09.06.2016, 17.36 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Cronenberger Männerchor: „Dieses Buch ist etwas Bleibendes“

Artikelfoto

CMC-Medienwart Peter Kühn (mi.) mit Autor Jürgen Eschmann und Claudia Groß, der Lektorin der Männerchor-Chronik.

Zehn Bücher aus der eigenen Feder stehen in der Regalwand von Jürgen Eschmann – das erste drehte sich 1989 um Wuppertaler Persönlichkeiten, das letzte ist erst wenige Wochen alt und beschreibt eine Cronenberger Institution: den Cronenberger Männerchor (CMC). Im vergangenen Jahr feierte der Renommierchor sein 70-jähriges Bestehen, quasi als nachträgliches Präsent hat sich der Männerchor nun selbst ein Präsent auf den Jubiläumstisch gelegt: „Anspruch und Tradition“ heißt das Buch, das Jürgen Eschmann zum CMC verfasste.

Sieben Jahrzehnte, das ist nicht unbedingt eine lange Chorgeschichte. In den vergangenen 70 Jahren hat sich der Cronenberger Männerchor aber als ein musikalischer Botschafter Cronenbergs und ein Aushängeschild Wuppertals etabliert. Chorreisen in viele europäische Länder und sogar in die USA, nach Kanada und Russland; alljährlich zwei Konzerte in Wuppertals guter Stube, der prächtigen Historischen Stadthalle, mehrere CD-Veröffentlichungen, die Veranstaltung der Bergischen Chornacht und nicht zuletzt Auftritte in allen deutschen Domen – die Visitenkarte des Cronenberger Männerchors macht schon was her.

Bereits wenige Wochen nach dem Krieg gegründet

Und natürlich darf auch der Auftritt im Petersdom zu Rom darauf nicht fehlen, denn „dort kann man nicht einfach singen, dazu braucht es eine Einladung, die zuvor intensiv geprüft wurde“, erklärt CMC-Medienwart Peter Kühn nicht ohne Stolz. Erstaunlich wenn man bedenkt, dass der heute größte Männerchor Wuppertals aus der Not heraus geboren wurde: Der 2. Weltkrieg war erst wenige Wochen vorbei, als am 1. Juli 1945 die Stunde Null für den Chor schlug. Weil ihre Chöre „Germania“, „Eintracht“, „Lyra“ und „Aurora“ durch den Krieg so stark dezimiert worden waren, dass sie allein nicht mehr singfähig waren, schlossen sich Sänger der vier Chöre zusammen und hoben den neuen Männerchor aus der Taufe. Mit Erfolg: Ende der 1940er Jahre zählte der CMC bereits 207 aktive Sänger.

CMC-Chronik: Mehr als zwei Jahre lang recherchiert

Zweieinhalb Jahre lang hat sich Jürgen Eschmann in die Chorgeschichte eingearbeitet, zupass kam dem Dörper Journalisten dabei auch, dass der Männerchor über ein bestens gepflegtes Archiv in Bürogröße verfügt. Ob Plakate und Eintrittskarten der ersten Konzerte, die alljährlichen Jahresschriften, Programme oder auch eine Fülle von Zeitungsartikeln, nicht zuletzt Gespräche mit CMC-Zeitzeugen der fast ersten Stunde – „Peter Schnadhorst hat mir mit seinem Archiv eine wunderbare Grundlage gegeben, ohne sie wäre es sehr schwer gewesen“, lobt Autor Eschmann.

So war es aber geradezu eine Mammutaufgabe, gemeinsam mit CMC-Chronist Schnadhorst und Lektorin Claudia Groß, die auch für das Layout verantwortlich zeichnete, die prallvolle CMC-Historie zu sichten und für das Jubiläumsbuch aufzubereiten. Claudia Groß, „von Haus aus“ Maschinenbauingenieurin, brachte ihre Erfahrung aus dem Jubiläumsbuch der „Gemeinschaft Cronenberger Unternehmen“ (GCU) mit: „Wir haben kongenial zusammengearbeitet“, lobt Jürgen Eschmann die Zusammenarbeit und Claudia Groß fügt scherzend hinzu: „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör.“

„Der Männerchor ist mit Cronenberg verwurzelt“

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Auf 200 Seiten lässt Jürgen Eschmann 70 Jahre Cronenberger Männerchor in Wort und mit vielen Bildern Revue passieren – der Titel des Buches („Tradition und Anspruch“) ist Programm, der Anspruch des Buches wird der Tradition des Chores gerecht. Claudia Groß und Jürgen Eschmann hat die Beschäftigung mit dem Gestern und Heute des Chores sogar zu „Fans“ des CMC gemacht: CDs des Männerchores zählen zu dem Stapel in besagtem Eschmann-Regal, die der Autor als seine derzeit „bevorzugten Unterhaltungsmedien“ bezeichnet.

„Es ist beachtlich, mit welchem Anspruch der Chor an seine Arbeit herangeht und welches Repertoire er hat“, betont Claudia Groß, und Jürgen Eschmann hebt auch die Verbindung des Chores mit der Ortsgeschichte hervor: Ob Werkzeugkiste, Benefizkonzerte, Gedenkstunde am Volkstrauertag und, und, und – „der Männerchor ist mit Cronenberg verwurzelt“, unterstreicht der 75-Jährige: „Das ist auch ein Grund, warum ich mir diese Arbeit zugemutet habe.“ In jedem Fall gelohnt hat sich das Buch, weil sie dem CMC in einer Zeit ein gedrucktes Denkmal setzt, in der sich immer mehr klassische Chöre auflösen.

Der Cronenberger Männerchor ist zwar auf aktuell nur noch 70 Sänger geschrumpft, aber nicht akut bedroht. Noch nicht: Der Altersschnitt liegt bei 76 Jahren – Tendenz steigend, da kaum jüngere Sänger mit einstimmen. „Ein Buch ist etwas Bleibendes“, findet Peter Kühn gerade auch vor diesem Hintergrund: „Dieses Buch ist auch eine Würdigung unseres Wirkens, Anspruchs und unserer Tradition.“ „Und vielleicht“, fügt Peter Kühn an, „ist es ja auch Anlass darüber nachzudenken, bei uns mitzusingen – und wenn es nur einer ist“, lädt Kühn alle Interessierten zu einer Schnupperprobe ein.

Buch-Verkauf & Kontakt

Das Buch „Cronenberger Männerchor – Tradition und Anspruch“ ist zum Preis von 12 Euro unter anderem auch in der CW-Geschäftsstelle in der Kemmannstraße 6 erhältlich. Der CMC trifft sich stets freitags um 19 Uhr in der Alten Schmiede der Firma Knipex an der Oberkamper Straße 13 (Eingang Zum Krusen) zur Probe – Interessierte sind dazu stets willkommen. Nähere Infos gibt’s beim CMC-Vorsitzenden Bernd Tigges unter Telefon 0202 47 30 20 sowie im Internet unter www.cronenbergermaennerchor.de.