26.09.2016, 19.57 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

4:1 für die Seilbahn: Bürgergutachter geben klares Votum ab

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Bürgerbeteiligungs-Dezernent Panagiotis Paschalis (re.) mit den 47 Wuppertalern, die sich als Bürgergutachter mit der Seilbahn-Idee befassten. -Foto: Matthias Müller

Ziemlich geschafft, aber total begeistert, so zeigten sich am vergangenen Samstag, 24. September 2016, die 47 Wuppertaler, die sich als ehrenamtliche Bürgergutachter mit der Seilbahn-Idee befasst hatten: An vier prallvollen Tagen wurden die repräsentativ ausgewählten Bürger über alle Facetten der umstrittenen Idee einer Seilbahn vom Hauptbahnhof zum Schulzentrum Süd informiert.

Sie sprachen mit dem Gegner-Verein „Seilbahnfreies Wuppertal“ ebenso wie mit der Initiative „Pro Seilbahn“, hörten diverse Fachvorträge von Experten und machten sich auch anhand einer Trassenbegehung ein Bild vor Ort – am Ende stand ein Votum, das in seiner Deutlichkeit selbst den zuständigen Beteiligungsdezernenten Panagiotis Paschalis überraschte: Mit 37 zu zehn  Stimmen votierten die Bürgergutachter dafür, dass die Stadt in die Seilbahn-Prüfung einsteigt.

Der Einsatz der Bürgergutachter war ein Novum für Wuppertal: Erstmals bediente sich die Stadt des Bürgerbeteiligungsmodells, das Mitte der 1970er Jahre an der Bergischen Universität durch den Soziologen Prof. Peter C. Dienel entwickelt wurde. Seitdem wurde das sogenannte Modell „Planungszelle“ vielfach und auch international angewendet – nur in Wuppertal noch nicht. Dass dieser weiße Fleck auf der Planungszellen-Landkarte nun verschwunden, dafür hat die Seibahn-Idee bereits gesorgt.

Planungszellen: „Ein buntes Abbild von Wuppertal“

Insgesamt 1.000 Wuppertaler hatte die Stadt zuvor per Zufallsverfahren repräsentativ aus dem Melderegister ausgewählt und zur Teilnahme an den beiden Planungszellen eingeladen. Letztlich folgten 47 Bürgergutachter der Einladung und beteiligten sich an den vier Arbeitstagen, welche das Berliner Insitut „nexus“ durchführte. Die Bürgergutachter kamen aus allen Wuppertaler Stadtteilen, auch aus Gebieten, über welche die Seilbahn vielleicht einmal fahren wird – sie waren ein „buntes“ Abbild von Wuppertal“, unterstrich Dr. Marcel Solar vom Amt für Bürgerbeteiligung.

Jeweils acht Stunden pro Tag wurden die Gutachter mit dem Thema Seilbahn vertraut gemacht: „Das waren viele Infos und für manche Teilnehmer auch anstrengend“, blickte Teilnehmerin Petra K. am Samstag zurück: „Die Köpfe haben da schon geraucht. „Ich war eigentlich dafür, bin jetzt aber skeptisch“, äußerte sich Student Christopher P. Ebenso wie Petra K. zeigte sich der Student von den Planungszellen und der Durchführung aber geradezu begeistert – beide Bürgergutachter-Gruppen seien in den vier Tagen richtig zusammengewachsen.

Bürgergutachterin: „Jetzt besser informiert als die Ratsmitglieder“

„Die Qualität der Vorträge war hoch und interessant. Es wurden auch technische Aspekte gut bewertet“, befand Petra K. und unterstrich gemeinsam mit Christopher P., dass es „noch viele ,Wenn‘ und ,Aber‘“ gebe. Vieles sei für eine spätere, realistische Einschätzung noch nicht klar, erklärte Christopher P.: „Unsere Aufgabenstellung war aber lediglich, ob die Seilbahn weiter geplant werden soll. Mehr nicht“, stellten die beiden Bürgergutachter unisono heraus.

Bürgerbeteiligungsdezernent Panagiotis Paschalis bedankte sich im Rahmen eines Abschlussempfangs bei den engagierten Bürgern für ihren Einsatz. Dass mancher Bürgergutachter seine weitere Mitwirkung anbot, bewies, wie hoch die Motivation selbst nach den vier arbeitsreichen Tagen war  – ob für oder gegen die Seilbahn, das Beteiligungsmodell „Planungszelle“ bestand jedenfalls seine Wuppertal-Premiere. „Wahrscheinlich sind die Bürgergutachter nun besser informiert als die Ratsmitglieder“, merkte Petra K. denn auch an.

Anfang November: Bürgergutachten-Übergabe an OB Mucke

Das Seilbahn-Gutachten wird nun in den nächsten Wochen in Abstimmung mit den Teilnehmern durch das Büro „nexus“ formuliert. Anfang November soll es Oberbürgermeister Andreas Mucke überreicht werden, im Dezember wird sich der Rat der Stadt damit befassen. Ihm obliegt es, die politische Grundsatzentscheidung für oder gegen die Seilbahn zu fassen – nach dem deutlichen Votum der Bürgergutachter dürfte es keinen Zweifel daran geben, dass der Rat grünes Licht für die nächste Seilbahn-Etappe gibt…

Mehr Infos zur Seilbahn-Idee gibt es hier: www.seilbahn2025.de