22.05.2015, 10.48 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
„Die Wupper“: Eine Reise ins Innere der Stadt und zu „Else“
Parallel zur Neu-Inszenierung des Dramas „Die Wupper“, dem wohl bekanntesten Stück der Schriftstellerin Else Lasker-Schüler, ist im Bergischen Verlag das Buch „Die Wupper – eine Reise ins Innere der Stadt“ erschienen: Die Cronenbergerin Katrin Adam und Ernst-Wilhelm Bruchhaus haben ihr „theaterbuch“ in Zusammenarbeit mit den Wuppertaler Bühnen als umfassende Lektüre zu der wohl berühmtesten Wuppertaler Dichterin, ihrem Wupper-Drama und dem Theater-Projekt des „Theaters am Engelsgarten“ angelegt.
„Es ist zu hoffen, dass diese Stadt langsam begreift, welches Kind der Sterne in diesen Mauern zur Welt kam“, merkte einst der berühmte Bühnenbildner Teo Otto an. Mit dem „Kind der Sterne“ war Else Lasker-Schüler gemeint, mit der „Stadt“ ihr Geburtsort Wuppertal. 70 Jahre ist es in diesem Jahr her, dass die 1869 in Elberfeld geborene Dichterin am 22. Januar 1945 in Jerusalem starb. Auch so viele Jahre nach dem Tod von Lasker-Schüler ist ihr Stern aber noch immer nicht so recht aufgegangen.
Vielleicht auch, weil es ihre „sperrige Sprache“ dem Leser „nicht eben leicht“ macht, wie Katrin Adam und Ernst-Wilhelm Bruchhaus in ihrem Vorwort befinden, war das bekannteste Werk der berühmtesten Schriftstellerin der Stadt bislang nur als kleines gelbes Reclam-Heft erschienen – ebenso wie die Wupper zumeist unbeachtet durch die Stadt dümpelt, möchte man meinen, hat die Stadt auch zur literarischen „Wupper“ keinen Zugang gefunden.
Über das Buch von Katrin Adam und Ernst-Wilhelm Bruchhaus würde sich Teo Otto wohl freuen: Auf 123 Seiten hat darin nicht nur der Original-Text des Wupper-Dramas einen (endlich) angemessenen Platz gefunden. Die Cronenberger Autorin und freischaffende Texterin sowie ihr Co-Autor führen den Leser anhand von farbigen Fotos und Zeichnungen sowie Texten auch in die Neu-Inszenierung an den Wuppertaler Bühnen ein. Das sogenannte Stadt-Projekt, dessen fünf Akte an fünf verschiedenen Orten „im Inneren der Stadt“ aufgeführt werden, inklusive der Busfahrten dazwischen, wird vorgestellt und Blicke hinter die Kulissen gewährt.
Dazu haben Adam/Bruchhaus mit Regisseur Stephan Müller gesprochen, lassen sie die beiden Darsteller Anuk Ens und Thomas Braus in Interviews die Neu-Inszenierung betrachten und nicht zuletzt wird auch ein Blick zurück auf die bisherigen Inszenierungen in den Jahren 1966 und 2004 geworfen. Dazu haben die beiden Autoren die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Wupper-Dramas ergründet, sie geben in biografischen Notizen einen Überblick zum Leben von „Else“ und wandeln auf ihren Spuren durch Wuppertal.
Auch wenn die Neu-Inszenierung inzwischen abgespielt ist, mit dem „theaterbuch“ kann man weiterhin die „Reise ins Innere der Stadt“ antreten und die berühmte Wuppertaler Lyrikerin kennenlernen. Nachdem im Bergischen Verlag bereits zwei Publikationen zum Leben und Schaffen von Pina Bausch erschienen, wird nun Else Lasker-Schüler mit dem Buch von Katrin Adam und Ernst-Wilhelm Bruchhaus eine Würdigung zuteil – nichts gegen Reclam-Heftchen, eine angemessene Würdigung.
Im Handel ist „Die Wupper – Eine Reise ins Innere der Stadt“ unter ISBN 978-3-943886-89-4 und unter www.bergischerverlag.de für 18,99 Euro erhältlich.