18.05.2016, 17.49 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Merkur-Transit 2016: Diesmal kam nicht die Polizei zum „Süd“…
Der Blick von „Sonnenanbetern“ ging am Montag, 9. Mai 2016, freudig zum Himmel. Auf dem Dach des Schulzentrums Süd herrschte jedoch kein Kommen und Gehen, weil man hier sicherlich auch vortrefflich ein Sonnenbad nehmen konnte; nein, die Himmelsgucker am Jung-Stilling-Weg hatten etwas ganz anderes im Visier: den Merkur-Transit.
Nachdem den letzten großen Auftritt des kleinsten Planeten unseres Sonnensystems im Jahr 2003 Hunderte Schüler auf dem Schulhof verfolgten, waren heuer die Eltern an der Reihe: Im Rahmen des Elternsprechtages konnten sie nicht nur mit den CFG-Lehrern reden, sondern dem Schulzentrum auch aufs Dach steigen und durch die Teleskope der CFG-Schülersternwarte einen Blick auf das seltene Himmelsereignis werfen.
Vom Mittag bis in die Abendstunden gegen 20.45 Uhr wanderte der Merkur an der Sonne vorbei und war dabei als kleiner schwarzer Punkt sichtbar. Auch wenn der Transit des kleinen Planeten selbst durch ein Teleskop betrachtet von einem Laien durchaus mit einem größeren Staubkorn verwechselt werden konnte, war er für die Astronomen ein Spektakel: Schließlich konnte bereits 1677 im Rahmen eines Merkur-Transits durch den britischen Astronomen Edmond Halley die sogenannte „Astronomischen Einheit“ berechnet werden, also die Distanz zwischen Sonne und Erde.
Entsprechend begeistert zeigten sich die Astronomie-Schüler: Waleed war sogar extra aus Schwelm gekommen, um das Himmelsereignis von der CFG-Sternwarte aus zu verfolgen. Der 16-Jährige besucht zwar ein Schwelmer Gymnasium, ist aber Teilnehmer des offenen Projektkurses am CFG. Dieser ermöglicht es dem Gymnasiasten auch, bei Michael Winkhaus, dem Initiator und Leiter der Schülersternwarte, seine Abitur-Prüfung im Fach Physik abzulegen.
Für den Merkur-Transit hatte sich Waleed von seiner Schule extra freistellen lassen: „Es hat sich gelohnt“, befand der Schwelmer Schüler bereits nach drei Stunden hinterm Teleskop: Durch die CFG-Fernrohre sei das Himmels-Spektakel doch deutlich schärfer zu beobachten. Bei den Sternwarte-Leitern Bernd Koch und Michael Winkhaus weckte der Merkur-Transit zudem besondere Erinnerungen: Bei dem Himmelsereignis 2003 rief der Hausmeister die Polizei, nachdem er bemerkt hatte, dass sich Menschen auf dem Schulzentrum-Dach „herumtreiben“.
„Das war dann sozusagen die Initialzündung für die Einrichtung der Schülersternwarte“, lacht Michael Winkhaus über die irdischen „Verwicklungen“ des himmlischen Spektakels vor 13 Jahren. Seitdem hat sich einiges geändert: Heute wird nicht mehr die Polizei zum Küllenhahn gerufen, dafür stehen Studenten regelmäßig bei Bernd Koch und Michael Winkhaus auf der „Dach-Matte“: Die Bergische Universität lässt die Astronomie-Module ihrer Lehramtsstudenten im Fach Physik auch bei den Sternwarte-Leitern des Fuhlrott-Gymnasiums absolvieren – erstaunlich, wie sich die Welt in 13 Jahren gedreht hat…