15.01.2015, 16.39 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Eberhard Röhrig: Ein Buch über „zwölf Mauerspringer Gottes“

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Der Südstädter Theologe Dr. Eberhard Röhrig war von 1981 bis 1988 Superintendent des damaligen Kirchenkreises Elberfeld. Der Pfarrer i.R. ist Autor von mittlerweile zehn Büchern und organisiert auch alljährlich die Reihe der geistlichen Wörter in der CW.

Wie wird man ein Heiliger? Als Grundvoraussetzung sieht die katholische Kirche ein außerordentlich tugendhaftes Leben und Wirken. Zudem muss der Heiligzusprechende entweder als Märtyrer für seinen Glauben gestorben sein oder es müssen auf ihn zwei Wunder zurückgehen. Die evangelische Theologie sieht dies derweil kritisch. Dadurch werde die Verehrung von Menschen und die Anbetung Gottes vermischt, heißt es. Es gebe aber nur einen Mittler zwischen Mensch und Gott: Jesus Christus.

Ob Martin Luther, Calvin, Dietrich Bonhoeffer oder auch Martin Luther King – sie alle sind daher keine evangelischen Heiligen. Worauf sich aber auch Protestanten einlassen, ist das Gedenken an das Wirken außergewöhnlicher Menschen – auch Heiliger. Dennoch ist es vielleicht eine Überraschung, dass das neueste Buch aus der Feder des evangelischen Theologen Dr. Eberhard Röhrig („Möchten Sie vielleicht ein Druckfehler sein?“) den Untertitel trägt: „Zwölf evangelische  Heilige.“

Aber sie ist es nur auf den ersten Blick, denn der frühere Pfarrer der Johanneskirchengemeinde am Friedenhain hat nicht eine Anbetung seiner „zwölf evangelischen Heiligen“ im Sinn: Vielmehr stellt Eberhard Röhrig, der von 1981 bis 1988 auch Superintendent war, Persönlichkeiten vor, die außerordentlich tugendreich gelebt und gewirkt haben – im Größeren oder Kleineren. Wie Eberhard Röhrig Heilige definiert, schreibt er in seinem Vorwort: „Heilige sind Menschen, durch die es anderen leichter wird, an Gott und Jesus Chris-tus zu glauben…“

Vorgestellt: Zwölf „ganz normale Heilige“

Dazu, so der Südstädter Theologe weiter, bedürfe es keiner besonderer Begabungen. Um ein Heiliger zu sein, bedürfe es nur einer Voraussetzung: Der Bereitschaft, ein Werkzeug Gottes sein zu wollen. Die zwölf evangelischen Heiligen von Eberhard Röhrig haben diese Bereitschaft gezeigt. Der Anspruch von Röhrigs Buch ist es dabei nicht, „geheiligte Werkzeuge“ der evangelischen Kirche vorzustellen. Wie vielmehr der Umstand nahelegt, dass zehn der Persönlichkeiten aus NRW kommen, stellt der Südstädter „ganz normale Heilige“ vor, „Heilige“ seines Lebens.

Bis auf einen hat Eberhard Röhrig alle zwölf persönlich kennen gelernt. Darunter ist ein Schlossermeister aus dem Vogtland, ein Künstler aus Westfalen oder auch eine Zahnärztin  aus Wuppertal, die sich nicht nur in der Südstadt-Gemeinde intensiv engagierte. Ingeborg Kracht-Broschinsky behandelte in ihren Urlauben auch mittellose Einheimische oder engagierte sich für Amnesty International.

„Werkzeuge Gottes“: „Tuffi“-Chef, Deichmann-Gründer und Rumänien-Helfer

Ein weiteres „Werkzeug Gottes“, dessen Weg Eberhard Röhrig kreuzte, war Manfred Strunk: Der Chef der damaligen Großmolkerei „Tuffi“ sei trotz seiner Stellung an der Spitze eines Millionen-Unternehmens stets auf dem Teppich geblieben, er sei kein kalter Chef gewesen, sondern habe Wert auf einen persönlichen Kontakt zu den „Tuffi“-Landwirten gelegt: „Für mich gehört Manfred Strunk zu denen, die Gott uns in seiner Barmherzigkeit in den Weg schickt“, erklärt Eberhard Röhrig.

Als einen anderen seiner „zwölf evangelischen Heiligen“ benennt der Südstädter Theologe einen ebenfalls erfolgreichen Unternehmer: Heinz-Horst Deichmann, den erst im Okober letzten Jahres verstorbenen Gründer der heute größten europäischen Schuhmarktkette. Das Credo des Spitzenunternehmers war es nicht nur, bezahlbare Schuhe für Jedermann zu verkaufen. Heinz-Horst Deichmann engagierte sich auch sozial. Er spendete aber nicht „einfach nur“ Millionen, Deichmann reiste auch selbst in Lepra-Gebiete in Indien, zu AIDS-Kranken in Tansania oder zu Hilfsprojekten in Moldawien. Er gründete die Hilfsorganisation „Wort und Tat“, war ein Förderer der deutsch-israelischen Aussöhnung, führte für Mitarbeiter in Not eine Unterstützungskasse ein, half Kindern und Obdachlosen in seiner Heimatstadt.

Und eine in Wuppertal noch immer wirkende Persönlichkeit findet sich ebenso unter den „zwölf Heiligen“ von Eberhard Röhrig: Arno Gerlach. Der Diplom-Ingenieur engagiert sich nicht nur im Gemeindeleben oder im Freundeskreis Beer Sheva. Seit über 30 Jahren organisiert Arno Gerlach auch die Transporte der Rumänienhilfe Wuppertal und sitzt dabei selbst hinter dem Lkw-Steuer.

„Mauerspringer Gottes“: Überall im Buchhandel erhältlich

„Von keinem der ,zwölf Heiligen‘ weiß ich, dass sie wegen der Belastung über Jahre oder Jahrzehnte resigniert oder aufgegeben haben“, schreibt Eberhard Röhrig in seinem Buch, denn ihre Erfahrung sei: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Wer die „Mauerspringer“ von Eberhard Röhrig kennen lernen möchte, erhält das Buch „Möchten Sie vielleicht ein Druckfehler sein – Zwölf evangelische Heilige“ unter ISBN 978-3-00-0482013-8 zum Preis von 9,80 Euro überall im Buchhandel.