06.12.2016, 19.29 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Rather Straße: Wenn der Wohntraum zum Albtraum wird…

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Über zwei Jahre nach dem ursprünglichen Termin noch immer eine Baustelle: die Rather Straße.

„Man darf also weiter gespannt sein, wann in der Rather Straße endlich wieder Ruhe einkehrt…“, so endete Mitte August der CW-Bericht zum Baustellen-Ärger in der Rather Straße. Seit November 2015 lief da bereits der Straßenausbau, zu dem sich der Investor gegenüber der Stadt im Zuge der Errichtung von Einfamilienhäusern auf der nördlichen Seite der Straße vertraglich verpflichtet hatte.

Nicht nur, dass „eine offensichtlich sehr kleine Firma“ mit wenigen Mitarbeitern und „sehr altersschwachem Gerät“ den Ausbau durchführte, wurde reklamiert. Auch beklagte ein Anwohner, dass die Arbeiten viel zu langsam, falsch und zudem nicht ordnungsgemäß ausgeführt würden. Das sah offenbar auch die Stadt so: Sie legte die Baustelle kurzerhand still. Die betreffende Firma verfüge nicht über den erforderlichen Nachweis für die Arbeiten, hieß es von der Stadt – eine neue, dazu auch befugte Firma müsse beauftragt werden.

„Es tut sich was, aber viel zu langsam und magelhaft“

In dem Streit, der sogar zu Handgreiflichkeiten sowie Einsätzen von Polizei und Ordnungsamt in der sonst so beschaulichen Rather Straße geführt haben soll, setzte sich aber offensichtlich der Investor durch – die Baufirma konnte ihre Arbeiten zwischenzeitlich fortsetzen. Drei Monate später ist die Rather Straße noch immer eine Baustelle: Es tut sich zwar was, aber viel zu langsam, kritisieren nun Christoph Wotzka sowie Nadine und Thorsten Lache. Laut Vertrag hätten die Arbeiten bereits im Juli 2014 erledigt sein müssen – zweieinhalb Jahre später ist die Rather Straße noch immer eine „Dauerbaustelle“.

Zudem werde die Erstellung des Bürgersteigs unfachmännisch ausgeführt: Der Untergrund nicht überall ordentlich verdichtet, die Kantsteine zu den Privatgrundstücken zum Teil fehlerhaft gesetzt, die Pflasterung mitunter wellig, die Flucht nicht gerade und, und, und – die Mängelliste der Hauseigentümer ist lang. Christoph Wotzka ist überdies sauer, dass der Bürgersteig vor seinem Haus bis zu 17 Zentimeter zu hoch angelegt worden sei. Da das Gefälle zum Grundstück dadurch größer ausfalle, müsse er nun eine zweite Drainagerinne in der Zuwegung zum Eingang und der Garage einbauen lassen, damit bei Starkregen kein Wasser hineingespült werde.

Hat die Stadt Angst, dass der Investor pleite geht?

Ihm sei der Wunsch, sein Haus etwas höher zu setzen, nicht genehmigt worden, die zu hohe Anlegung des Bürgersteigs habe die Stadt jedoch nachträglich in die Pläne eingearbeitet, beklagt Christoph Wotzka: „Wir müssen uns an die Pläne halten und die machen, was sie wollen“, kritisiert der Häuslebauer. Die Stadt kommt ihrer Aufsichtspflicht nicht energisch genug nach, finden die Eigentümer. Warum das so ist, das meinen sie zu wissen: „Weil die Stadt Angst hat, dass der Erschließer pleite geht und sie dann selbst auf den Kosten für den Ausbau sitzen bleibt“, sind Christoph Wotzka sowie Nadine und Thorsten Lache überzeugt: „Wir haben jetzt die Probleme und wer zahlt dann später dafür – die Altanwohner und wir.“

Beide Eigentümer haben längst Anwälte eingeschaltet, Christoph Wotzka sogar eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen die städtische Behörde auf den Weg gebracht: „Die Stadt soll endlich einmal ihren Job machen – uns lässt man hier im Regen stehen.“ Die Freude am Eigenheim und der Traumblick von der Terrasse auf die Ortsmitte mit der Zwiebelturmkirche ist „nach vorne raus“ für sie mittlerweile zum Albtraum geworden.

CW-Anfrage bei der Stadt – keine Antwort…

„Wir haben alle richtig viel Geld investiert, aber wir kommen einfach nicht zur Ruhe, um unseren Ausblick genießen zu können“, sagen Nadine und Thorsten Lache. Christoph Wotzka gibt sich drastischer: „Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich nicht hier her gezogen.“ Trotz Nachfrage bereits Anfang der Woche war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme seitens der Stadt zu erhalten.