11.03.2015, 14.15 Uhr   |   Marcus Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Reinhard Grätz: „Gewundert, wie ich all das geschafft habe“

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Zu Ehren von Reinhard Grätz, rechts im CW-Bild mit seiner Ehefrau Sanda, lud Oberbürgermeister Peter Jung (li.) ins Rathaus ein.

Namhafte Persönlichkeiten aus der Wuppertaler Sozialdemokratie fanden kürzlich den Weg ins Barmer Rathaus: Seine beiden Nachfolger Josef Neumann und Andreas Bialas, Ex-Oberbürgermeisterin Ursula Kraus, der ehemalige deutsche Botschafter in Israel und Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Rudolf Dreßler sowie der ehemalige Europaparlamentspräsident Klaus Hänsch waren unter anderem gekommen – nur einer fehlte beim Geburtstagsempfang für den langjährigen Landtagsabgeordneten Reinhard Grätz: Dr. Hans Kremendahl. Am Tag vor Grätz’ 75. Geburtstag war der Ex-OB verstorben.

„Das ist ein Schatten in diesen Tagen“, bedauerte Grätz, der Kremendahl noch aus dessen Anfangszeiten bei der SPD als Abiturient kannte. „Mit seinem roten Karmann hat er 1969 immer Material zur Robertstraße gebracht oder abgeholt“, erzählte der frühere Mandatsträger. „Ich war davon überzeugt, dass er mein Juso-Nachfolger werden würde, aber auch enttäuscht, dass er nach Berlin ging.“

Reinhard Grätz: Fast so lange im  Landtag wie Johannes Rau

Dass auch Reinhard Grätz auf viele Verdienste verweisen kann, das machte Oberbürgermeister Peter Jung in seinem Grußwort deutlich: „Wir möchten einen ganz besonderen Dank zum Ausdruck bringen, was Sie für Stadt und Land geleistet haben – Sie stehen auch heute noch ihren Mann“, würdigte Jung. Nach der „Ochsentour“ durch die politischen Ämter war Grätz von 1970 insgesamt 30 Jahre lang Mitglied des Düsseldorfer Landtages – „nur übertroffen von Johannes Rau“, merkte Jung an.

30 Jahre saß Grätz im Kulturausschuss, später auch im Hauptausschuss, war 25 Jahre Mitglied des Rundfunkrates und davon 24 Jahre lang als „expliziter Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ auch dessen Vorsitzender. „Sie haben immer richtig mahnend die Hand gehoben und für den WDR Großes geleistet.“ Der „rundum fleißige Mann“ engagiert sich auch im Kleinen: Seit 1975 ist Grätz im Förderverein des Historischen Zentrums aktiv und dadurch auch zum Manuelskotten im Kaltenbachtal gekommen. „Das ist Ihnen ein ganz besonderes Anliegen“, merkte Jung an, schließlich ist Reinhard Grätz seit Jahren 1. Vorsitzender des Fördervereins.

Nach der Nordstadt: „Cronenberg ist der zweitwichtigste Stadtteil“

„Sie haben viel Zeit für bürgerschaftliches Engagement aufgebracht“, stellte Jung die Leistungen des Jubilars heraus. 2002 wurde Grätz für seine Verdienste mit dem Ehrenring der Stadt ausgezeichnet, 1995 bereits Ehrenbürger der Universität, die er gemeinsam mit Johannes Rau auf den Weg brachte. „Ich habe mich gerade noch einmal gewundert, wie ich das alles geschafft habe“, stellte Reinhard Grätz fest. „Ich könnte mir das heute nicht mehr vorstellen – man hat viel Raubbau betrieben, aber es hat auch sehr viel Freude gemacht.“

Besonders Cronenberg, für ihn nach der Elberfelder Nordstadt der „zweitwichtigste Stadtteil“, sei ihm ans Herz gewachsen. „Ich wollte den Stadtteil kennenlernen, man braucht dafür aber Jahrzehnte“, gab der 75-Jährige zu. Sein Einsatz für das Herichhauser Bachtal, den Sportplatz an der Hauptstraße, die Museumsbahnen, den Manuelskotten und nicht zuletzt auch das Waldpädagogische Zentrum (WPZ) habe sich aber gelohnt: „Auch wenn die Baukosten des WPZ letztlich doppelt so hoch waren wie geplant, aber das ist nie öffentlich geworden“, plauderte Grätz aus dem Nähkästchen.

Das fiele aber nicht so ins Gewicht, schließlich habe er in seinem ganzen politischen Wirken rund „acht bis zehn Milliarden Euro losgetreten“, resümierte Grätz.