10.02.2015, 19.30 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Was hielt die Verwaltung in Atem? Der Orden für Helmut Pathe!

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Wenn er all die Ehrungen geahnt hätte, wäre er schon eher ausgeschieden, scherzte Helmut Pathe, hier nach der Ordensüberreichung links im Bild mit Oberbürgermeister Peter Jung.

„Das ist ja wie Weihnachten und Konfirmation zusammen“, sagte Pfarrerin Dr. Sylvia Hartmann, als sie am 1. Februar 2015 auf die vollen Stuhlreihen im Gemeindehaus Küllenhahn blickte: „Das macht Freude, so ein voller Gottesdienst.“ Dass Weihnachten und Konfirmation auf den ersten Februar-Sonntag 2015 fielen, bereitete noch einem weiteren Menschen große Freude: Helmut Pathe.

Ihm zu Ehren fand ein Festgottesdienst an der Nesselbergstraße statt. Wie bereits berichtet, schied der Friedrichsberger mit Vollendung seines 75. Lebensjahres und dem Erreichen der Altersgrenze aus dem Presbyterium der Evangelischen Gemeinde Küllenhahn aus. 31 Jahre lang war er Mitglied, seit 2008 stand Helmut Pathe der kleinsten selbstständigen Gemeinde Wuppertals als Presbyteriumsvorsitzender vor. Dass sie – trotz aller Einsparzwänge – noch immer unabhängig ist, dazu hatte Pathe zuvor mit dem damaligen Pfarrer Horst Jedan maßgeblich beigetragen. Aber Pathe wirkte nicht nur an der Gemeindespitze: Der frühere Oberstaatsanwalt leistete auch Basisarbeit, rief zum Beispiel die Gemeinde-Reihe „Kirche kreativ“ ins Leben und war und ist sich auch nicht zu schade, den Gemeindebrief auszutragen oder beim Säubern der Dachrinnen des Gemeindehauses „sein Leben zu riskieren“.

„Orden to go“: Erste Überreichung außerhalb des Rathauses

Dieses prägende Wirken, gepaart mit einem Auftreten, das von Bescheidenheit geprägt ist und jegliche Eitelkeiten vermissen lässt, sorgte dafür, dass zu seiner Verabschiedung auch der Posaunenchor Cronenberg ein Loblied auf Helmut Pathe spielte. Auch die weltliche Stadt-Geschichte wurde durch ein Superlativ bereichert: Erstmals in Wuppertal wurde ein Bundesverdienstkreuz nicht im Rathaus überreicht.

So berichtete Oberbürgermeister Peter Jung, der im Anschluss an den Festgottesdienst im Rahmen eines Empfangs den Verdienstorden an Helmut Pathe überreichte. Wie der OB erläuterte, hatte dieses Novum zuvor die Amtsstuben beschäftigt: „Das wissen wir nicht, aber das gab’s noch nie“, lautete hier die Antwort auf die Frage, ob die Ordensverleihung überhaupt außerhalb des Rathauses stattfinden dürfe. OB Jung gab dennoch eine Prüfung in Auftrag, am Ende stand fest: Verdienstorden dürfen anderswo überreicht werden – „mit dieser Frage kann man eine Verwaltung lahm legen“, lautete das Jung-Fazit.

Dass er nicht nur erstmals außerhalb seines Amtssitzes einen Verdienstorden überreichte und deshalb zwei Nächte mit seiner Amtskette geschlafen habe, sondern auch, dass OB Jung dem Gottesdienst zuvor beiwohnte, war ebenso eine Würdigung von Helmut Pathe. Neben seinem ehrenamtlichen Wirken für die Stiftung Tannenhof, in der Kreissynode oder als ehrenamtlicher Richter hob Peter Jung besonders das jahrzehntelange Engagement Pathes für die Gemeinde Küllenhahn hervor: „Sie sind die Seele der Gemeinde“, unterstrich Jung, Pathe sei völlig zurecht das Bundesverdienstkreuz zuerkannt worden.

„Aus jeder Kemenate: Küllenhahn dankt Helmut Pathe!“

Thomas Orth lief im Anschluss der launigen Laudatio des Oberbürgermeisters (fast) den Rang ab und trat damit zugleich den Beweis an, dass er ein würdiger Nachfolger des wortgewaltigen Helmut Pathe als Küllenhahner Presbyteriumsvorsitzender ist. Orth würdigte seinen Vorgänger als humorvoll, einsatzbereit, tatkräftig, menschlich und umsichtig, zählte Pathes „ausgezeichnete Eigenschaften“ indes nicht einfach auf, sondern machte sich einen Reim nach dem anderen drauf. „Wer kennt zu jedem Anlass die Zitate? – Helmut Pathe“, lautete eine Kostprobe. „Ob Remscheid oder Gathe – wer ist da? Helmut Pathe“, hieß es zur Omnipräsenz bei der Stiftung Tannenhof oder auch der Kreissynode.

Und auf den Gerne-Telefonierer reimte Thomas Orth: „Wer vergisst nichts und niemanden und führt viele Telefonate?“ Im Chor antworteten die vielen Gästen des Empfangs da was? „Helmut Pathe“, natürlich. Zugleich drückte Thomas Orth die gereimte Zuversicht aus, dass die Gemeinde auch weiterhin auf Helmut Pathe bauen dürfe: „Wen ziehen wir auch in Zukunft gerne zu Rate? – …“ Der neue Presbyteriumsvorsitzende schloss seine kurzweilige Laudatio auf das Herzstück von Evangelisch-Küllenhahn mit dem „Gleichklang“: „Es klingt in jeder Kemenate: Küllenhahn dankt Helmut Pathe!“

Der so mit Lobreden plus Orden Gewürdigte eilte in seinem Dank seinem Ruf als wortgewaltig-humorvoll nicht nur hinterher, sondern ging sogar auf die Überholspur. Bei der Wortzahl hielt sich Pathe im Zaume, schaffte es aber auch in der Kürze, den Dank an die Gemeinde als ein „unbeugsames Völkchen der Widerständler“ weiterzureichen. Ohne die Mitstreiter in der Gemeinde hätte Evangelisch-Küllenhahn nicht selbstständig bleiben können, sei ein derart lebendiges Gemeindeleben nicht möglich, dankte Helmut Pathe stellvertretend für alle an der Nesselbergstraße Engagierten besonders Pfarrerin Dr. Sylvia Hartmann.

Bevor er zum Abschluss des Empfangs viele gratulierende und dankende Hände schütteln durfte, beschloss Helmut Pathe seine Rede mit dem Herzensgruß: „Gott befohlen, du liebe Gemeinde Küllenhahn!“

 

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