23.07.2015, 13.09 Uhr | Redaktion | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Ingrid Sommerfeld: Die gute Seele hinter den TiC-Kulissen
Sie spielt eine Hauptrolle im TiC-Theater, aber vielen Besuchern wird sie dennoch unbekannt sein: Ingrid Sommerfeld. Kein Wunder: Sie steht ja auch nicht im Rampenlicht, sondern wirkt hinter den Kulissen der Dörper Bühnen – Ingrid Sommerfeld zeichnet sich bei den Aufführungen im TiC-Mutterhaus an der Borner Straße gemeinsam mit Waltraud Rettig für die Technik verantwortlich. Dennoch ist die Cronenbergerin ein TiC-Star, denn sie ist ein ziemlich bestes Beispiel für das, was auch den besonderen Charme des Cronenberger Theaters ausmacht – das familiäre Miteinander der TiC-Akteure und ihr leidenschaftliches Engagement für die Dörper Bühne.
Der Erfolg gibt Ingrid Sommerfeld & Co. Recht: Rund 30.000 Besucher pilgern alljährlich in die Vorstellungen an der Borner Straße oder im Atelier Unterkirchen – das kleine Stadtteiltheater ist längst eine etablierte Größe im Wuppertaler Kulturbetrieb und strahlt weit über Cronenberg hinaus. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass sich – abgesehen von wenigen Festangestellten – die allermeisten Mitglieder der TiC-Familie für eine geringe Aufwandentschädigung engagieren. Der Zuspruch des Publikums, dessen sich das Theater seit bald 30 Jahren sicher sein darf, ist Lohn genug.
Familie sucht man sich nicht aus, sondern wird hineingeboren – mit der TiC-Familie verhält sich das anders: Im Jahr 2002 klopfte Ingrid Sommerfeld an der Borner Straße an – sie hatte gelesen, dass das Dörper Theater Verstärkung für die Technik sucht.
Regale baut sie gerne, schmunzelt die zweifache Mutter und dreifache Großmutter, von Technik aber hatte sie kaum Ahnung. Dennoch meldete sich Ingrid Sommerfeld auf das TiC-Gesuch – mit ihren mittlerweile 74 Jahren ist sie schließlich so jung geblieben, dass sie sich auch den Umgang mit Monitoren und Mischpulten zutraute – „jeder kann es schaffen“, lacht Co-Geschäftsführer Ralf Budde – im TiC-Theater offenbar auf jeden Fall…
„Man bleibt rege und das TiC hält jung“
„Es macht einfach Spaß“, erklärt Ingrid Sommerfeld, warum sie seit nun schon mehr 13 Jahren Teil dieser TiC-Familie ist: „Alle, die lange hier sind, sagen: ,Das TiC hat was, da ist etwas, was bei der Stange hält‘.“ Für die Cronenbergerin ist das Dörper Theater dabei auch eine Art Jungbrunnen: Zwar liest sie leidenschaftlich gern (und baut für ihre Bücher Regale), zu Shakespeares „Hamlet“ hätte sie aber nicht gegriffen – bei der diesjährigen Inszenierung im TiC hat sie den Klassiker kennengelernt, wie viele weitere Stücke im Spielplan in den letzten 13 Jahren: „Man bleibt rege – ich habe viel gelernt“, sagt Ingrid Sommerfeld.
Und das gilt auch für den Umgang mit den jungen Mitgliedern der Dörper Bühne: „Man staunt manchmal, was sie so alles haben und was sie tun – das hält jung“, weiß Ralf Budde: „Das ist ein unheimliches Teamwork hier – jeder ist hier sofort willkommen und wird mitgenommen.“
Ralf Budde: „Ich freue mich, unter ihr das Kommando zu haben“
Wobei Ingrid Sommerfeld längst eine gute Seele des TiC geworden ist: „Wenn Ingrid nicht wäre, hätten wir hier nicht so viel Spaß“, betont Ralf Budde: „Das Theater lebt von derart Positiv-Verrückten.“ Damit spielt der TiC-Chef auch auf das erfrischend-ansteckende Lachen an – ein Markenzeichen der 74-Jährigen, durch das sie selbst in der Masse umgehend verortet werden kann. Damit meint Ralf Budde jedoch ebenso ihre Gelassenheit („Ich habe die Ruhe weg“), vor allem aber spielt er auf die herzlich-offene Art von Ingrid Sommerfeld an.
Mit ihr punktet sie, wenn sie das Publikum ins Theater einlässt oder mit der Glocke in der Hand aus der Pause zurückruft. Ebenso beruhigt sie vor den Vorstellungen die nervösen Schauspieler, näht mal eben einen Knopf an und wenn in der Garderobe zu viel Unordnung herrscht, dann kann’s auch schon mal ein „Machtwort“ von Ingrid Sommerfeld setzen: „Dann gibt selbst ,Obse’ Unverzagt auf“, lacht Ralf Budde mit Verweis auf den „baumkräftigen“ TiC-Schauspieler: „Ingrid kann mit Menschen – auch ich freue mich, dass ich unter ihr das Kommando habe.“
Bitte melden: Unterstützung fürs Technik-Team gesucht
Übrigens: Im Stück „Golden Girls“ von Kristof Stößel stand Ingrid Sommerfeld schon einmal selbst auf der Bühne. Das habe auch Spaß gemacht, sagt die „Mutter der TiC-Kompanie“: „Aber hinter den Kulissen gefällt’s mir einfach besser.“ Apropos: Gemeinsam mit Waltraud Rettig sucht Ingrid Sommerfeld nach Verstärkung für die Technik-Abteilung des TiC: „Lernen kann das jeder“, betont die 74-Jährige: „Ich hab’s ja schließlich auch geschafft.“
Interessierte müssen dabei keine Befürchtungen vor zu viel Arbeit haben, denn ans Aufhören denkt Ingrid Sommerfeld dabei noch lange nicht: „Ich werde ja mindestens 120 Jahre alt“, sagt die Cronenbergerin und lacht in ihrer ansteckenden Art: „Und bis 100 wollte ich am TiC bleiben.“ Aber Ingrid Sommerfeld möchte ein bisschen mehr Zeit für die Kinder und die beiden Enkel haben – denn „die müssen ihre Besuche ja nach dem TiC-Spielplan richten“, sagt sie – und lacht fröhlich – natürlich!