15.04.2016, 14.30 Uhr   |   Matthias Müller   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Johanneskirche: Neues Buch zu Else Lasker-Schüler vorgestellt

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Prof. Dr. Gabriele Sander (li.) und Rezitatorin Rita Reineke erinnerten in der Johanneskirche eindrucksvoll an Else Lasker-Schüler.

Rund drei Jahre hat Prof. Dr. Gabriele Sander, Expertin für Literaturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Bergischen Universität, für ihre Neuausgabe der lyrischen Werke von Else Lasker-Schüler mit Begleittexten gebraucht. Nun stellte die Professorin ihr 512 Seiten starkes Werk im Rahmen der „Offenen Abende“ in der Johanneskirche am Friedenshain vor, zu dem viele Literaturfreunde kamen.

Else Lasker-Schüler ist die prominenteste Dichterin Wuppertals. 1869 in Elberfeld geboren, wohnte sie in der Sadowastraße. Sie starb 1945 in Palästina. Die Lyrikerin schrieb rund 300 Gedichte, mal sinnlich, mal melancholisch, aber immer im Geist der Jahrhundertwende. Sie erwähnte die „Wupperstadt“, wie sie auch das bekannte Stück „Die Wupper“ schrieb. 1894 ging sie nach Berlin, wo die Dichterin schnell zur Bohème gehörte und dort andere Literaten, aber auch Künstler wie den Maler Franz Marc kennenlernte. In ihrer Lyrik kam immer wieder die Sehnsucht nach Liebe und Heimat zum Ausdruck. Es verschmolzen aber auch Orient und Okzident.

Den Abend mit Gabriele Sander gestaltete zudem die Rezitatorin Rita Reineke, welche ausgewählte Gedichte von Else Lasker-Schüler emotional vortrug. So kamen Liebesgedichte zu Gehör, aber auch einige Porträt- und Exil-Gedichte.
Die Lyrikerin war zudem eng mit ihrem jüdischen Glauben verwurzelt, sprach viel in Metaphern, dichtete weniger in Reimform. Sie war mutig und emanzipiert.

Lasker-Schüler hatte einen Sohn, der früh starb. Nach zwei gescheiterten Ehen führte sie als eine Art heimatlose Außenseiterin ein nomadenhaftes Exilantenleben, teilweise in Hotels, und erlebte in Dritten Reich Judenhass und Verunglimpfungen. 1933 floh sie in die Schweiz, fuhr von dort aus immer wieder nach Palästina, wo sie dann ab 1939 bis zu ihrem Tod lebte.

Der „offene Abend“ war ein bewegender Abend aus emotionaler Dichtung und einem schicksalhaften Leben, aus Trauer, Einsamkeit wie poetischer Lyrik von Else Lasker-Schüler, an dessen Ende die vielen Besucher auch Fragen an Gabriele Sander richten konnten, welche diese geduldig beantwortete. Ihr Buch ist im Reclam-Verlag erschienen. Die gebundene Ausgabe kostet 39,95 Euro.