17.10.2015, 09.40 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Am Tresen und in der Bütt: Elisabeth Wilke steht „ihre Frau“

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Elisabeth Wilke inmitten des Cäcilia-Chores sowie (eines Teils) ihrer Familie und der Freundesschar, die sie im „Kaisertreff“ singend und reimend hochleben ließen…

Kein Wunder, dass ein Gratulationsbrief mit der Adressierung „mitten im Dorf“ ankam – Elisabeth Wilke ist in Cronenberg bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“. Und das nicht nur, weil sie an kühleren Tagen gerne mit einer fröhlich-bunten Mütze auf dem Kopf im Dorf die Blicke auf sich zieht. Vielmehr hat sich Elisabeth Wilke beruflich und durch ihr Engagement in der katholischen Gemeinde Hl. Ewalde einen solchen Bekanntheitsgrad „erworben“, dass derartige Briefe sicher den Weg in ihren Briefkasten finden. Dass zeigte sich auch, als die rüstige Dörperin kürzlich ihren 80. Geburtstag beging: Zum Auftakt der Feierlichkeit in der Gaststätte „Kaisertreff“ gratulierte der Cronenberger Männerchor, im Anschluss sorgte der Kirchenchor „Cäcilia“ von Hl. Ewalde dafür, dass bis zum Nachmittag noch manches Lied erklang.

„Mit 80 Jahren hat man viel Zeit und Ruh‘ – das trifft auf dich nun wirklich nicht zu“, wandelte Tochter Daniela Bock zu dem runden Geburtstag in den Fußstapfen ihrer Mutter – Elisabeth Wilke ist auch bekannt dafür, dass sie sich trefflich „einen Reim“ auf „Dies und Das“ machen kann. So zum Beispiel im Rahmen des Kirchenchores Cäcilia: Bereits 1958 eingetreten ist Elisabeth Wilke das „dienstälteste“ aktive Mitglied des 151 Jahre alten Chores. Elisabeth Wilke stimmt aber nicht nur in der Cäcilia mit ein, in der fünften Jahreszeit gibt sie sozusagen den Ton an: Den alljährlichen jecken Stiftungsfesten steht die zweifache Mutter und vierfache Großmutter bereits seit rund 30 Jahren als Sitzungspräsidentin vor – lange bevor Biggi Wanninger das Ruder bei den legendären Kölner Stunksitzungen übernahm, stand Elisabeth Wilke beim Cäcilia-Karneval schon „ihre jecke Frau“.

Geradezu gefürchtet sind ihre Büttenreden: „In der Bütt lässt du an der männlichen Gestalt kein gutes Haar, drum hast du erst gar keinen – ist doch wahr“, brachte es Tochter Daniela Bock in ihrem Geburtstagsgedicht auf den Punkt. Apropos: Wie „frau“ Männer zu nehmen hat, das lernte Elisabeth Wilke während ihrer Berufstätigkeit: Von 1972 bis 1999 führte sie das „Ratsstübchen“ an der Rathausstraße, parallel dazu bis 1986 war sie zudem Inhaberin des Friseursalons Wilke um die Ecke in der Hauptstraße. „Die Frauen habe ich im Salon kennengelernt und ihre Ehemänner in der Kneipe“, blickt Elisabeth Wilke auf ihr außergewöhnliches „Doppelleben“ zurück. Schon morgens um Zehn standen die Gäste bei ihr am Tresen, der Männerchor ölte stets nach den Proben bei ihr die Stimmen, selbst an Heiligabend kam die Ratsstübchen-Wirtin nicht vor 19 Uhr aus ihrer Kneipe raus: „Man musste sich halt durchbeißen, aber das hat mir viel gebracht“, unterstreicht Elisabeth Wilke.

Und vielleicht hat das bewegte Berufsleben die gebürtige Oberschlesierin auch fit gehalten: „Manch einer hier auf Erden, wünscht sich, so wie du 80 zu werden“, stellte die Tochter jedenfalls reimend fest. Mit den „Eierpunsch-Mädels“, mit denen sie seit etwa 30 Jahren alljährlich in der Adventszeit zu Weihnachtsmärkten in der ganzen Republik tourt, will sie aber diesmal nicht „ausrücken“, um das adventliche Heißgetränk diesmal auf dem Weihnachtsmarkt in Straßburg zu probieren. Aber „stets auf Jück“ überlegt es sich das „Eierpunschmadel“ vielleicht doch noch einmal, schließlich soll es ja auch zum 85sten von Elisabeth Wilke heißen: „Tja, Mama, zu erzählen gäb’s noch viel, du bist zum Glück sehr munter und agil…“