09.03.2015, 15.43 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Kult-Inspector Columbo ermittelt: „Mord auf Rezept“ im TiC

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Feierten eine gelungene Premiere: Flemming-Sekretärin Miss Petrie (Simone Hödtke, re.) und die weiteren Protagonisten des neuesten Krimis im TiC-Theater. -Foto: Martin Mazur

Tradition ist es im TiC-Theater, den Premieren-Reigen eines neuen Spieljahres mit einem Krimi zu starten. Nachdem das TiC-Publikum im vergangenen Jahr mit Edgar Wallace zitterte, präsentieren die Dörper Theatermacher als erste Neu-Inszenierung 2015 einen Kult-Krimi von der anderen Seite des großen Teiches: Regisseur Thomas Gimbel brachte den Columbo-Krimi „Mord auf Rezept“ auf die TiC-Bühne. Das Krimi-Rezept von Gimbel mundete dem Premierenpublikum: Es gab lang anhaltenden Beifall und Zugabe-Rufe für den ersten Fall des Kult-Inspektors.

Bereits Anfang der 1960er Jahre nahm der kauzige Fahnder die Ermittlungen auf – bis heute flimmern die Columbo-Fälle über die Mattscheibe. „Mord nach Rezept“ hieß dabei 1968 die Mutter aller Columbo-Krimis, mit der die Serie von Richard Levinson und William Link im US-Fernsehen Premiere feierte. Im Laufe der Jahrzehnte wurde Columbo zum „Alter Ego“ von Peter Falk, der dafür vier Emmys einstreichte.

„Columbo-Rezept“: Wenig Gewalt, aber dennoch viel Spannung

Columbo kommt ohne viel Blut und Gewalt aus, wie der Lieutenant seine Fälle knackt, das ist das Spannende. Markenzeichen des Inspektors von der Mordkommission Los Angeles sind zerknitterter Mantel, Zigarre und zersaustes Haar. Ähnlich ungeordnet scheint auch Columbos Inneres: Er wirkt zerstreut, gibt sich einfältig – ebendas sind aber seine Trümpfe: Damit wiegt Columbo seine Gegenspieler in Sicherheit; dass sie ihn nicht ernst nehmen, reißt sie zu Leichtsinnigkeiten hin, die er mit seinem penibel-scharfen Detektiv-Gespür ausnutzt, um ihnen Handschellen umzulegen.

„Columbo-typisch“ also erlebt das TiC-Publikum zu Anfang hautnah mit, wie Psychiater Dr. Flemming seine verwöhnte Gattin Claire beiseite schafft. „Die Claires dieser Welt lassen sich nicht scheiden“, weiß Flemming, der sich ganz seiner Patientin und zugleich Geliebten Susan Hudson widmen, aber aufs Vermögen der Ehefrau nicht verzichten möchte. Also heckt Flemming den perfekten Mord aus – es ist eine Kleinigkeit, die Columbo aber bereits stutzen lässt, als Flemming aus dem Alibi-Wochenende zurückkehrt. Das Psycho-Spiel zwischen Täter und Detektiv beginnt…

Carsten Müller: Ein TiC-Columbo erster Güte

Thomas Gimbel, zuletzt im TiC bei Späßen wie „Mach’s nochmal, Sam“ oder „Harry und Sally“ auf dem Regiestuhl, beweist nicht zum ersten Mal, dass er auch Krimi kann. Beeindruckend arbeitet Gimbel die Charaktere heraus, die den Reiz des Columbo-Krimis ausmachen. Da ist hier die Ehefrau Claire, die vom Bett direkt in die Shopping-Mall fällt (Ilka Schäfer in ihrem Element) und dort die Komplizin: Schauspielerin Susan (Beril Erogullari) ist nicht nur wesentlich jünger, sondern zugleich auch ein (scheinbar) höriger Spielball ihres Geliebten. Und da sind natürlich die Kontrahenten: Flemming und Columbo.

Carsten Müller, zuletzt an der Borner Straße als Inspector Larry Holt von Scotland Yard unterwegs, erlebt als Lieutenant Columbo von der Mordkommission Los Angeles eine Ermittler-Sternstunde: Die Rollen-Symbiose aus kauziger Spleenigkeit und sympathischer Raffinesse scheint Müller auf den Leib geschrieben – dass er Columbos Trenchcoat trägt (durchweg tolle Kostüme: Kerstin Faber), auch in seiner Körpersprache an Peter Falk erinnert und auf der Schwelle kehrt macht, um penibel „noch eine kleine Frage“ zu stellen, wirkt nie aufgesetzt – man sieht Columbo förmlich vor sich, auch wenn der Basset „Hund“ nicht im Schlepptau ist und die Zigarre nicht qualmt.

Ein ebenbürtiger Gegenspieler ist ihm Andreas Wirth: Eindrucksvoll gibt er den kühl berechnenden Mörder, der gepaart mit einer gehörigen Portion Arroganz Columbo zu durchschauen meint und alle Fäden in der Hand zu haben glaubt. Zugleich lässt Wirth das Publikum ebenso eindrucksvoll spüren, wie ihn Columbo derart ins Wanken bringt, dass er die Karte „Beziehungen“ zum einflussreichen Dave Gordon (wunderbar: Dennis Gottschalk) ziehen muss.

TiC-Bühnenbild: So clever wie von Columbo

Knacken kann Columbo ihn aber (zunächst) nicht, sodass der Inspector Susan ins Visier nimmt. Wieder fiebert das Publikum mit: Bekommt Columbo die „Patientin“ klein? Aber auch Berit Erogullari weiß ein anderes Gesicht zu zeigen und widersteht „taff“ dem Kreuzverhör – da ist Columbo zwar überrascht, mit seinem Latein an Tricks aber noch nicht am Ende. An selbigem kriegt er auch den perfekten Mörder Flemming, aber mit welcher List, das sei nicht verraten – nur so viel: Columbo kann auch gemein…

Zum Schluss – und ganz in Columbo-Manier – „nur noch eine Kleinigkeit und nur für den Bericht…“: Viel Applaus gab’s nicht nur für Thomas Gimbel und seine Darsteller. Lob erntete auch TiC-Bühnenbildner Iljas Enkaschew: Mit Hilfe von Seilzügen macht er Wände mobil und lässt Bilder und Wandregale über die Bühne schweben – für diesen „Kunstgriff“ war Enkaschew das Szenen-Staunen des Publikums gewiss.

Staunen Sie selbst: Karten für den TiC-Krimi gibt’s unter Telefon 0202/47 22 11 und online unter www.tic-theater.de.