18.05.2016, 13.39 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Kulturschmiede: Baustein für einen lebenswerten Stadtteil

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Auch OB Andreas Mucke (li.) zählte zur illustren Gästeschar, die zur Eröffnung der „Kulturschmiede“ in die Dörper Altstadt kamen.

Wie die CW berichtete, bemühte sich der Verein „Kulturschmiede An der Hütte drei“ in den letzten Jahren darum, ein Fachwerkhäuschen in der Cronenberger Altstadt zu retten und es zu einem Kulturtreff umzubauen. Mit Hilfe eines Sponsors ist das gelungen: Am 27. April 2016 herrschte erstmals „volle Hütte“ in der Kulturschmiede – einen Steinwurf vom TiC-Theater entfernt eröffnete Cronenbergs neuester Ort für Kultur & Co.

Klein, aber fein ist die Kulturschmiede geworden: Der Trägerverein, der sich fast durchweg aus Nachbarn rekrutiert, hat durch einen Wintergarten-Anbau einen rund 80 Quadratmeter großen Treffpunkt geschaffen. Die Eichenbalken des fast 200 Jahre alten Denkmals wurden erhalten, die Wände mit Lehmputz gestaltet, auf dem Boden liegen Eichendielen – der Umbau selbst zeigt, wo „Bauherr“ Friedrich Figge und seine Mitstreiter hin wollen: Die Kulturschmiede soll ein Ort sein, wo über Ökologie, Nachhaltigkeit, das Miteinander von Mensch und Umwelt informiert, nachgedacht und diskutiert werden kann.

Vom Tatort-Kommissar bis zum Oberbürgermeister: Ilusstre Gästeschar

Die Nachbarschaftsinitiative, aus der Mitte der 1980er Jahre übrigens auch mit der Anstoß für das Kulturzentrum Borner Schule mit dem heutigen TiC-Theater kam, möchte aber auch einen Ort für Lesungen, Konzerte, Liederabende und Ausstellungen bieten. Elitäres Kultur-Raumschiff soll die Kultuschmiede aber bloß nicht sein: Wie „Bauherr“ Friedrich Figge am Eröffnungsabend betonte, sollen in der einstigen Nagelschmiede ebenso Koch-Aktionen wie Familienfeiern möglich sein. Grundsätzlich jeder kann „Ottos Häuschen“, wie es nach seinem langjährigen Bewohner Otto Geihsl genannt wird, anmieten – ausdrücklich jeder ist zum Mitmachen im Kulturschmiede-Verein willkommen.

Die Strahlkraft dieses Privatengagements von Bürgern für Bürger war es, die zur Eröffnung viel Prominenz in die Kulturschmiede zog: Im Publikum saßen ebenso der Maler Christian von Grumbkow wie Landtagsabgeordneter Josef Neumann und der Schauspieler Harald Krassnitzer. Bürgermeisterin Ursula Abé und Ex-Umweltdezernent Harald Beyer waren ebenso da wie Jazz-AGe-Organisator Rainer Widmann und Kulturbüro-Leiterin Monika Heigermoser, und „Musik auf dem CronenBerg“-Initiator Werner Dickel musizierte.

Oberbürgermeister Andreas Mucke dankte dem Verein für seine Initiative. Die Stadt könne vieles nicht leisten, „insofern ist es doppelt wichtig, dass es solche Menchen gibt“: „So etwas braucht Wuppertal – je mehr Kultur geschaffen wird, desto besser.“ Dr. Uwe Schneidewind stellte die „Kulturschmiede“-Initiative in eine Reihe mit den weiteren Initiativen in der Stadt, wie am Arrenberg, in der Nordstadt oder der Utopiastadt und der Wuppertalbewegung. Diese, so der Leiter des Wuppertal-Instituts, machten die Stadt zu einem spannenden Labor und erzeugten Aufbruchstimmung trotz klammer Stadt-Kasse.

Für eine lebenswerte Stadt: „Eigenart“ contra Einerlei

Schneidewind würdigte die große Initiativkraft in der Stadt als „gewaltiges Kapital“, welches das an „Stadt-Geld“ arme Wuppertal sogar in den Fokus von „Stadtgestaltern“ rücken lasse. Schneidewind setzte die kleine Kulturschmiede in einen großen Kontext: Vor dem Hintergrund einer beschleunigten Verstädterung der Welt und der zunehmenden Gesichtslosigkeit von Innenstädten durch überall präsente Filialen großer Ketten seien die Initiativen Puzzle-Elemente einer lebenswerten Stadt. Der Kulturschmiede-Verein mit seinen „Utopien“ beschere eine Rückkehr von Vielfalt, von Lebensqualität und von „Eigenart“ im Einerlei; Schneidewind: „Die Kulturschmiede ist ein Baustein, der Utopien ermöglicht.“

Ob Rolf Tesche vom Cronenberger Heimat- und Bürgerverein, Stefan Ries vom Beirat des TiC-Theaters oder auch Ursula Abé als Co-Sprecherin von „Willkommen in Cronenberg“ im Publikum – sie alle stehen für solche Bausteine, für Vielfalt im Dorf – Cronenberg kann sich wohl glücklich schätzen, so viele „Utopisten“ zu haben!

Infos & Mitgliedschaft im Kulturschmniede-Verein

Wer sich für die gelebte „Utopie“ der Kulturschmiede interessiert,kann den Trägerverein unter Telefon 0202 47 29 66 oder auch per E-Mail an info@kulturschmiede-ev.de erreichen. Die Mitgliedschaft für Ehepaare beträgt 60 Euro, für Einzelpersonen 40 Euro sowie ermäßigt 20 Euro pro Jahr. Mehr Informationen zum Verein sind auch im Internet unter der Adresse www.kulturschmiede-ev.de abrufbar.