13.11.2014, 13.07 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Hospizdienst „Pusteblume“: „Man bekommt so viel geschenkt“
Egbert Giesen steht mitten im Leben und dazu gehört auch, dass er sich ehrenamtlich mit dem Tod beschäftigt: Der selbstständige Garten- und Landschaftsbauer aus Cronenberg engagiert sich im Hospizdienst „Die Pusteblume“. Seit dem Jahr 2000 begleitet der Dienst Schwerstkranke und Sterbende in den vier Pflegeheimen der Diakonie Wuppertal, Egbert Giesen ist einer von derzeit 55 Ehrenamtlichen, die sich für „Die Pusteblume“ engagieren. Und zwar unter anderem auch im Reformierten Gemeindestift Blankstraße sowie „em Dorpe“ im Cronenberger Haus der Evangelischen Altenhilfe am Eich.
Rund die Hälfte der Heimbewohner, so wissen Hospizdienst-Initiatorin und Pfarrerin Tabea Luhmann sowie Koordinatorin Katharina Ruth, nimmt das Begleitungsangebot an, im Südstädter Gemeindestift sind es sogar etwa 60 Prozent: „Das ist eine enorm hohe Zahl. Das wir so oft angefragt werden ist auch das Ergebnis unserer kontinuierlichen Arbeit und auch ein Ausdruck dessen, dass der Träger uns will.“
Diese große Nachfrage nach „Mitreisen zum Ende des Lebens“, wie der Hospizdienst seine Begleitung umschreibt, gepaart mit dem Aufgaben-Zuwachs nach Eröffnung des Cronenberger Altenhilfe-Hauses bedingt allerdings auch, dass der Hospizdienst immer wieder auf der Suche nach neuen Menschen ist, die sich der Herausforderung stellen und sich trauen, auf diese jedes Mal neue Reise ins Unbekannte zu gehen.
So auch wieder Anfang November: Da lud „Die Pusteblume“ als Auftakt zu einer Ausbildungsrunde zum Hospizdienstler zu einer Informationsveranstaltung ein. Auch wenn die Auseinandersetzung mit Krankheit und Tod Mut verlangt, Egbert Giesen macht Mut, sich der Herausforderung zu stellen: „Die Begleitung bringt mich als Menschen ein Stück weiter, allein schon die Ausbildung hat mich nach vorne gebracht“, unterstreicht der Ehrenamtliche, der sich bereits acht Jahre für den Hospizdienst engagiert.
Die Begleitung Schwerstkranker oder Sterbender sei keineswegs „eine schwarze, traurige Sache“, betont Egbert Giesen: „Das ist vielmehr eine totale Bereicherung – man bekommt so viel geschenkt.“ Es werde auch gelacht, es gebe viele innige Momente, die begleiteten Menschen „geben so viel Dankbarkeit“ und hätten so viel zu erzählen, berichtet Egbert Giesen und unterstreicht, dass nicht nur er gibt, sondern das „Mitreisen zum Ende des Lebens“ auch ihm viel gibt. „Ich weiß nicht, wie man besser stirbt, aber ich weiß das Leben viel besser zu schätzen“, erklärt der Hospizdienstler aus Cronenberg: „Ich lebe sehr viel bewusster.“
Von einem Begleiter gefordert ist im Grunde nicht viel, aber wiederum auch nicht wenig: Reden, ein Lied singen, streicheln – die Momente einer „Mitreise“ können ganz einfacher Natur sein. Die Begleitung nimmt durchschnittlich etwa vier Stunden pro Woche in Anspruch, Tabea Luhmann und Katharina Ruth achten sehr darauf, dass keiner ihrer Ehrenamtler überfordert wird. Vor allem aber, so erklärt Egbert Giesen, ist das Engagement eines Begleiters ganz an den Wünschen beziehungsweise den Bedürfnissen des jeweiligen Menschen ausgerichtet: „Ich mache deutlich, du kannst mit mir über alles reden“, erläutert Egbert Giesen weiter: „Man geht zu den Menschen, guckt und fragt und spricht über das alles, über das sie reden möchten.“
Wenn der Betroffene weinen will, dann reicht Egbert Giesen ein Taschentuch, wenn er sauer ist, wütend, dann darf er das ebenso ausleben – „das auszuhalten, dafür muss man gut ausgebildet sein“. Mit Grund geht die Ausbildungszeit des Hospizdienstes „Die Pusteblume“ daher über neun Monate. Nähere Informationen zur Mitarbeit im Hospizdienst „Die Pusteblume“ erhalten alle Interessierten unter Telefon 0202 / 430 51 24 oder auch unter www.hospizdienst-wuppertal.de.