicht irgendwo und irgendwie aufgestellt, sondern in Aktion in eine Ausstellung eingebettet werden. Zuvor galt es ein Problem zu lösen: Wie kommt der 4,80 Meter breite, 2,60 Meter hohe und 2,20 Meter tiefe Webstuhl ins Schulzentrum? Als Retter sprang die Feuerwehr ein, sie machte aus dem Transport eine Übung… Und was nun? Die Lehrerinnen holten sich Rat bei Josua Halbach: „Machen Sie eine Bandweberstube daraus“, riet der Bandweber-Experte zu einer Ausstellung mit Erlebniswert: „Sowas gibt es in ganz Wuppertal nicht.“ Aber wie das machen? Im Internet konnten Margarete Kaiser und Irmlind Pesch nicht auf die Suche gehen, das gab’s 1989 noch nicht. FBR-Leiter Walter Hardt rief das Ausbildungszentrum der Rheinischen Textilindustrie an, zwei Monate lang drückten die Lehrerinnen hier freitagnachmittags die Schulbank und lernten was Patronieren und Passieren ist oder wie Fäden angedreht werden.

„Wir haben festgestellt, dass die Bandweberei viel mehr hergibt als wir zunächst dachten“, erklären die Museumsgründerinnen: „Das war ein Prozess, das Interesse ist einfach größer geworden, je mehr wir uns eingearbeitet haben“, erinnern sich Margarete Kaiser und Irmlind Pesch. Als dann am 15. April 1989 in zwei früheren Klassenräumen das wohl deutschlandweit einzige Museum einer Schule eröffnete, waren um das Bandstuhl-Herzstück schon einige Exponate zusammengetragen: Ob einen alten Herd, Bilder, einen Liefersack, ein Wäschegestänge fürs Ofenrohr oder auch eine Kachelwand – „wir haben noch Vieles gefunden“.

Bandwebermuseum: Etwa 1.000 Besucher pro Jahr

Dieses „Viele“ ist in den vergangenen 25 Jahren zu Tausenden Exponaten geworden. Unter anderem mit einem Jacquard-Webstuhl aus dem Jahre 1900, einem Messe-Webstuhl der Traditionsfirma Frowein und nicht zuletzt einem High-Tech-Nadel-Automaten, auf dem das Gewebe für schussichere Westen und Soldatenhelme ebenso hergestellt werden kann wie für Dialyse-Filter, Legebatterie-Laufbänder oder auch Bungee-Jumping-Bänder und Stents – das Bandwebermuseum dokumentiert 100 Jahre der Textilindustrie. Gemeinsam mit Irmlind Pesch und Margarete Kaiser kümmern sich zehn Ehrenamtliche um die Sammlung, öffnen immer donnerstagnachmittags für zwei Stunden die Museumstüren – pro Jahr treten etwa 1.000 Besucher ein.

„Das ist ein Zweitjob gewesen“, blicken die Museumsleiterinnen zurück, „aber wir sind positiv denkende Menschen“. Selbstzufriedenheit liegt den Pädagoginnen nicht, zufrieden sind sie dennoch: „Hier ist durch den Einsatz Vieler etwas Besonderes entstanden – ein Stück Industriegeschichte ist Wuppertal erhalten geblieben.“ Zwar ist die heimische Textilindustrie noch immer internationale Spitze; von einst 75 Prozent ist ihr Marktanteil im Tal aber auf nur noch ein paar Prozentpunkte geschrumpft.

Tag der offenen Tür: Interessierte herzlich willkommen

Wer kennen lernen möchte, was das Wupper-Tal einst in der Welt bekannt machte, ist morgen zum Jubiläums-Tag der offenen Tür des Bandwebermuseums herzlich willkommen. Von 11 bis 15 Uhr gibt es dabei viel Programm, selbstverständlich Führungen und eine Sonderausstellung: „Das wird besonders gut”, versprechen Irmlind Pesch und Margarete Kaiser: „Wir freuen uns, wenn viele Gäste kommen.” Mehr Infos auch unter www.bandwebermuseum-wuppertal.de