28.07.2016, 16.16 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Hartmut Stiller: „Die Seilbahn wäre ein Gewinn für Cronenberg“
Als die Idee einer Seilbahn vom Hauptbahnhof zum Schulzentrum Süd publik wurde, hielten das nicht wenige für einen April-Scherz. Bei einigen hat sich diese Einstellung gehalten, dennoch wird die Idee ernsthaft geprüft – im Frühjahr 2017 soll der Rat einen Grundsatzbeschluss dazu fassen. Ganz ähnlich waren die ersten Reaktionen auf den Vorstoß von Hartmut Stiller: Nachdem der FDP-Politiker und Aufsichtsrat der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) eine Verlängerung der Seilbahn-Trasse bis nach Cronenberg ins Spiel brachte, hielten das auch einige für einen Witz.
Als Spaß will der 51-jährige Diplom-Physiker und Unternehmensberater seinen Vorstoß aber keineswegs verstanden wissen. Im Gegenteil, Stiller weiß, wovon er spricht: Der Cronenberger, der in den letzten drei Jahren als Manager für den Energiekonzern Vattenfall in Berlin tätig war, zählt zu den Experten der von der Bundesregierung initiierten „Nationalen Plattform für Elektromobilität“ (NPE).
„Seilbahn nur bis Küllenhahn hat zu wenig Potenzial“
„Ich fand die Seilbahn-Idee spontan pfiffig und innovativ“, sagt Hartmut Stiller, der sich nach seiner Rückkehr aus der Hauptstadt der Initiative „Pro Seilbahn“ anschloss. Zur Frage, wie der Verkehr weiterentwickelt werden könne, sei mit Diesel-Gelenkbussen heutiger Couleur keine zukunftsfähige Antwort zu geben, „eine innerstädtische Seilbahn hat in Deutschland aber niemand“.
So reiz- und sinnvoll Stiller die Seilbahn-Idee findet, für „wenig charmant“ hält er indes eine Streckenführung nur bis zum Küllenhahn. Zumindest aus Nutzer-Sicht betrachtet, denn: Abgesehen von den Schülern des Schulzentrums biete das Einzugsgebiet rund um eine Bergstation Küllenhahn „relativ wenig Potenzial“: „Das wäre in Cronenberg-Mitte deutlich höher.“
Hartmut Stiller glaubt nicht, dass Cronenberger bis zum Küllenhahn führen, dort aus dem Auto raus- und in die Seilbahn einstiegen. Bei einer Verlängerung bis ins Dorf sieht der Mobilitätsexperte hingegen die Chance, den Verkehr von und nach Cronenberg tatsächlich auf die Seilbahn verlagern zu können. Er habe mit diversen Leuten gesprochen, berichtet der FDP-Politiker, alle hätten gesagt: „Ja, das können wir uns vorstellen.“
„Wenn wir die 50 Millionen bekommen, schaffen wir auch den Rest bis Cronenberg“
Abgesehen davon: Die Seilbahn nur bis zum Küllenhahn zu bauen sei so, als hätte man die Schwebebahn nur bis zum Landgericht und nicht weiter bis nach Oberbarmen geführt – „Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes“, findet der E-Mobilität-Experte: „Wenn wir eine Seilbahn bauen, dann ist es die sinnvollere Variante, sie bis Cronenberg zu führen.“
Hartmut Stiller berichtet, dass er auf einer Messe in Berlin mit Vertretern der führenden Seilbahn-Bauer Doppelmayr und Leitner gesprochen habe – „über den dicken Daumen auf 15 Millionen Euro seien die Mehrkosten für die Seilbahn-Verlängerung bis Cronenberg zu schätzen“. Stiller ist sich sicher: „Wenn wir die 50 Millionen bis zum Küllenhahn zusammenbekommen, dann schaffen wir auch die Zusatzkosten bis Cronenberg.“ Dabei sieht der Innovationsmanager nicht nur einen verkehrlichen Nutzen oder den touristischen Reiz, über das einzigartige Arboretum Burgholz zu schweben. Auch der Standort Cronenberg würde profitieren.
„Was tut sich denn hier in Cronenberg…?“
„Ich lebe gerne in Cronenberg“, sagt Hartmut Stiller, „aber was tut sich denn hier – die Tendenz geht doch zur reinen Schlafstadt“, konstatiert der 51-Jährige einen schleichenden Abwärtstrend in der Ortsmitte. „Aber auch eine Schlafstadt brauche das eine oder andere, würde die Seilbahn bis ins Dorf geführt, dann brächte das einen Schub. In 13 Minuten von der Ortsmitte in die Stadt – „das wäre ein echter Standortfaktor, das wäre ein echter Gewinn auch für das Cronenberger Zentrum.“
Wohin mit einer Cronenberg-Station, das weiß auch Hartmut Stiller nicht so recht: Der Cronenberger Bahnhof wäre eine Option, aber das Gelände ist ja in Privatbesitz, weitere wären das Areal des seit Jahren leerstehenden akzenta-Marktes, der Knipex-Parkplatz oder auch der Zirkus-Platz am Bahnübergang seien wohl schon zu weit außerhalb der Ortsmitte: Man müsse bei den Flächen gucken, was möglich ist und wo vielleicht Tauschgeschäfte gemacht werden könnten, zentraler Standortfaktor sei aber: „Die Cronenberg-Station muss zentrumsnah sein.“
Stiller will kämpfen, damit Cronenberg-Option geprüft wird
Und für die Anbindung hat Hartmut Stiller schon weitere innovative Ideen: Bike-Sharing ist eine davon, autonom fahrende Microbusse, ähnlich wie sie für das Quartier Arrenberg diskutiert werden, für eine Verbindung zum Beispiel nach Sudberg ist eine andere. Zwei Teststrecken gebe es bereits dafür in den Niederlanden und der Schweiz, warum also nicht auch eine in Cronenberg? „Ich weiß, dass ist Zukunftsmusik, aber wir haben ja auch noch Zeit bis zum Bau der Seilbahn…“
Für eines ist aus der Sicht des Dörper FDP-Politikers aber schon jetzt Zeit – dass die Seilbahn-Variante bis Cronenberg in die laufende Prüfung einbezogen wird: „Ich werde dafür kämpfen, dass diese Möglichkeit ernsthaft und gleichberechtigt mit untersucht wird“, kündigt Hartmut Stiller an.