28.02.2017, 19.33 Uhr | Meinhard Koke | Artikel drucken | Instapaper | Kommentare
Neuer TiC-Krimi: Ohne Tamtam, aber mit viel Spannung
Auch in die Spielzeit 2017 startet das Theater in Cronenberg (TiC) mit einem Krimi. Nach Edgar Wallace und Columbo in den letzten Jahren bestreitet ein weiterer Meister der Spannung den diesjährigen Premieren-Aufgalopp: Alfred Hitchcock. Der Broadway-Erfolg „Bei Anruf Mord“ von Frederik Knott wurde 1954 mit der legendären Grace Kelly verfilmt. Im TiC-Theater ist es Thomas Gimbel, der den Klassiker in Szene setzt. Und zwar als so etwas wie einen Kontrapunkt.
Hauptdarstellerin Beril Erogullari als Sheila ist mit ihren dunklen Haaren schon äußerlich ein Gegensatz zur blonden Grace Kelly. Während der Kinofilm in 3D-Technik verfilmt wurde, inszeniert Thomas Gimbel den Thriller zudem in einem schlichten schwarz-weißen Bühnenbild. Das sprüht geradezu vor Krimi-Nostalgie, und das hat viel Pfiff: Wie Janosch Plaumann Teile der Kulisse, inklusive der Blicke aus den Fenstern auf einen Straßenzug im gediegenen London, buchstäblich nachzeichnet, das ist großartig. Und das lenkt das Hauptaugenmerk in der Borner Straße auf die Schauspieler und die spannende Handlung des Kammerspiels – wie es einst die 3D-Technik sollte, nur eben anders.
Gelingt der perfekte Mord „mit Umweg“?
Eben darauf kommt es ja auch an: Der Thriller braucht weder 3D noch Schnick-Schnack, die Spannung von „Bei Anruf Mord“ lebt von der Raffinesse des Bösewichts und seines Gegenparts, des Inspectors, sowie der Frage: Gibt es den perfekten Mord? – Gute, alte Krimi-Zeiten! Zum Inhalt: Der mittellose Ex-Tennisprofi Tony (Torsten Kress) ist seiner vermögenden Ehefrau Margot drauf gekommen, dass sie ein Verhältnis zum Krimiautor Mark (Dennis Gottschalk) hat. Tony heckt einen teuflischen Plan aus, um sich seiner Frau zu entledigen und zugleich an ihr Vermögen zu kommen: Er heuert den heruntergekommenen Captain Lesgate (Hansotto Rademacher) an, um Margot umzubringen.
Während er mit Mark den Abend verbringt und sich so das perfekte Alibi verschafft, soll Lesgate sie erwürgen. Zunächst läuft alles nach Plan: Als Tony – wie geplant – daheim anruft, geht Margot ans Telefon und Lesgate fällt von hinten über sie her. Nur: Margot kann im Todeskampf eine Schere ergreifen – und ersticht Lesgate. Tony, der am Telefon „live“ Zeuge ist, muss nun schnell umdenken: Geschickt fädelt er die Indizien so ein, dass Margot als vorsätzliche Mörderin dasteht. Selbst Liebhaber Mark glaubt an ihre Schuld, Inspector Hubbard (Philipp Flanze) indes beschleichen Zweifel.
Eiskalter Ehemann versus Inspector Marke Columbo
Ob er Margot vor der Hinrichtung bewahren kann oder ob Tony doch noch der (fast) perfekte Mord gelingt, das sei an dieser Stelle nicht verraten. Attestiert werden darf jedoch, dass der Hitchcock-Klassiker nach sechs Jahrzehnten nichts an Spannung eingebüßt hat. Thomas Gimbel arbeitet die teuflischen Gedankengänge von Bösewicht Tony und sein hochspannendes Ringen mit Inspector Hubbard fein heraus und fesselt damit die Zuschauer im TiC-Theater – auch ohne spektakuläres Tamtam ein Krimi der besten Art. Seinen Anteil daran hat Torsten Kress.
Beeindruckend spielt er den Mann mit den zwei Gesichtern, hier den scheinbar liebenden Ehemann und Gentleman, dort den mit eiskaltem Kalkül den perfekten Mord planenden, beziehungsweise die Hinrichtung seiner Ehefrau betreibenden Schurken. Beril Erogullari und Dennis Gottschalk als ihr Liebhaber sind dem gehörnten Ehemann in ihrer Naivität willfährige Partner in dem skrupellopsen Spiel, Philipp Flanze lässt das Publikum derweil mitfiebern: Gelingt es dem „Columbo-Verschnitt“ von Scotland Yard, den eiskalten Plan zu durchkreuzen und Tony ein Beinchen zu stellen?
Bis es die Antwort darauf gibt, müssen die TiC-Zuschauer lange zittern. Aber das soll auch so sein. Um einen spannenden Abend zu haben, hat das Publikum ja schließlich die Karten für den Gimbel-Krimi gekauft… Apropos: Für treue TiC-Zuschauer hält „Bei Anruf Mord“ auch ein Wiedersehen bereit: In der Rolle des Auftragsmörders gibt TiC-Urgestein Hansotto Rademacher nach langer Zeit ein Comeback. Auch wenn es kurz ist, weil er schnell selbst zum Opfer wird, ist es schön, „Radi“ mal wieder auf der TiC-Bühne zu sehen – verlernt hat der alte TiC-Recke nichts!
Infos & Karten
Karten für den neuen Krimi im TiC-Theater gibt es unter Telefon 0202 47 22 11, im Theaterbüro an der Hauptstraße 3 sowie via Internet unter www.tic-theater.de.