06.04.2017, 16.43 Uhr   |   Meinhard Koke   |   Artikel drucken   |   Instapaper   |   Kommentare

60 Jahre CFG-Schüleraustausch: „Das ist eine Sensation“

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Schulleiter Jean-Pierre L’Hotelier (2.v.l.) und Austausch-Leiterin Sabine Anfray (re.) aus Lorient mit ihren CFG-Gastgebern Reinold Mertens und Dr. Cornelia Wissemann-Hartmann (li.). -Foto: Meinhard Koke

Das Carl-Fuhlrott-Gymnasium (CFG) kann in diesem Jahr das 60-jährige Jubiläum seines Schüleraustausches mit einem Gymnasium in der Bretagne-Stadt Lorient feiern. Zumal die Partnerschaft mit dem Lycée Dupuy-de-Lôme der älteste deutsch-französische Austausch ist und der europäische Geist aktuell etwas in der Krise steckt, wird der runde Geburtstag vielleicht umso mehr gewürdigt: So kam kürzlich nicht nur der renommierte deutsch-französische Publizist Alfred Grosser an den Jung-Stilling-Weg (die CW berichtete). Am 24. März 2017 wurde das Austauschjubiläum auch mit einem Festabend begangen.

Zweisprachig und zugleich „très charme“ führten die CFG-Lehrer Barbara Wyneken und Werner Meyer durch den Abend, der durchaus der Gastdelegation aus Lorient mit dem Leiter des Lycées an der Spitze entgegenkam. In dem in feierliches Blau-Weiß-Rot getauchten Pausenzentrum sorgten musikalische Intermezzi der CFG-Big-Band, der Band „All That Jazz“ oder auch der Sängerin Evelyn Werner sowie Sketche rund um deutsch-französische Klischees unter der Überschrift „Salut les Clichés“ dafür, dass der Abend nicht wie schwer verdauliches Vollkornbrot, sondern à la Baguettes mit Rotwein daher kam.

Reinold Mertens, seit letztem Jahr Leiter des Fughlrott-Gymnasiums, dankte seinen Vorgängern und den französischen Partnern für ihr Engagement in den vergangenen sechs Jahrzehnten: „Sie haben die leuchtende Fackel der Freundschaft weitergetragen.“ Mertens erinnerte daran, was es nur zwölf Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges und sechs Jahre vor Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages bedeutet haben müsse, diese Schul-Partnerschaft zu begründen. Der Austausch habe für viele Begegnungen und Kontakte gesorgt, Freundschaften seien entstanden – „heute kann man sagen, es hat sich gelohnt“, betonte Mertens und hatte dabei gewiss nicht (nur) die Ehe im Sinn, die durch den Austausch gestiftet worden sei.

„Schule muss für ein geeintes Europa eintreten“

Ebenso wie sein Vorgänger Karl W. Schröder anlässlich des 50-jährigen Jubiläums vor zehn Jahren erneuerte Mertens das Versprechen, die Freundschaft weiter ausbauen zu wollen: „Schule muss für ein geeintes Europa eintreten – wir gehen mit gutem Beispiel voran.“ Ob MdE Herbert Reul, Oberbürgermeister Andreas Mucke oder auch Ministerialrätin Antonia Dicken-Begrich von der Bezirksregierung – alle Festredner hoben die historische und zugleich visionäre Bedeutung der Schulpartnerschaft hervor: Sie sei bereits ins Leben gerufen worden, als es noch elementar um das Zuschütten jahrhundertealter Gräben, um Versöhnung gegangen sei, blickte Dicken-Begrich zurück, Europaparlamentarier Herbert Reul bezeichnete das als „Sensation“.

OB Mucke derweil erinnerte daran, dass der Austausch bereits drei Jahre vor der Wuppertaler Städtepartnerschaft mit St. Etienne entstanden sei. „Sie haben Geschichte geschrieben“, unterstrich Antonia Dicken-Begrich: Gerade die Begegnung junger Menschen sei ein Beitrag zur Völkerverständigung. Zumal man, so OB Mucke, heute mehr denn je „dagegen halten“ müsse, sei die Partnerschaft umso wichtiger: „Wir brauchen Europa, dieser Austausch zeigt, dass es besser geht“, appellierte der Oberbürgermeister: „Lasst uns Freundschaften schließen für Europa.“ Dem schloss sich der MdE Reul mit Blick auf ein Europa „in unruhigem Fahrwasser“ an: „Ob das Modell Zukunft hat, wird auch hier entschieden.“

Französische Lebensart: Bis Mitternacht gefeiert und getanzt

Das Reul-Bild griff auch Jean-Pierre L’Hotelier auf. Der Schulleiter aus der französischen Hafenstadt, der sich bewundernswert in Deutsch versuchte, bezeichnete die Schulpartnerschaft als ein Fundament des vereinten Europas, das in einem unsicheren Weltmeer unentbehrlich sei: „Wir haben mehr denn je die Pflicht, das fortzusetzen und zu pflegen“, bekräftigte L’Hotelier den Willen seines Lycées, die Partnerschaft voranzutreiben. Als Gastgeschenk überreichte der Leiter der Partnerschule ein Modell eines bretonischen Fischkutters – als Symbol dafür, dass der Schüleraustausch zwischen dem Lycée Dupuy-de-Lôme und dem Carl-Fuhlrott-Gymnasium sturmfest sei.

Auf jeden Fall ist die Partnerschaft (auch) „feierfest“: Nach dem Gang ans Büfett wurde das stimmungsvolle Jubiläumsfest bis Mitternacht bei vielen Gesprächen und später auch ausgelassenem Tanz voll ausgekostet – „savoir-vivre“ auf Küllenhahn…