11.08.2016, 16.26 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Bürgerbüro: „Ein Totalversagen der Führung“

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Cronenbergs Vize-Bürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky.

„Die Situation in den Bürgerbüros und im Einwohnermeldeamt ist aus meiner Sicht Ausdruck eines Totalversagens der Führungsebene des Geschäftsbereiches“ – Klartext spricht Vize-Bürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky (CDU) zu dem Chaos, das in den letzten Wochen und Monaten in den städtischen Stellen herrscht. Wie erst kürzlich berichtet, müssen die Besucher hier stundenlange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Grund dafür ist auch, dass der Krankenstand im Einwohnermeldeamt bei fast 50 Prozent lag. Daher blieben vorletzte Woche mehrere Bürgerbüros, darunter auch die Dörper Stelle am Rathausplatz, geschlossen. „In der freien Wirtschaft würde man bei einem derart hohen Krankenstand davon ausgehen, dass eine Überforderung der Belegschaft vorliegt“, zeigt sich der Dörper CDU-Politiker überzeugt.

Vize-Bürgermeister: Zentralisierung war ein Fehler

Eine Überraschung ist der Notstand für von Wenczowsky nicht. Nicht ohne Grund war die Bezirksvertretung (BV) Cronenberg mit breitester Mehrheit gegen die Ausdünnung der Bürgerbüros und die Einrichtung eines zentralen Meldeamtes im Jahre 2011. Schon damals habe man in der Bezirksvertretung darauf hingewiesen, dass der Personalschlüssel des neuen Bürgeramtes zu knapp bemessen sei. Ausdrücklich dankt der Cronenberger Vize-Bürgermeister den Mitarbeitern, die an den Schreibtischen am Steinweg und in den Bürgerbüros den Dienst aufrecht erhalten.

Unmissverständlich benennt von Wenczowsky aber auch die Ursachen der Missstände: Die Zentralisierung sei von Anfang an ein Fehler gewesen, die räumliche Situation und die Belastung am Steinweg untragbar, das Chaos hausgemacht und Ausdruck eines Totalversagens der Verwaltungsführung. Von Wenczowsky benennt das an einem simplen Beispiel: Der frühere Leiter des Bürgerbüros Cronenberg habe die Verlängerung seines Dienstverhältnisses um zwei Jahre beantragt – abgelehnt, er musste in Pension gehen, weiß Michael-Georg von Wenczowsky. Und jetzt beklage man, dass neun Stellen im Einwohnermeldeamt unbesetzt sind – das müsse nicht sein.

Insofern fordert der Vize-Bürgermeister die Verantwortlichen dazu auf, umgehend alles für einen schnellen und bürgernahen Service zu tun – sonst führe sich das neue Dezernat für Bürgerbeteiligung, Recht, Beteiligungsmanagement und E-Government selbst ad absurdum. „Ich bin gewählt für die Bürger hier in Cronenberg“, sieht sich Michael-Georg von Wenczowsky in der Pflicht: „Deshalb muss ich fordern, dass die Fehler behoben werden.“

Unterschriften sind nun auch „offline“ möglich

Die Internet-Petition der SPD Cronenberg zur Stärkung der Bürgerbüros hält der zweite Bürger Cronenbergs zwar für wenig erfolgversprechend, weil sie an das Land NRW gerichtet sei. Der Christdemokrat bezeichnet die SPD-Initiative aber als einen „legitimen Versuch“. „Vielleicht unterschreibe ich ja auch noch“, sagt Michael-Georg von Wenczowsky – das Thema „Bürgerbüros“ verbindet über Parteigrenzen hinweg. Nicht ohne Grund votierte die BV Cronenberg auch erst in der letzten Sitzung vor der Sommerpause für ein Zurück zur Dezentralisierung und eine Revitalisierung der Bürgerbüros.

Wie berichtet, rufen auch die vier Cronenberger Bürgervereine (CHBV, Hahnerberg-Cronenfeld, Küllenhahn und Sudbürger) ihre Mitglieder dazu auf, die Online-Petition zu unterzeichen, welche die SPD Cronenberg gestartet hat. Über die Internetplattform Change.org wird dabei die Rückverlagerung der Passangelegenheiten und damit die Revitalisierung der Bürgerbüros gefordert. Die Petition kann neuerdings auch auf Unterschriftenlisten unterzeichnet werden. Diese liegen in der CW-Geschäftsstelle aus, weitere Stellen in Cronenberg zur Unterschrift sollen in Kürze folgen.