25.06.2014, 11.48 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Exotisches „Männlein“ steht im Sudberger Walde

Artikelfoto

Gerne gehen Wolfgang Kraft und seine Ehefrau mit ihrem Hund in Sudbergs Wäldern spazieren. So nutzten die Sudberger auch den vergangenen Fronleichnams-Feiertag, 19. Juni 2014, zu einem Abstecher ins Grün vor ihrer Haustür: An einer Pferdewiese am Waldrand in der Nähe der Teschensudberger Straße stießen Wolfgang Kraft und seine Frau auf ein ungewöhnliches Gewächs: Feuerrot wuchsen fünf Stengel aus dem Sudberger Waldboden – ein Bild, dass an die Tentakeln eines Tintenfisches erinnerte.

Die Assoziation entbehrt keineswegs einer Grundlage, wie Wolfgang Kraft herausfand, als er sich daheim schlau machte: Bei dem „roten Männlein“, das da im Sudberger Walde stand, handelte es sich um einen Tintenfischpilz, ermittelte der Industrie- und Werbefotograf. Der Exoten-Pilz ist ein Einwanderer: Vor rund 100 Jahren soll der Tintenfischpilz aus Neuseeland und Australien nach Europa eingeschleppt worden sein. Sporen des Pilzes sollen es in Schafswolle auf den Kontinent geschafft haben. Erstmals in Europa entdeckt wurde der Tintenfischpilz 1914 in den französischen Vogesen, der Erstfund in Deutschland datierte aus dem Jahr 1938 im Schwarzwald.

Stinkende Tentakeln schlüpfen aus hässlichem „Hexenei“

So beeindruckend der Pilz nach Ausbreiten seiner Tentakeln ausschaut, so fast abschreckend ist sein Entwicklungsstadium zuvor: Wie ein Küken platzen die gallertartigen Tentakeln aus dem sogenannten „Hexenei“, einer weißlich-grauen, elastischen Hülle. Der Pilz trägt nach dem „Schlüpfen“ eine olivgrüne Sporenmasse auf seinen Tentakeln, die an Saugnäpfe erinnern. Giftig ist der Tintenfischpilz zwar nicht, aber ungenießbar. Und das lässt schon sein Geruch erahnen: Dieser erinnert an Aas, was selbst Pilzfreunden stinken dürfte.

Fliegen und andere Insekten lassen sich davon aber nicht abschrecken: Sie saugen die Sporenmasse auf und sorgen über ihren Kot für die Verbreitung des Tintenfischpilzes. In der Natur hat der Pilz, der nährstoffreiche Böden bevorzugt, vor allen einen Feind: Schnecken. Sie fallen über den Pilz her, bevor die Sporen gereift sind. Weiterer Feind sind durch den Wald trampelnde Wanderer: So fand auch Wolfgang Kraft den Sudberger Tintenfischpilz zertreten, als er am Feiertagsabend noch einmal an der Fundstelle vorbeischaute.

Weitere Pilz-Impressionen auf Internet-Seite

Zum Glück sind Pilze beliebte Privat-Motive des Sudberger Fotografen; klar, dass er nach der Entdeckung schnell seine Kamera holte und anschließend auf den Auslöser drückte. Und zwar aus nächster Nähe mit dem Weitwinkelobjektiv: „Der Gestank war schon ganz schön hart“, schmunzelt Wolfgang Kraft. All jene CW-Leser, die sich nun erstmals ein Bild vom Tintenfischpilz machen können, werden Wolfgang Kraft sicherlich für seinen „Einsatz“ dankbar sein.

Übrigens: Das Bild vom Tintenfischpilz und weitere Pilz-Impressionen finden sich unter www.kraft-industriefoto.de auf Wolfgang Krafts Internetseite.

 

tintenfischpilz_netz

Image 1 of 1