19.04.2014, 10.13 Uhr   |   Marcus Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Herbert Reul (CDU): „Bürokratie sind wir oft selber Schuld“

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Diskutierten im Cronenberger Festsaal über Europa (v.l.n.r.): Peter Stroucken (Stadtsportbund), Wuppertals Kämmerer Dr. Johannes Slawig, Bezirksbürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky, Europaabgeordneter Herbert Reul, Stephan Ries (CHBV), Dr. Andreas Groß (GCU), Thomas Gaffkus-Müller (CDU Cronenberg) und Moderator Jan-Lukas Kleinschmidt.

„Deutschland ohne Europa funktioniert nicht mehr“, brachte es der 2. Vorsitzende der Gemeinschaft Cronenberger Unternehmer, Dr. Andreas Groß, treffend auf den Punkt. Die Cronenberger CDU hatte im Hinblick auf die Europawahl am 25. Mai 2014 den bergischen Abgeordneten Herbert Reul eingeladen, um mit ihm und einem namhaft besetzten Podium über die Auswirkungen der Entscheidungen in Brüssel und Straßburg auf die kommunale Ebene zu diskutieren. „Unser Job ist es nicht, kommunale Sachen in Europa zu erledigen“, stellte Reul heraus. „Europa soll das regeln, was die Staaten nicht alleine hinbekommen.“

Im fast bis auf den letzten Platz gefüllten Cronenberger Festsaal nahm der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament dabei kein Blatt vor den Mund: „Bei bestimmten Sachen kann ich mich nicht festlegen“, gab Reul offen zu und wetterte gegen die Regulierungswut der Beamten: „Oft ist das gut gemeint, aber geht letztlich einen Schritt zu weit“, erklärte er. „Die Bürokratie sind wir oft selber Schuld“: Wenn irgendwo mal ein Fehler bei einem Antrag durchrutsche, dann würde beim nächsten durch neue Anforderungen dafür gesorgt, dass dieser nicht mehr passiere. „Vielleicht muss Europa lernen, etwas Kompetenz auch wieder nach unten zu geben“, regte Stephan Ries vom Cronenberger Heimat- und Bürgerverein an und erntete damit von allen auf dem Podium Zustimmung.

„In der Energiepolitik wurde in den letzten Jahren viel falsch gemacht“

Aber nicht nur allgemein bezog der Europaabgeordnete Reul Stellung: Von Griechenland („Das war die richtige Methode“) über den NSA-Skandal („Bin nicht so rigoros, dass alles schlecht war“) bis hin zum Fall der Drei-Prozent-Hürde („Das ermöglicht keine effektive Arbeit mehr“) klopfte Moderator Jan Lukas Kleinschmidt direkt zu Beginn die wichtigsten Themenfelder ab und entlockte mit seinen Fragen auch Stadtdirektor Dr. Johannes Slawig („Ich würde mich gerne in diesem Jahr wieder wählen lassen“) und Stadtsportbund-Chef Peter Stroucken („Ich hoffe, dass ich das noch erlebe, dass die Cronenberger Sporthalle kommt“) so manchen Wunsch. „In der Energiepolitik wurde in den letzten Jahren viel falsch gemacht“, gab Herbert Reul ebenso offen zu. Erneuerbare Energie müsse dort gefördert werden, wo es sinnvoll sei – etwa die Energiegewinnung aus Sonne in Griechenland, aus Wind an den Küsten und aus Wasser beispielsweise in Schweden: „Das zeigt, wie idiotisch Europa manchmal ist.“

Dennoch hofft der „bekennende Fan des Glühbirne-Hortens im Keller“ darauf, dass möglichst viele Wähler am 25. April ihre Stimme abgeben. „Es ist alarmierend, dass sich die Menschen nicht für Europa interessieren“, bedauerte Reul. Vielleicht hat er mit seinem Auftritt in Cronenberg ja einige davon umgestimmt…