25.10.2016, 19.30 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Michael Winkhaus: Super-Teleskop für die CFG-Schülersternwarte
An diesem Donnerstag schaute Michael Winkhaus gespannt zum Himmel. Der Blick des Lehrers des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums (CFG) und Initiators der Schülersternwarte auf dem Dach des Schulzentrums Süd ging aber nicht nach oben, weil am Himmel einmal mehr ein astronomisches Spektakel zu beobachten war. Keine Sonnenfinsternis, auch kein Merkur-Transit zog Winkhaus in den Bann, vielmehr wurde per Kran ein neues Teleskop aufs Schulzentrum-Dach gehievt.
Wie das tonnenschwere Teleskop vom West-Pausenhof zur CFG-Sternwarte gebracht wurde, das allein war ein Spektakel. Zum Highlight wurde die Aktion aber vor allem, weil damit ein Traum für den „Sternengucker“ des CFG wahr wurde: Dank der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung erhielt die CFG-Sternwarte ein modernes 20-Zoll-Teleskop – stolze 145.000 Euro ist die Sachspende der gemeinnützige Stiftung wert.
„Immer limitiert gewesen…“: Bisheriges Teleskop war etwa 40 Jahre alt
Diese hat sich der Förderung von naturwissenschaftlicher Forschung und Ausbildung verschrieben, im Beirat der Stiftung sitzt die Crème de la Crème der deutschen Physik, berichtet Michael Winkhaus stolz. Dank der Heraeus-Spende kann das bisherige 12-Zoll-Teleskop ersetzt werden, welches in der „Station 7“ der Schülersternwarte untergebracht ist. Neben sechs Teleskop-Inseln steht auf dem Dach des „Süd“ nämlich auch eine Sternwartenhütte.
Während die jeweils vier Teleskope der Inseln auf dem allerneuesten Stand sind, war das Teleskop in der Hütte völlig veraltet. Aus den 1970er Jahren stammt es, Michael Winkhaus hat es „gebraucht“ von der Uni Bochum erhalten. „Ob bei der Beobachtung von Exoplaneten oder der Magnetfelder der Sonne und, und, und – „an dem veralteten Teleskop hat es immer gekrankt“, erläutert Michael Winkhaus: „In der Station sind wir immer limitiert gewesen.“
CFG-Schülersternwarte: Einmalig in ganz Deutschland
Das wird nun anders: Mit der Genauigkeit von einer Bogensekunde in 15 Minuten wird man zukünftig von der „Station“ aus „zu den Sternen greifen“ können. Für den Laien: Das neue Teleskop ist dem Beobachtungsobjekt in etwa auf den hundertstel Millimeter exakt „auf den Fersen“. „Das ist irre“, freut sich Michael Winkhaus, der die Schülersternwarte vor rund sieben Jahren ins Leben rief: „Dass wir das schaffen können, hätte ich anfangs nicht zu träumen gewagt.“
Dass der Traum nun wahr wurde, kommt allerdings auch nicht von ungefähr: In ihrer Art als Ausbildungs-Sternwarte für Lehrer und Studenten sowie Schüler ist die CFG-Sternwarte einmalig in ganz Deutschland, wohl sogar in Europa. Pro Jahr, so berichtet Michael Winkhaus, steigen dem Schulzentrum Süd rund 800 Besucher aus dem In- und Ausland aufs Dach. Nicht ohne Grund begleiten Michael Winkhaus und Co-Leiter Bernd Koch schon jetzt die Masterarbeiten von Lehramtsstudenten.
Ein Tag wie Weihnachten mit Sonnenfinsternis…
Dank des neuen High-Tech-Teleskops werden in Zukunft auch angehende „Master of Science“ im „Süd“ fachlich betreut werden können. „Das ist ein richtiger Quantensprung“, erklärt der Diplom-Physiker die Bedeutung der Heraeus-Spende, und wenn er erzählt, steht Winkhaus die Freude förmlich ins Gesicht geschrieben – was mag die Großspende für ihn persönlich bedeuten?
Ein Ereignis wie Ostern und Weihnachten oder einer Sonnen- und einer Mondfinsternis an einem Tag? „Nein, das geht ja gar nicht“, lacht der 50-Jährige: „Es ist so ein Gefühl, wie einen neuen Planeten zu entdecken“, erklärt Winkhaus: „Man hat das Gefühl, man durchdringt das Universum.“
Nachdem nun die Herbstferien vorüber sind, wird Winkhaus dazu aufbrechen – in diesen Tagen soll das neue Super-Teleskop einsatzbereit sein – eine dunkle Jahreszeit mit klaren Nächten ist dem CFG-Astronomen zu wünschen…