25.01.2017, 19.40 Uhr   |   Redaktion   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

Ära-Ende in Sudberg: Die letzte Party im „Odenwaldhaus“

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Zur Abschiedsparty von Kult-Wirtin Gabriele Ehrhardt (vo. mi.) kamen auch viele Mitarbeiter von einst und heute…

Wehmut liegt über dem „Odenwaldhaus“ an der Sudberger Endhaltestelle: Mit der Kult-Kneipe schloss die letzte Gaststätte im Cronenberger Süden im Dezember 2016 für immer die Türen. Für immer? Nein, nicht für immer – Anfang Januar 2017 warf Wirtin Gabriele Ehrhardt noch einmal die Zapfhähne an, ein allerletztes Mal.

Mit einer großen Party verabschiedete sich „Ele“ Ehrhardt von ihren Freunden und Stammgästen. Das große Team, welches in den vergangenen rund 36 Jahren im „Odenwaldhaus“ tätig war, hielt Ehrhardt am letzten Abend den Rücken frei. Florian D., der hier so manche Party „schmiss“, sorgte bis weit nach Mitternacht für musikalische Stimmung. Die Musiker Wilfried Maus und Lena Deist, die ebenso ihr Kommen angekündigt hatten, mussten wegen der Eisglätte passen.

Die „Höhner“: „Odenwaldhaus“ ist ein „jode Lade“…

Die 63-jährige Kult-Wirtin wird sich in Köln zur Ruhe setzen – „denn dort habe ich damals Jura studiert“. 1980 stand sie kurz vor dem Staatsexamen. Dann starben ihre Großeltern, die Gastwirte Hertha und Heinrich Ehrhardt, kurz hintereinander – also schmiss Gabriele Ehrhardt ihr Studium, um mit 26 Jahren das Lebenswerk der Großeltern weiterzuführen und das „Odenwaldhaus“ „zu schmeißen“. Im Laufe der folgenden fast vier Jahrzehnte machte sie aus der Gaststätte nicht nur die gute Stube von Sudberg.

Auch für so manchen Star aus der Musik-Branche war das Kultlokal sowas wie ein Wohnzimmer: Im Zuge der legendären Sudberger Oktoberfeste des SSV Sudberg wurde das Odenwaldhaus zum Beispiel für die „Bläck Föös“, „Smokie“ oder Chris Andrews zur „Garderobe“ – heute würde man vielleicht „Star-Lounge“ sagen. Die Jungs von der „Spider Murphy Gang“ traten mit ihrem Hit „Skandal im Sperrbezirk“ im Festzelt auf und halfen anschließend im „Odenwaldhaus“ beim Spülen. Auch die „Höhner“ aus Köln waren bei „Ele“ zu Gast und liebten den „jode Lade“.

Von Nierchen bis Kneipen-Quiz: Immer was los „bim Ele“

Aber auch in der Gaststätte Ehrhardt selbst stiegen tolle Feste, Siege und Niederlagen des SSV 07 Sudberg wurden hier gefeiert, nicht zuletzt war es auch das „Gasthaus der Chöre“, wie auf einem Schild an der Außenfassade steht – die kräftigen Stimmen des MGV „Sängerhain“ und des Cronenberger Männerchores erschallten hier. Zahllose Vereinssitzungen, Konzerte lokaler Bands, Ausstellungen der Rassegeflügel- und Kaninchenzüchter oder auch Klassentreffen, Familienfeiern und Jubiläen  sorgten dafür, dass im Saal des „Odenwaldhauses“ eigentlich immer etwas los war.

Und Gabriele Ehrhardt machte auch stets selbst einiges „los“: Rudelsingen, Jazz-Abende und Rock-Nächte, Bingo-Abende, Karnevalspartys, musikalisch-kulinarische Themenabende, Rudelgucken und, und und zuletzt sogar ein Kneipen-Quiz sorgten dafür, dass das „Odenwaldhaus“ ein gesellschaftlicher Mittelpunkt des Ortsteils war. Natürlich konnte man „bim Ele“ nicht nur gut ein Bierchen trinken und feiern, sondern auch bestens bürgerlich essen.

Gabriele Ehrhardt: „Abschied mit lachendem und weinenden Auge“

In Sachen Schnitzel & Co. war das „Odenwaldhaus“ ein Mekka für alle Fans von deftiger Küche, aber auch „saure Nierchen“ oder „Sauerbraten“ standen auf der Karte. Garant für den guten kulinarischen Ruf der Kult-Gaststätte war Annette Kaatz, in den vergangenen 22 Jahren war sie die „Odenwaldhaus“-Köchin und rechte Hand von Gabriele Ehrhardt. Das alles ist nun Geschichte: „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, betonte Gabi Ehrhardt, dass sie die Herzlichkeit ihrer Gäste vermissen werde: „Ohne das „Odenwaldhaus“ hätte ich euch alle nie kennen und schätzen gelernt.“

Aus vielen Gästen seien Freunde geworden – „im Herzen bleibe ich immer Sudbergerin“, bekannte die Wirtin. Den Abschied machten ihr die Stammgäste und Freunde nicht unbedingt leicht: Mit viel Programm bereiteten sie Gabriele Ehrhardt einen unvergesslichen Abend. So hatten Klaus Gotthard und andere ein unterhaltsames „Gabi TV“ unter der Überschrift „Vom Tresen in die Welt“ zusammengestellt – das war noch einmal sowas wie ein Höhepunkt für das Lokal.

Wohnungen statt Kneipe: Im April kommt die Abrissbirne

Während viele Vereine sich nun einen anderen Treffpunkt suchen müssen, wird ab April das letzte Kapitel eingeläutet: Dann soll das „Odenwaldhaus“ abgerissen werden, um Platz für ein Wohnhaus zu schaffen. Diesen letzten Akt möchte Gabi Ehrhardt nicht persönlich miterleben, mit einem „Bein“ bleibt sie dennoch in Cronenberg – ein Appartement im Dorf behält sie…