09.06.2016, 14.18 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„AsA“-Azubi bei Picard: Keine Chance gehabt, aber sie genutzt

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Picard-Chef Frank Simon (re.) und Ali Yildiz (vo. li.) mit Arbeitsagentur-Vorstand Johannes Vogel (2.v.l.), Versandleiter Dietmar Vimpel und Thomas Reese (IB, mi.) sowie Laura Bischkopf. Übrigens: Im Sommer wird ein weiterer „AsA“-Teilnehmer seine Ausbildung in Rottsiepen beginnen – auch dieser konnte die Firma Picard von seinen „Qualitäten auf den zweiten Blick“ überzeugen…

50 Bewerbungen hatte Ali Yildiz geschrieben, obwohl er einen Hauptschulabschluss in der Tasche hat, sah es nicht gut aus für die Zukunft des Oberbarmers. Weil er einen Sprachfehler hat, zog er sich schon in der Schule zurück – nicht die besten Referenzen. Rund ein Jahr später geht’s dem heute 21-Jährigen nach eigenen Angaben super: Ali Yildiz absolviert eine Ausbildung zum Fachlageristen beim Hammer-Weltmeister Picard in Rottsiepen – die Kollegen sind nett, die Arbeit macht Spaß, „alles ist super“, freut sich der 21-Jährige.

Ali Yildiz hatte eigentliche keine Chance, aber er nutzte sie. Möglich macht das ein neues Instrument der Berufsförderung der Bundesagentur für Arbeit: „Assistierte Ausbildung“, kurz „AsA“, heißt es, seit Sommer 2015 werden dabei junge Menschen mit Förderbedarf zunächst umfassend auf eine berufliche Ausbildung vorbereitet und nach der Vermittlung auch während der Lehrzeit weiter begleitet und unterstützt.

Picard-Chef: „Seine Bewerbung hätte bei uns keine Chance gehabt“

Das überzeugte die Firma Picard: Wie Geschäftsführer Frank Simon betonte, kann sich das fast 160 Jahre alte Familienunternehmen, das in Sachen Profi-Hämmer Weltmarktführer ist, seine Azubis aus einer Vielzahl von Bewerbern aussuchen: „Ohne dieses Programm hätte Herr Yildiz bei uns nie eine Chance gehabt – das ist Fakt“, unterstreicht der Picard-Chef: „Fakt ist aber auch: Er hat seine Chance genutzt, er hat uns überzeugt.“

Ali Yildiz‘ Chance, das war ein Praktikum im vergangenen Jahr. Laura Bischkopf, Ausbildungsakquisiteurin der Wuppertaler Arbeitsagentur, hatte bei Picard angeklopft und das neue „AsA“-Programm vorgestellt. Dass die Arbeitsagentur sowie der „Internationale Bund“ (IB), der die „AsA“-Teilnehmer in Wuppertal begleitet, dem Auszubildenden und auch der Firma während der Ausbildung zur Seite stehen, überzeugte den Picard-Chef: „Wir sehen das auch als unsere gesellschaftliche Aufgabe“, so Frank Simon.

Vom Problemfall zum Musterbeispiel

Nachdem sich Ali Yildiz im Praktikum bewährt hatte, begann er im letzten Sommer seine Lehre. Nicht zuletzt, weil IB-Lehrer Udo Sieben wöchentlich neben der Ausbildung mit Ali Yildiz den Berufsschulstoff „paukt“ und den 21-Jährigen auf die Prüfungen vorbereitet, ist der „Problemfall“ innerhalb eines Jahres zu einem Musterbeispiel geworden. Picard-Geschäftsführer Frank Simon befindet jedenfalls, dass sein Auszubildender sich positiv verändert habe.

Er sei deutlich lockerer geworden, habe an Selbstvertrauen und Leistungswillen gewonnen. „Er hat einen guten Start hingelegt“, attestiert auch Dietmar Vimpel, als Picard-Versandleiter der Vorgesetzte von Ali Yildiz: „Schulische Probleme existieren nicht mehr – und die fachliche Kompetenz lässt auch nichts zu wünschen übrig.“ „Wir sind mit dem neuen Instrument sehr zufrieden und wollen es etablieren“, stieß Johannes Vogel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Wuppertal, ins selbe Horn.

Zugleich warb Vogel bei den Unternehmen beider Städte um Offenheit für das „AsA“-Programm: „Wir glauben daran – Ali Yildiz gibt dem Erfolg ein Gesicht.“ Vor dem Hintergrund, dass im vergangenen Jahr 1.000 Bewerber im Städtedreieck ohne einen Ausbildungsplatz blieben , aber auf der anderen Seite auch 226 Plätze nicht besetzt werden konnten, warb der Arbeitsagentur-Leiter darum, das Instrument zu nutzen.

„AsA“-Kontakt: Noch Plätze frei

Sowohl Unternehmen, die eine Praktikums- oder Ausbildungsstelle bereitstellen können, als auch junge Menschen, die keine Lehrstelle finden, können sich bei Laura Bischkopf von der Arbeitsagentur unter Telefon 08 00-455 55 20 melden. Udo Sieben vom Internationalen Bund ist unter Telefon 0202 495 95-108 erreichbar.