27.05.2015, 17.54 Uhr   |   Andreas Schmidt   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Seilbahn: Kritische Anwohner beim ersten Infoabend

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Eine Seilbahn vom Wuppertaler Hauptbahnhof zum Schulzentrum Süd auf Küllenhahn – wird diese Vision Wirklichkeit? Der Wuppertaler Rat wird dazu im Mai 2017 die Grundsatz-Entscheidung fassen. –Fotomontage: Müller/Schmidt

Am Dienstagabend, 19. Mai 2015, fand in der Mensa der Bergischen Universität am Grifflenberg die Auftaktveranstaltung zur Vorstellung des Seilbahn-Projektes vom Hauptbahnhof zum Schulzentrum Süd statt. Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) hatten dazu eingeladen, um erstmals mit den Bürgern in einen Dialog zu dem 50-Millionen-Euro-Vorhaben zu treten.

„Wir bieten das Projekt an, ob es auf die Akzeptanz der Bürger trifft, bleibt abzuwarten“, äußert sich WSW-Sprecher Holger Stephan verhalten optimistisch. Zurecht, wie sich im Laufe des Infoabends zeigte: Insbesondere viele Anwohner stehen den Seilbahn-Plänen von Stadt und Stadtwerken kritisch gegenüber. „Wenn nicht in Wuppertal, wo soll es denn sonst eine städtische Seilbahn geben?“, warb derweil Oberbürgermeister Peter Jung für die urbane Seilbahn von der Elberfelder Innenstadt an die Küllenhahner Straße, wo in zehn Jahren auf einer Gewerbefläche gegenüber dem Busbahnhof des Schulzentrums Süd die Bergstation liegen soll.

You-Tube-Video: Quelle Wuppertaler Stadtwerke

Die Seilbahn sei eines der Schlüsselprojekte der Imagestrategie von „Wuppertal 2025“ und trage dazu bei, die Lebensqualität der Einwohner weiter zu verbessern. Doch auch die guten Worte von WSW-Geschäftsführer Ulrich Jaeger und die computeranimierte Simulation trafen nicht uneingeschränkt auf das Wohlwollen der Anwesenden: Die Anwohner der Südstadt zeigten sich den Plänen gegenüber sehr kritisch, wie es Jurist Marcus Brink auf den Punkt brachte: „Für die Menschen in der Südstadt hätte eine solche Bahn keinen Nutzen – und die Cronenberger fahren selten zum Shopping nach Elberfeld, entsprechend gering dürfte hier wohl das Interesse an einer Seilbahn sein.“

Den von den Veranstaltern gezogenen Vergleich zur Seilbahn in Koblenz wiesen die Kritiker zurück: Eine ähnliche touristische Nutzung, wie dies zwischen dem Deutschen Eck und der Festung Ehrenbreitstein mit Überquerung des Rheins der Fall ist, fehle in Wuppertal. „Der Vergleich zu Koblenz hinkt“, kritisierte ein Sprecher.  Auch die Wahrung der Privatsphäre wurde seitens der Anwohner thematisiert: Die rund 200 Gondeln überqueren in einer Höhe zwischen 20 und bis zu 70 Metern unzählige Privatgrundstücke. „Kann jeder in der Bahn mit der Kamera in mein Haus filmen?“, fragte eine Anwohnerin besorgt in Richtung der Planer.

Antonino Zeidler ging einen Schritt weiter: Er beklagte neben den Folgen für die Privatsphäre auch einen Wertverlust seines Grundstückes, den er auf rund 150.000 Euro schätzt. „Das Haus war als Altersvorsorge gedacht“, warf Zeidler die Frage auf, ob Schadensersatzklagen Bestandteil der vorliegenden Kostenplanung seien. Die Befürchtung, dass die Immobilienpreise entlang der Streckenführung sinken könnten, bezeichnete Stadtwerkechef Ulrich Jaeger als eine „berechtigte Befürchtung“. Gleichwohl nahm er den Anwohnern die Angst, dass ihnen Gefahr durch aus der Bahn herabfallende Gegenstände drohen könnte.

Abschließend unterstrich Jaeger, dass die Seilbahn nur realisiert wird, wenn das Projekt auf die Gegenliebe der Wuppertaler stößt. Zwar habe es auch mit der Errichtung der Schwebebahn Kritiker gegeben, doch sei man auf einen Dialog mit den Bürgern angewiesen, um das zukunftsweisende Projekt im Sinne aller umsetzen zu können.

Die nächste Informationsveranstaltung zum Seilbahnprojekt findet am 11. Juni 2015, zwischen 17 und 20 Uhr in der Aula des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums statt. Eine weitere folgt am 16. Juni (ebenfalls von 17 bis 20 Uhr) im Schulzentrum-Süd.