07.02.2017, 16.47 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

„Jubel“-Ehepaar Kimmer: Im Rennschlitten ging’s zum Standesamt

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Mit ihren Töchtern Hannelore Hunger (li.) und Karin Rossel sowie Bürgermeisterin Bettina Brücher (re.), die in Vertretung des Oberbürgermeisters die Glückwünsche der Stadt überbrachte, stießen Emmi und Siegfried Kimmer auf ihre Gnadenhochzeit an.

„Man muss gerade in schlechten Zeiten zusammenhalten – das macht die Liebe stark“, betonen Emmi und Siegfried Kimmer. An dem „Geheimrezept“ des Ehgepaares muss was dran sein: Am 1. Februar 2017 konnten die Küllenhahner nämlich einen seltenen Hochzeitstag feiern: Seit 70 Jahren sind Emmi und Siegfried Kimmer verheiratet – sie begingen damit ihre Gnadenhochzeit.

Kennen gelernt hat sich das Ehepaar kurz nach dem Krieg im Erzgebirge: Beim Tanz in der Gastwirtschaft, welche Emmi Kimmers Schwester betrieb, forderte Siegfried Kimmer sie auf – anschließend ließ er seine Angebetete nicht mehr los. Beziehungsweise der Schuhmacher ließ nicht mehr locker und warb beinahe täglich um die Gunst seiner Herzensdame. Emmi Kimmer war zwar zunächst etwas zurückhaltend, die Ausdauer ihres Werbers überzeugte sie dann aber doch. Zumal Siegfried Kimmer und sein Chef schließlich sogar eine Verlobungsanzeige in die Zeitung setzten, wurde am 1. Februar 1947 Hochzeit gefeiert.

„Ganz in Weiß“ war nicht nur das Hochzeitskleid…

Die Zeiten kurz nach Kriegsende waren hart, insofern war Pragmatismus angesagt: Um Kosten zu sparen wurde gemeinsam mit der Schwester Doppel-Hochzeit gefeiert, als Hochzeitsgeschenk schlachteten die Brauteltern ein Kalb und richteten das Hochzeitsessen aus – natürlich wurde in der Gastwirtschaft der Schwester gefeiert, allerdings nicht im großen Saal, wie das „Jubel-Paar“ auch nach 70 Jahren noch weiß. Apropos: Ganz in weiß ging es dabei zu, denn es hatte kräftig geschneit – nur per Rennschlitten gelangten die Brautpaare daher über den Berg zum Standesamt…

In den folgenden 40 Jahren  bekamen die Kimmers zwei Töchter und bauten sich mit viel Arbeit und Fleiß sowie Bescheidenheit und gestärkt durch ihren tiefen Glauben eine gesicherte Existenz auf: 1987 allerdings verließen sie ihr schmuckes Häuschen im Erzgebirge, verkauften ihr sämtliches Hab und Gut – zwei Jahre vor der „Wende“ siedelte das Ehepaar aus der damaligen DDR zur Tochter nach Wuppertal über.

Einer für den anderen: Die Familie wird groß geschrieben

Während die ältere Tochter Hannelore mittlerweile bei Hamburg zu Hause ist, wohnen Emmi und Siegfried Kimmer im Stauffenbergweg Tür an Tür mit ihrer jüngeren Tochter Karin Rossel und deren Familie – zumal mit inzwischen 88 beziehungsweise 89 Jahren die Beschwernisse des Alters nicht ausbleiben, wohnt die Unterstützung also gleich nebenan. Dass man gegenseitig füreinander da ist und sich hilft, ist eine Selbstverständlichkeit.

Die Familie wird bei Emmi und Siegfried Kimmer, ihren Kindern sowie den mittlerweile fünf Enkeln und drei Urenkeln ganz groß geschrieben – „wir haben uns immer gegenseitig geholfen – heute gucken unsere Kinder und Enkel eben nach uns“. Insofern war vielleicht auch der vergangene Samstag der „wahre“ große Hochzeitstag für das „begnadete“ Ehepaar: Dann kam die gesamte Familie auf Küllenhahn zusammen, um gemeinsam mit Emmi und Siegfried Kimmer die Gnadenhochzeit zu feiern…