15.02.2023, 17.28 Uhr   |   Oliver Grundhoff   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Biotop „Im Brackel”: BV & Anwohner gegen Massiv-Baupläne

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Der vorliegende Bebauungsplan für das Biotop „Im Brackel” stößt auf einhellige Ablehnung. Beirksvertretung Cronenberg, Anwohner und die Bürgerinitiative auf Kuchhausen (BIK) sprechen sich gegen diese Form der geplanten Bebauung aus. | Plan: Stadt Wuppertal

In der Februar-Sitzung 2023 wurde der Bezirksvertretung (BV) Cronenberg der Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan des Biotops „ Im Brackel” in Kuchhausen vorgelegt. Das zugrundeliegende städtebauliche Rahmenkonzept wurde 2015 durch das von der Eigentümergemeinschaft vertretene Architekturbüro Windgaßen erstellt. Laut des neuen Bebauungsplans sollen auf einer Fläche von 2,4 Hektar 30 Wohneinheiten in Form von Einfamilienhäusern und 55 Wohneinheiten in Gestalt von Mehrfamilienhäusern entstehen.

„Der vorliegende Bebauungsplan ist eine Frechheit”, heißt es vonseiten der Bürgerinitiative Kuchhausen (BIK). Bereits vor acht Jahren hatte die Stadt einen Bebauungsplan vorgelegt, der aufgrund seiner massiven Bebauung unisono auf Ablehnung gestoßen war. Der damalige Oberbürgermeister Peter Jung erklärte nach einem Besuch der Fläche: „Ich bin vom Plan und der Intensität überrascht.” Sein Nachfolger Andreas Mucke versprach der Bürgerinitiative bei der Übergabe der knapp 2.000 Unterschriften gegen das Bebauungskonzept, dass das starke Votum der Cronenberger bei den weiteren Planungen berücksichtigt würde und er sich für eine lockere Bebauung mit weniger und hochwertigen Häusern einsezten werde. „Die in Art und Umfang geplanten Mehrfamilienhäuser kämen für ihn nicht in Frage”, hieß es seinerzeit.

Planungsfläche: Kleiner, aber mit größerem Mehrfamilienhäuser-Anteil

Nun legt die Stadt einen Bebauungsplan vor, der genau das Gegenteil vorsieht. „Die neue Planung ist noch massiver als die ursprüngliche”, erklärt Bodo von Harten, Sprecher der Bürgerinitiative Kuchausen. Die verkleinerte Fläche (vormals 3,2 Hektar, Anmerkung der Redaktion) wird vonseiten der Planer durch einem deutlich größeren Mehrfamilienhaus-Anteil kompensiert. Grund genug für die Bezirksvertretung, sich geschlossen gegen das geplante Vorhaben auszusprechen. Michael-Georg von Wenczowsky, Fraktionssprecher der CDU, kritisierte die Stadt als „investorenhörig” und stellte infrage, dass hier etwas geplant sei, was der Allgemeinheit zugute käme. „So geht das nicht, wir müssen weg vom Investorendenken hin zu einem Bürgerdenken”, gab er zu Protokoll.

Auch wenn die Bezirksvertretung der Beschlussvorlage zustimmen würde, hieße das aber nicht, dass so gebaut würde, wie es dort geplant sei. Man habe aber dadurch die Möglichkeit, etwas für die Bürger zu schaffen. „Während in anderen Städten in bedeutende Projekte investiert würde, plant man in Wuppertal immer kleinbürgerlich. So entstehen uniforme Gebäude”, so der CDU-Fraktionsvorsitzende weiter. „Warum muss es immer eine elitäre Bebauung für wenige sein”, fragte indessen Oliver Wagner, der Sprecher der SPD-Fraktion. Zwar seien in dem geplanten Vorhaben 20 Prozent für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen, das würde aber im Umkehrschluss auch bedeuten, dass 80 Prozent nicht für diesen Bereich geplant seien. Er könnte sich durchaus vorstellen, das Potenzial dieser 1A-Lage zu nutzen, indem man hier auf nachhaltige und ökologische Bebauung setzt. Anstelle der „08/15-Stadthäuser”, die viele wohlhabende Familien aus Düsseldorf zum Zuzug bewegen würden, könne man laut SPD-Sprecher wagner auch Innovatives wie einen Tiny-Hauspark oder einen Quartierspeicher schaffen.

„Jegliches Licht wird geschluckt…“

Seitens der Bürgerinitiative wehrt man sich indessen nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung des Biotops. Stellvertretend für viele Anwohner ist jedoch auch Christel Putsch die geplante massive Bebauung ein Dorn im Auge. Speziell die Mehrfamilienhäuser, die aufgrund ihrer Geschosszahl und Höhe wie Türme auf dem Hang jegliches Licht in dem dörflichen Charakter von Kuchhausen „schlucken” würden, sind dabei der Stein des Anstoßes. Für die Fraktion der Grünen erklärte Dirk Wallraf, dass man sich in jedem Fall gegen diese geplante Bebauung aussprechen werde. Dabei unterstützte Wallraf die Forderung der Bürgerinitiative nach einer lockeren Planung. Grünen-Fraktionssprecherin Eva Miriam Fuchs betonte derweil noch einmal die Bedeutung und die damit verbundenen Möglichkeiten der Fläche. Hier habe man die Chance, etwas Innovatives mit Strahlkraft zu schaffen. Doch davon ist man mit dem vorliegenden Bebauungsplan weit entfernt. Bleibt zu hoffen, dass der „Ausschuss für Stadtentwicklung und Bauen” den Plan grundlegend überarbeitet.

Sonderfall Schrauben-Hersteller vom Cleff

Direkt gegenüber der geplanten Bebauung befindet sich auf der Kemmannstraße die Schraubenfirma vom Cleff. Seit 175 Jahren stellt das Unternehmen Schraubverbindungen her und ist mittlerweile einer von nur zwei in Deutschland verbliebenen Herstellern von DIN-Schrauben. Seitens zukünftiger Bewohner befürchtet man Klagen gegen den laufenden Betrieb. Die Eigentümer hatten sich deshalb im Vorfeld an die Bezirksvertretung gewandt, um den Schutz ihrer Produktionsmöglichkeit zu gewährleisten. In weiser Voraussicht hatte sich das Stadtteilparlament deshalb schon vor Monaten gegen eine Umwandlung der im Flächennutzungsplan gegenüberliegenden Schutzzone in eine Wohnbaufläche ausgesprochen. Bezirksbürgermeisterin Miriam Scherff (SPD) gab dem anwesenden Firmenvertreter zu verstehen, dass man die Sorge des Unternehmens ernst nehme und für die weitere Planung berücksichtigen werde. Ein Emissionsgutachten muss nun klären, wie sich der Geräusch- und Schallpegel auf eine zukünftige Bebauung auswirke. Michael-Georg von Wenczowsky gab derweil zu verstehen, dass er und seine Fraktion im Zweifel immer zugunsten der Firma vom Cleff votieren würden.